Heft 
(1983) 35
Seite
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Von den neueren Studien-Ausgaben der Werke Theodor Fontanes ist die seit 1962 erscheinende sogenannte ,Hanser-Ausgabe eine der besten, zwar strebt auch sie keine Vollständigkeit an, aber sie erfaßt viele bisher unbekannte oder noch ungedruckte Materialien. In vier Abteilungen von jeweils mehreren Bänden werden sämtliche Romane, Erzählungen und Gedichte Fontanes, seine Wanderungen, Erinnerungen und Kritiken sowie schließlich seine Briefe herausgegeben. Ursprünglich waren für die vierte Abteilung die der Briefe nur 3 Textbände und 1 Kommentarband vorgesehen, aber die Fülle des Materials sprengte diesen Rahmen, so daß der 1976 erschiene Band 1 die Briefe von 1833 bis 1860 enthält, Band 2 (1979) jene von 1860 bis 1878 und der dritte Band (1980) die Briefe von 1879 bis 1889. Band 4 soll den Altersbriefen von 1890 bis 1898 gewidmet sein, während der fünfte Band ein ausführliches Kommentar und Register für sämtliche 4 Textbände sowie einige Nachträge enthalten wird. Insgesamt bringt die Brief-Abteilung der Hanser-Ausgabe über 2 000 Briefe Fontanes zum Abdruck. Als Quellen dienten die bisher teils ver­streut und einzeln in Zeitschriften und heute vielfach unbekannten oder verschollenen Blättern veröffentlichten Briefe, teils auch Sammlungen von Briefen an einzelne oder mehrere Adressaten, darüber hinaus Original­handschriften und Abschriften, die sich in verschiedenen Bibliotheken, Archiven oder auch in Privatbesitz befinden, viele davon werden hier erst­mals veröffentlicht. Alle Texte wurden, soweit möglich, überprüft und miteinander verglichen, um die jeweils zuverlässigste Vorlage auszu­wählen. Orthographie und Interpunktion der Vorlagen sind vorsichtig modernisiert worden, und auch typographisch lehnen sich die Herausgeber an die Form des Originals an. Einige beigefügte Faksimiles geben eine Vorstellung vom äußeren Erscheinungsbild der Briefe Fontanes, von seinen schwungvollen und verschnörkelten Schriftzügen, die sich bis ins Alter hinein kaum veränderten.

Die Gestaltung der bisher erschienenen drei Brief bände ist gleich: dem Textabdruck folgen eine kurze Nachbemerkung, ein Verzeichnis der be­nutzten Literatur, ein alphabetisches Verzeichnis der Briefempfänger und schließlich ein Inhaltsverzeichnis der laufend durchnumerierten Briefe, mit Angabe der jeweiligen Satzvorlagen. Erstveröffentlichungen sind in diesem Inhaltsverzeichnis kursiv gesetzt.

Leider ist das Verzeichnis der Briefempfänger ohne biographische Daten, und die fehlenden Anmerkungen zu den einzelnen Briefen, die erst in Band 5 geplant sind, mindern den Wert der Textbände erheblich. Obwohl die Hanser-Ausgabe in Konzeption und Umfang also über bereits vor­liegende Editionen der Briefe Fontanes hinausgeht und ein separater Kommentarband den Ansprüchen des wissenschaftlichen Benutzers ent- gegenkommen mag, ist doch das Fehlen jeglicher Erläuterungen in den einzelnen Bänden für den einfachen Fontane-Leser, der sich weder in dessen literarischem Werk genau auskennt noch über umfassende Lite­ratur- und Geschichtskenntnisse verfügt, ein Nachteil.

Der Inhalt der ersten Briefe von 1879 kreist noch umSpreeland'V den vierten und letzten Band derWanderungen", der im November 1881

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