Nr. 38
Sonntag 28. Sept. 90
Es thut meiner Dankbarkeit keinen Eintrag, wenn ich die Broschüre 3 '* 2 kolossal langweilig finde; es rückt nicht von der Stelle; alles ist Interpretation der bekannten Briefe, womit die Campagne begann und dazu Mehring 3 ' 13 , nachdem er einem vor 8 Wochen das Material gegeben 344 , nun auch noch, in ewiger Erneuerung, den Beweis geben will: dies Material sei Pulververschwörung etc. 345 , — das verdrießt einen zuletzt. Man soll Geschworener sein und will sich nicht immer zuflüstern lassen, daß man durchaus die Schuldfrage bejahen müsse 341 ’.
„Haubenlerche“-Kritik 347 sehr hübsch, besonders die erste Hälfte 3 “, auch das über den Blumenthalschen Witz, seine Meisterschaft und seine Schädigungen 343 .
Der arme Harden thut mir leid 35 "; man fragt natürlich „wie heißt“ 351 . Und es ist schade, denn er ist in seiner Art sehr gut, nur spielt er zu andauernd auf einer Seite, so daß man sich schließlich nach was ganz Trivialem und Hausbacknem ordentlich sehnt 352 .
Gleich zu Anfang über die „Rindvieh“ Stelle 353 habe ich herzlich lachen müssen. Wie immer Ihr treu ergebenster Th. Fontane.
Die Figur des Provinzialen in „Bolero“, der sich freut, daß er in Berlin alles wirklich kolossal langweilig finden darf 354 , ist ausgezeichnet.
Nr. 39
Berlin 31. Okt. 90 Potsd. Str. 134.c.
Hochgeehrter Herr.
Ich habe Ihnen so oft leise vorgeklagt, daß „Deutschland“ Mauthner sei, nur Mauthner, was bei allem Respekt vor dem modernen ,1’etat („Deutschland“) c’est moi‘ doch auf die Dauer nicht gut ginge 355 , - so oft vorgeklagt, daß ich ordentlich glücklich bin. angesichts der heutigen Nummer 3 - 16 mal was andres sagen zu können. Alles liest sich gut, das aus Halle (L. S.) 35 ', Zur Eminfrage 358 , Zur Nationalökonomie des Talents 359 , des F. Mschen zu geschweigen 360 , das immer nett ist. In Rob. Hessen’s Aufsatz 361 stört mich nur das Eintreten für Wilh. Jordan 362 ; Jordan ist ein großes Talent, aber seine Stücke können mir gestohlen werden 363 .
Mit besten Wünschen für Ihr Wohl, Ihr Th. Fontane.
11