Lindau soll ja tolles Zeug über die Sonntagsaufführung geschrieben haben 2 “. Ist es wahr? Ich kann es mir kaum denken, sehe aber leider jeden Tag, daß sich bei unsren jungen Dramatikern ein aus Verblendung, Selbstgerechtigkeit und Neid zusammengesetzter Zustand ausbildet, von dem außer den bestehenden und noch zu gründenden Kaltwasserheilanstalten niemand Vortheil hat.
In vorzügl. Ergebenheit Th. Fontane.
Nr. 28
Berlin 29. Novb. 89 Potsd. Str. 134.c.
Hochgeehrter Herr.
Heute früh erhielt ich Nummer 9 278 und ich danke Ihnen herzlich für die überaus freundlichen Worte 27 * 1 . So was wirkt. Ich bewundre, wo Sie die Kraft hernehmen, von Woche zu Woche, so viel Frisches und Lebendiges zu bieten 280 . Denn man weiß doch auch wie die Wochen aussehn! Wenn es 7 mal 24 fette Stunden wären, alle triefend von Behagen und lachend vor Glück, ja, da ginge es; aber Aerger, Sorge, Kränkungen, Schnupfen, dicker Kopf, Gesichtsreißen oder Asthma, diese haben doch meist den Löwen- antheil.
Sehr hübsch und auch wahr ist es, daß Sie dem mir fehlenden Sinn für Feierlichkeit ein gut Theil meiner Beweglichkeit („Frische“ erscheint mir schon renommistisch) zuschreiben 281 , es hat aber diese Zappelfritzigkeit auch ihre sehr bedenklichen Seiten.
Sehr hübsch und sehr erfreulich ist der kl. Aufsatz über Lindau 282 . Nachdem er 10 Jahre lang gut behandelt worden ist, ist er jetzt einem überheblichen Achselzucken so Vieler verfallen, die ihm nicht das Wasser reichen 28 ' 1 . Er kann alles und Einzelnes kann er ausgezeichnet. Und immer ist er amüsant.
In vorzügl. Ergebenheit Th. Fontane.
Nr. 29
Berlin 15. Dzb. 89 10 Uhi-
Hochgeehrter Herr.
Die Kritik 284 ist fertig und ich will mich in die Baba legen 28 '’, vorher aber muß ich noch diese paar Zeilen an Sie richten.
Ich habe mal wo gelesen, daß es zu den Schicksalen der sogenannten „artigen Menschen“ gehört, beständig Verstöße in ihrem eigensten Gebiet zu machen. Ganz mein Fall.