ßat als Ausgangspunkt Arth-Goldau und leitet mit gleicher Steigung mnd Anlage über Rigi-Klösterli ebenfalls nach Kulm; eine Zweigbahn führt von Kaltbad nach Rigi-Scheideck; alle diese Bahnen aber bieten prachtvolle Fernsichten von den Wagen aus.
Aer Aürstenkrieg von 1462. (Zu dem Bilde S. 12 und 13.) Es ist eine der elendesten und trostlosesten Zeiten im Deutschen Reiche, von welcher der Künstler den Vorhang hebt, eine Zeit bitterer Rechtlosigkeit und Gewaltthat, die schwer auf den unglücklichen Bürgern und Bauern lastete. Fürstliche Willkür, schon ehemals durch den kraftvollen Hohenstaufenarm nur schwer niedergehalten, war unter der sinkenden Kaisermacht ihrer Nachfolger hoch emporgeschossen, die Herzöge von Bayern und Sachsen, die Grafen von Württemberg, die Kurfürsten von der Pfalz und von Brandenburg fühlten sich als die Herren im Reich, dessen machtloses Oberhaupt, der unselige Friedrich III., fern im Osten um die Erhaltung seiner Erblande gegen Rebellen und äußere Feinde ringen mußte, wenn er nicht gar als Flüchtling umherzog und die Gastfreundschaft der Reichsstädte anrief.
So fochten denn, unbekümmert um seine schwache Einrede, die kampfbegierigen Herren im Reich ihre Händel mit einander aus; Franken, Bayern und die Pfalz klirrten jahrelang von dem Getöse der Waffen, welche der Brandenburger Albrecht Achilles und Graf Ulrich von Württemberg gegen Ludwig von
Bayern-Landshut und ^
seinen Vetter, den Pfalzgrafen Friedrich, ins Feld führten. Der Bayernherzog hatte rechtswidrig die Reichsstadt Donauwörth überfallen und an sich gerissen, die beiden andern, welche in eigenen Landen schon oft genug das Gleiche gethan hatten, aber eifersüchtig auf die wachsende Macht des Bayern waren, ließen sich vom Kaiser die Achtsvollstreckung gegen ihn übertragen und kühlten als dessen Kommissare die eigene Rachsucht an dem Verhaßten und seinem Verbündeten, dem Pfalzgrafen bei Rhein. Es war ein wüster Raubund Plünderungskrieg;
Graf Ulrich, der früher die schwäbischen Reichsstädte mit blutiger Härte heimgesucht hatte, fiel jetzt mit seinen Mordbanden in die gesegneten Pfälzer Lande ein, Korn und Wein unter den Rosseshusen zerstampfend,
Gehöfte und Dörfer einäschernd, daß der Feuerschein weithin leuchtete.
Und die ritterlichen Herren begnügten sich nicht mit der Verwüstung, die ihr Durchritt in den Getreidefeldern verursachte, sondern sie befestigten noch lange Baumäste an ihren Pferden, um dadurch alles gründlich zu brechen und zu zerstören.
< Diese Seenen der Verwüstung find es, welche der Künstler in trefflicher Weise schildert. Der Anführer der reisigen Schar, über dessen Haupt das württembergische Banner flattert, hat seine Lanze dem Troßbuben gegeben, um freie Hand zu behalten, er beobachtet eben, sich rückwärts beugend, mit teuflischem Hohn das Zerstörungswerk. Weiterhin werden die armen Bauern, die versucht haben, ihren Herd zu vertheidigen, als Gefangene im Zug mitgestoßen, um im nächsten Dorf zum warnenden Exempel aufgehängt zu werden. Jeder der Grafen und Ritter führt ein Kriegsfähnlein, man sieht einige von ihnen auf einer Anhöhe im Hintergrund voll Befriedigung ihr rühmloses Werk betrachten. Aber mitten in den gräulichen Raubzug fiel damals wie ein Wetterstrahl Pfalzgraf Friedrich, er brach mit seiner Schar bei Seckenheim aus dem Wald, schlug die Württemberger, denen sich noch die badischen Markgrafen gesellt hatten, nahm die Fürsten gefangen und führte sie weg auf sein Schloß nach Heidelberg. Br.
Instrlittskarnevak. (Mit Illustration S. 4 und 5.) Heute sieht es einmal lustig aus in dem sonst so ernsthaften Klassenzimmer! Studierlampe und Globus sind bei Seite gerückt, unbeachtet von den Vorsteherinnen prangt auf der großen Tafel eine höchst verpönte Kunstleistung der muthwilligen Jugend, aber niemand achtet darauf, denn die Zeit drängt; in einer halben Stunde soll der Ball beginnen, und wie viel ist bis dorthin noch zu thun! Das Festspiel wird herrlich werden, der junge Litte-
raturlehrer, das Ideal der gesammten Oberklaffe, hat es gedichtet, mit einer gewissen Rücksichtnahme auf die vorhandenen Kostüme freilich, aber gerade deshalb um so genialer erdacht: eine Huldigung der Künste vor der höchsten von allen, der Poesie. Figuren aus klassischen und modernen Dichtungen leiten die Handlung ein; zum Schluß kommen palmentragende Genien mit weißen Gewändern und Lockenhaaren. Soeben ist man mit deren Anputz fertig geworden und sie treten den Abmarsch auf die Bühne an, begleitet von der ersten Gouvernante, die das Soufflirbuch trägt und sich gerade noch einmal von der Leistungsfähigkeit ihres Trüppleins überzeugt hat. Steht es bei den „Großen" ebenso sicher?! Man weiß es nicht gewiß, und deshalb „überhört" eine barmherzige Seele aus dem Volk geschwind noch die Helden und Heldinnen. Gerade stockt Dorothea in ihrer Rede, sie fühlt den Augenblick kommen, wo die Erinnerung plötzlich versinkt und nur das schreckliche Bewußtsein bleibt, daß man jetzt etwas sagen sollte, das mit aller Anstrengung nicht beizuschaffen ist! Theilnahms- und ahnungsvoll blickt der neben ihr stehende Hermann auf das rettende Papier; Max Piccolomini aber, in einer Sturmhaube, welche er nicht in seinem Kürassierregiment gefunden, sieht gespannt hinüber nach dem Wandschirm, hinter dem gerade die erste Vorsteherin sich bemüht, Theklas allzu rothe Backen durch einen Puderüberzug mit schwermüthiger Blässe anzukränkeln.
In: Mittelgründe kniet Corinna und heftet mit eiligen Fingern dem Trompeter von Säckin- gen die bunte Schleife an das Beinkleid. Lachend schaut die übermüthige Blondine zu ihr nieder — sie kann sich noch nicht recht in das knappe Sollet finden, und es steht zu vermuthen, daß ihr auch Perücke, Federhut und Schnurrbärtchen keinen allzu drohenden Charakter verleihen werden. Die vom Stadtmusikus entliehene Trompete steckt noch in der neben Thekla stehenden Schachtel, sie kommt zuletzt, wenn das Stoßrappier umgehangen ist. Die zweite der gefährlichen, noch am Boden liegenden Waffen hat sich flehentlich das lustige Backfischlein ausgebeten, die muthmaßliche Künstlerin des idealen Lieutenantskopfes an der Tafel, die aus dem Hintergrund halbangezogen herauslacht und sich „furchtbar" über die lang ersehnten Bubenhosen freut. Aber weit über solche Kindereien erhaben, in süßer eben erblühter Mädchenschöne stehen die beiden Siebzehnjährigen im Vordergründe: Leonore von Sanvitale und Jung Werners Lieb, Margaretha. Die erstere betrachtet lächelnd von der Seite den angehenden Trompeter, die letztere heftet den träumerischen Blick auf die harmlosen Toilettenkünste der alten Lehrerin, aber ihre Gedanken fliegen dabei weit über das Institut hinaus, ins nächste Jahr, wo sie erwachsen in die Welt geführt wird ... auf wirkliche Bälle ... andern Erfolgen entgegen, als sie aus einem Jnstitutsball blühen!....
Erleichterungen im Weiseverkeyr. Am i. Dezember 1889 ist in dem Verkehr mittels zusammenstellbarer Rundreisehefte eine gewiß von vielen Seiten mit Freuden begrüßte Neuerung in Kraft getreten, zunächst freilich nur für das Gebiet des Deutschen Reiches. Es wurden nämlich die bisherigen Bestimmungen bezüglich des Befahrens von Doppelstrecken gänzlich aufgehoben, so daß jetzt die bei der Hinfahrt benutzte Strecke ohne jede Einschränkung ganz oder Lheilweise, je nach Belieben, bis zum Ausgangspunkte der Reise zurück zum zweitenmal befahren werden kann. Bedingung bleibt jedoch auch ferner, daß die Fahrt hin und zurück mindestens 600 llm umfaßt und daß Ausgangsund Endpunkt derselbe bleibt und vor Beendigung der Reise nicht wieder berührt wird.
Es sind also derartige „Rundreisehefte" nichts anderes als eine besondere Art Rückfahrkarten, deren wesentliche Vorzüge: die Möglichkeit der Fahrtunterbrechung auf jeder größeren Zwischenstation ohne alle Förmlichkeiten, vor allen: aber die ausgiebige Gültigkeitsdauer von wenigstens 45 Tagen man sich gern gefallen läßt.
Kaiserin Auguste Wictoria. (Zu unserer Kunstbeilage.) Mit der Nummer 1 des vorigen Jahrganges der „Gartenlaube" boten wir unseren Lesern in besonderer Kunstbeilage das Porträt Kaiser Wilhelms II. dar, mit dem jetzt beginnenden Jahrgang lassen wir als Gegenstück das Bildniß der jungen regierenden Kaiserin folgen. Die jedem Deutschen längst vertrauten freundlich gewinnenden Züge der Kaiserin Auguste Victoria — so, und nicht Augusta Victoria wünscht die hohe Frau genannt zu werden — sprechen auch aus diesem Bilde, und wir hoffen, gerade mit dieser Kunstgabe einem besonderen Wunsche unserer Leser entgegenzukommen.
DM" Kier?zir die Kutnstbeikerge „Kaiserin Arrguste MicLo^icr".
Anstatt: Flammenzeichen. Roman von E. Werner. S. 1. — Guten Morgen! Illustration. S. 1. — Theodor Fontane. Von Rudolf v. Gottschall. S. 6. Mit Porträt Theodor Fontanes S. 7. — Quitt. Roman von Theodor Fontane. S. 8. — Frische Fische! Illustration. S. 9. — Ueber Gehörinstrumente für Schwerhörige. Bon Prof. t>r. K-Bürkuer. S. 14. Mit Abbildungen S. 15 u. 16. — Neujahrsgrnß für 1890. Gedicht von Hermann Lingg. S. 17. — Amor der Honigdieb. Von Reinhard Kade. S. 17. Mit Illustration. S. 18. — Der Bazar. Plauderer von Oscar Justinus. S. 18.— Blätter und Blüthen: Der Rigi einst und jetzt. Mit Abbildungen. S. 19.— Der Fürstenkrieg von 1462. S. 20. Mit Illustration S. 12 und 13. — Jnstitutskarneval. S. 20. Mit Illustration S. 4 und 5. — Erleichterungen im Reiseverkehr. S. 20. — Kaiserin Auguste Victoria. S. 20 Mit Kunstbeilage. — Tragisches Ende der Weihnachtssreude. Illustration. S. 20.
Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Krön er. Verlag von Ernst Kerl's Nachfolger in L.elpzrg. Druck von A. Wiede in Leipzig.