Nr. 32
Sonnabend,
22. März 90
Ich bin müde, aber meine Müdigkeit würde von mir abfallen und ich würde sprechen wie die Jünger am ersten Pfingsttag, wenn ich wirklich was Apartes zu sagen hätte 301 : aber alles was ich über B. 302 beibringen kann, ist ganz altes Zeug, was in den letzten 14 Tagen 150 Mal gesagt worden ist: Gigant, der mit einem Male klein wurde, stellenweise ganz klein 301 . Mystisch phantastisch ließe sich der Sache beikommen, wenn man schilderte, wie Kaiser Friedrichs Geist ihn verfolgt 30 ' 1 und ihm beständig ins Ohr ruft: „Du gabst vor, als ich schon todt war, mich rächen und die Heiligkeit der Krone wahren zu wollen, — du wolltest nicht mich rächen. Du wolltest Deine kleine Rache.“ 30 ' 1 aber so was zu schreiben, dazu habe ich nicht Talent und nicht Courage genug.
In vorzügl. Ergebenheit Th. Fontane.
Nr. 33
Berlin 1. April 90 Potsd. Str. 134.c.
Hochgeehrter Herr.
Herzlichen Dank für den „Villenhof“ 300 . Sobald ich kann, ziehe ich in ihn ein, spätestens zum Sommer, wo ich ein besserer Leser bin als jetzt 307 . Denn „Vormittags Arbeit und Nachmittags Wrack“ ist Winter-Devise, wenigstens für Ihren Jubelgreis.
Th. Fontane.
Ihre beiden letzten Artikel in „Deutschland“ über Zola’s Roman 300 und „Was wir nicht wollen“ 309 haben mir sehr gefallen.
Th. F.
Nr. 34
Berlin 11. April 90 Potsd. Str. 134.C.
Ich mag den dicken Brief 310 nicht noch ’mal aufmachen und spendire lieber eine neue Marke.
In meinem Fabelthier (Monstrum) von Aufsatz 3 ", kommt auch eine Stelle vor die sich, citirend, bis zu dem Berolinismus steigert: „Nein, Rieke, alleweile keinen Thee nich.“ 312 Sie werden mir darin beipflichten, daß man so was Tolles unter Umständen ganz gut sagen, ja, gerade weil es etwas Tolles, eine besonders kräftige Wirkung damit erzielen kann. Aber ich zweifle doch mehr und mehr, daß die Sache so glücklich für mich liegt. Taugt nun das Ganze nichts oder steht es furchtbar auf der Wippe, so
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