Und doch, wenn ich irgend etwas geschrieben,
Das, weil niemand es will, mir liegen geblieben,
Oder wenn ich Druckfehler ausgereutet,
Da weiß ich recht wohl, was Geld bedeutet,
Und wenn man trotzdem, zu dieser Frist,
Den Respekt vor dem Gelde bei mir vermißt,
So liegt das daran ganz allein:
Ich finde die Summen hier immer zu klein.
Was, um mich herum hier, mit Golde sich ziert,
Ist meistens derartig, daß mich’s geniert;
Der Grünkramhändler, der Weißbierbudiker,
Der Tantenbecourer, der Erbschaftsschlieker,
Der Züchter von Southdownhammelherden, Hoppegartenbarone mit Rennstallpferden,
Wuchrer, hochfahrend und untertänig —
Sie haben mir alle viel, viel zu wenig.
Mein Intresse für Gold und derlei Stoff Beginnt erst beim Fürsten Demidoff,
Bei Yussupoff und bei Dolgorucky,
Bei Sklavenhaltern aus Süd-Kentucky,
Bei Mackay und Gould, bei Bennet und Astor —
Hierlandes schmeckt alles nach Hungerpastor —
Erst in der Höhe von Van der Bilt Seh’ ich mein Ideal gestillt:
Der Nil müßte durch ein Nil-Reich laufen,
China würd’ ich meistbietend verkaufen,
Einen Groß-Admiral würd’ ich morgen ernennen,
Der müßte die englische Flotte verbrennen,
Auf daß, Gott segne seine Hände,
Das Kattun-Christentum aus der Welt verschwände.
So reich sein, das könnte mich verlocken —
Sonst bin ich für Brot in die Suppe brocken.
Der Roman Fontanes erfreut sich eines regen wissenschaftlichen Interesses. Von der Lyrik des Autors wird dagegen sehr selten Notiz genommen. Schwer zu verstehen ist eine solche Gewichtsverteilung der Interessen nicht. Sie trägt der herausragenden Bedeutung des Romans Rechnung, und zur Vernachlässigung der Lyrik hat wohl auch beigetragen, daß sie sich lange erstaunlich konventionell gibt. Doch die Tatsache wird dabei übersehen, daß Fontane schließlich auch in der Lyrik einen ganz eigenen Ton findet, und Gedichte entstehen, die zum besten gehören, was die Literatur des 19. Jahrhunderts vorzuweisen hat. Nach mancher Vorankündigung sind sie vorwiegend ein Produkt der Spätzeit des Dichters: Gedichte, die meist nach der zweiten Gedichtausgabe von 1875 entstanden und in den Ausgaben von 1889, 1892 und 1898 dann neu hinzugekommen sind.
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