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Deutsche Roman-Bibliothek.
„Und wann kehrst Du wieder?" Ihr Ton klang so dumpf, so hohl.
„Gianetti wird mir sagen..."
„Immer er!" Sie wandte sich ab, als Camill tröstend den Arm über ihren Nacken legte.
„Wer verbietet mir, Dir zu folgen? Ich hörte eines Abends in Nizza, wie man ohne Minderachtung, sogar mit Bewunderung von einer Dame sprach, die einen unserer genialsten Virtuosen stets aus seinen Reisen begleite. Ich will an meinen Sachwalter schreiben, ihn bitten, mir sofort, wenn die Scheidung ausgesprochen, Nachricht an meine Freundin Zu senden. Wir finden überall einen Priester... Ich werde Dir nicht lästig sein; nur verlange nicht, daß ich mich von Dir trennen soll!"
Camill's Antlitz verdüsterte sich.
„Bedarf es der Versicherung, daß es mich glücklich machen würde, Dich bei mir zu haben? Aber bedenke, wie abhängig ich als Künstler der Welt gegenüber stehe; mein Ruf als solcher ist von frischem Datum. Ich könnte Dich nur als meine Gattin mit mir führen, und wer hätte dann das Recht, nach Deiner Legitimation als solcher zu fragen; aber... was ich Dir sage, wird Dir befremdend erscheinen, und doch ist es so: mein Vertrag mit Gianetti bindet mir auch hier die Hände; ich darf mich während eines Jahres nicht vermählen."
Bettina schaute ihn starr, mit weit geöffneten Augen an; ihr erschien eine solche, obwohl geschäftlich übliche Klausel unbegreiflich.
„Laß Dir erklären und höre mich ruhig an. Gianetti ist Geschäftsmann; er kalkulirte sehr vorsichtig, daß ein junger Künstler, von ihm eingeführt, durch seine Liebe lässig gegen seine Kunst werden könne."
Mosaik.
Metternich und der Koran. Freiherr August von JochmuS, der einstmalige deutsche Reichsminister, erzählt in feinen „Gesammelten Schriften" folgende hübsche Anekdote, die Metternich ihm im Juni 1856 in Wien mittheilte: In den zwanziger Jahren, während des Griechenaufstandes, so erzählte Metternich, hatte ich natürlich oft Gelegenheit, der Pforte meine Ansichten über die damaligen Ereignisse darzulegen. Eines Tages las ich dem Hofrath von Huszar den Entwurf Zu einer Depesche nach Konstantinopel mit dem Bemerken vor, mir unverholen feine Meinung über deren Inhalt mitzutheilen. „Euer Durchlaucht," sagte alsbald der Orientalist, „drückten in einem der Sätze der Depesche fast wörtlich den Sinn einer Stelle des Korans aus," und Huszar citirte sogleich die betreffende Sura. Ich gab daher die Weisung, den arabischen Text des Korans statt des Gedankens, wie er in der Depesche stand, einzuschalten, und erfuhr gar bald, daß das arabische Citat einen wohlgefälligen Eindruck auf den Sultan Mahmud gemacht habe. In einigen späteren Depeschen, die gleichfalls
Bettina schüttelte ungläubig den Kopf.
„Du erinnerst Dich der Worte, die ich zu Dir schon sprach?" fragte Camill. „Gönne mir die kurze Frist, meinen Ruf als Künstler zu begründen. Du siehst mich deßhalb rastlos von einem Orte zum andern eilen; auch meine Nerven schmerzen oft von übermäßiger Anstrengung, aber es gilt im Fluge zu erringen, im Schweiß zu erkämpfen. Gönne auch Dir selbst die Ruhe, zu überlegen, die Einsicht zu gewinnen, daß meine Pflicht gegen mich als Künstler und mehr noch, unweigerlich, die gegen Gianetti mich zwingt, diese Frist von Dir zu begehren. Sei überzeugt, ich würde nicht zögern, die Rücksicht für meinen Künstlerruhm meinem Herzen zu opfern, aber das Wort, das ich Gianetti gegeben, muß mir heilig bleiben! Und jetzt, Bettina, gestatte, Dich Deiner Freundin zu überlassen. In einer Stunde suche ich Dich in Deinem Hotel!"
Er erhob sich. Bettina, tief darniedergeschlagen, hörte seine letzte Rede kaum; sie horchte auch nicht mehr auf die Worte, die er noch zu ihr sprach, duldete seine Liebkosungen, ohne sie zu erwiedern. Es kam auch kein Laut über ihre Lippen, als er von ihr ging.
Lange stand sie noch da, als sie allein; dann plötzlich hob sie energisch das Haupt.
„Seine Pflicht gegen Gianetti; seine Pflicht gegen die Welt... und was ist seine Pflicht gegen mich?... Er würde Alles seinem Herzen opfern, aber das Wort, das er diesem Manne gegeben..."
Ein rettender Gedanke blitzte aus ihren Augen, die unruhigen Züge verklärend. Sie suchte die Freundin, umarmte sie mit wilder Hast und eilte davon.
(Fortsetzung folgt.)
für dessen Auge bestimmt waren, befolgte ich deßhalb dieselbe Methode. Einige Zeit darauf beschied der Sultan den Jnter- nuntius in sein Kabinet und fragte ihn ganz im Vertrauen, ob er genau die Vergangenheit des Fürsten Metternich kenne und ob derselbe nicht etwa früher Muselmann gewesen sei. Nachdem der JnternuntiuS dem Beherrscher der Gläubigen auf das Bestimmteste erklärt hatte, Fürst Metternich sei ein guter Katholik und als solcher geboren und getauft, versetzte Mahmud: „Da Sie mir daS so entschieden versichern, glaube ich es, dann aber muß ich hinzufügen, daß der Fürst auf dem Wege ist, ein Muselmann zu werden, denn der Geist des Propheten waltet über ihm."
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Buchstäblich genommen. „Was lesen Sie denn da so eifrig, meine Schöne?" fragte ein Stutzer ein böhmische? Mädchen.— Sie: Lest ich da prächtige Historie von zwei Verliebte. — Er: Also einen Roman! Wer hat ihn denn geschrieben? — Sie: Aber gehen Sie! Wollen's mi foppen? Js e nit geschrieben, is e gedruckt.
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6lL88ike>'-?l'aoki-^U8gaben: Dlset/rone-Vs gninrntbieke Konnten. 4 Läe., n Dcb. II. 4. 50. — LnsAsvküülte Konnten. 2 Läe., n Lcb. 21. 5. —
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3 Lnnäs, n INI. 21. 4. 50. — Oornxositionen tnr <bns DinnoLorts.
2 Lebe., L Dä. 21. 4. — Linäsr-Hnvisrseknls. I. 2wtü!Z'. 21. 2. 50.
II.—IV. 2,l)t1ilA. n 21. 3. — DrMke-', Linäerlieäer. 4 VdtüsünnASN n 75 IV. — Dis gekünsten Okoi-nb-btleboäien. 75 DL — /rre/t/r:/', Kiene 2.ns-
rvnül clor gekünsten 6korn1-2le1oäisn. 75 DL — De Len Lobtet. 21. 1. 50.
Redaktion: Or. Edmund Zoller. — Druck und Verlag der Deutschen Verlags-Anstalt (vormals Eduard Hallberger) in Stuttgart.