Illustriertes Lamilienblatt. - ^gründet vo» Krnst Keic 1853 .
Ln W-chennummrrn vierteljährlich 1 Mark 60 Pf. Ln Halt, heften: jährlich 28 Hawheste ä 25 Pf Ln Heften: jährlich 14 Hefte L 50 Pf
MW
(Fortsetzung.)
It amm e n ze i che n.
Noman von G. Wevnev.
Nachdruck verdaten. Alle Rechte Vorbehalten.
^in Hause des Oberforstmeisters hatte sich das geplante Familien- > Aber fest, zu dem Wallmoden und seine Gattin eigens eingetroffen solle waren, die Verlobung des Majoratsherrn von Burgsdorf mit j auch Antonie von Schönau, programmmäßig vollzogen.
Das junge Paar wußte ja längst, daß es für einander bestimmt war, und war auch vollkommen einverstanden damit. Willibald huldigte als guter Sohn noch immer der Ansicht, daß die Wahl seiner künftigen Lebensgefährtin einzig Sache seiner Mutter sei, und hatte geduldig gewartet, bis sie es für gut fand, ihn zu verloben; aber es war ihm doch sehr angenehm, daß er gerade Büschen Toni heirathen sollte. Er kannte sie seit seinen Kinderjahren, sie paßte so vortrefflich zu ihm in all ihren Neigungen und, was die Hauptsache war, sie machte gar keine Ansprüche an die Romantik einer Verlobung, die er beim besten Willen nicht hätte befriedigen können.
Toni ihrerseits bewies wirklich den Geschmack, den Frau Regine ihr zutraute. Willy gefiel ihr recht gut, und die Aussicht,
Herrin auf dem stattlichen Burgsdorf zu werden, gefiel ihr noch besser — kurz, es war alles vollkommen in Ordnung.
Das Brautpaar befand sich augenblicklich im Empfangszimmer, wo der Flügel stand, und Antonie unterhielt ihren Verlobten mit ihrem Klavierspiel,' auf Veranlassung des Vaters, denn sie selbst hielt die Musik für eine sehr langweilige und überflüssige Sache.
Aeulschtands merkwürdige Wäitiiie: Are Kaditzer Linde.
der Oberforstmeister hatte darauf bestanden, seine Tochter zeigen, daß sie nicht nur wirtschaftlich erzogen sei, sondern in der Pension etwas gelernt habe. Er ging mit seiner Schwägerin draußen auf der kleinen Terrasse auf und nieder, ursprünglich mit der Absicht zuznhören; statt dessen zankten sie sich aber, obgleich sie von einem ganz friedlichen Gespräch über das Glück ihrer Kinder ausgegangen waren, und diesmal schien der Streit sehr heftiger Natur zu sein.
„Ich weiß wirklich nicht, was ich von Dir denken soll, Moritz," sagteFran von Eschen Hagen mit hochrothem Gesicht. „Du scheinst gar keine Em pfindung für das unerhört Unpassende dieser Bekanntschaft zu haben. Wie ich Dich frage, wer denn diese Jugendfreundin Tonis, die in Waldhvfen erwartetwird, eigentlich ist, giebst Dil mir mit der ruhigsten Miene zur Antwort, sie sei Sängerin und seit kurzem am Hoftheater angestellt! Eine Komödiantin! Eine Theaterprinzessin! Eins voll jenen leichtsinnigen Geschöpfen —" „Aber Regine, so ereifere Dich doch nicht so!" unterbrach sie der Oberforstmeister ärgerlich. „Du thust ja, als ob das arme Ding scholl mit Haut und Haar verloren wäre, weil es auf der Bühne aufgetreten ist!"
„Das ist sie auch!" eiferte Regine. „Wer einmal in dies Sodom und Gomorrha gerathen ist. der ist nicht mehr zu retten, der geht zu Grunde darin."
16