Heft 
(1890) 11
Seite
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Dem Handel an der Westseite Afrikas wurde ein Ende ge­macht. Dafür sorgte das englischeSarggeschwader", so benannt nach der entsetzlichen Sterblichkeit der Schiffsmannschaften an der fieberhauchenden Küste. Die aus den gekaperten Schiffen be­freiten Neger brachte man auf das menschenleere St. Helena oder siedelte sie auf den englischen Besitzungen an der Küste Nordwest­afrikas an. Aber den Sklavenhandel nach dem afrikanischen Norden und Osten aus der Welt zu schaffen, das hat sich trotz aller Bemühungen Europas bisher als unerreichbar erwiesen.

Der ganze Norden Afrikas ist dem Islam verfallen, nicht nur die einstmals christlichen Landschaften am Mittelmeer, auch

aller amtlichen Versicherungen immer noch betriebene Geschäft nicht mehr recht gedeihen. Es bleiben noch Tripolis und Marokko, wo der Sklavenhandel sicher so lange fortbestehen wird, als die Eifersucht der Mittelmeerstaaten Europas diesen beiden Ländern die Selbständigkeit wahrt. Auch mit den Ansichten, Sitten und Gebräuchen der mohammedanischen Bewohner des Sudans ist das Bestehen der Sklaverei eng verknüpft. Es läßt sich allerdings nicht leugnen, daß die Behandlung des Sklaven in mohammeda­nischen Ländern fast immer eine sehr menschliche ist, die Art der Beschaffung der Sklaven aber, wie sie unter dem Einfluß, gegen­wärtig zumeist auch unter der Leitung von Mohammedanern

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Die Gebiete des afrikanischen Sklavenhandels.

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das Oasengebiet in dem weiten Wüstenstrich der Sahara und die südlich sich daran schließenden gutbevölkerten Negerstaaten des Sudans, vom Atlantischen Ocean bis zum Rothen Meer, in dessen Nähe das christliche Abessinien auf hohem Felsplateau wie ein von der Sturmfluth umbrauster Fels sich behauptet.

Islam und Sklaverei sind untrennbar, denn wenn auch Mohammed die Sklaverei verbot, so hat dies Verbot doch nie be­züglich der Ungläubigen gegolten. Die Seeräuberstaaten an der nordafrikanischen Mittelmeerküste waren lange Jahre der Schrecken der Christenheit und Tausende der Hinweggeschleppten schmachteten in afrikanischer Gefangenschaft, zu den schwersten und niedrigsten Diensten verdammt, während die christlichen Staaten Gleiches mit Gleichem vergalten und von italienischen und spanischen Herren gern mohammedanische Gefangene an die Ruderbänke ihrer Galeeren ge­kettet wurden.

Die Eroberung Algeriens durch Frankreich und die spätere Besitzergreifung von Tunis haben in diesen beiden Ländern den Sklavenhandel endgültig beseitigt, und seitdem Aegypten unter englischer Verwaltung steht, kann auch dort das bis dahin trotz

E. Jung.

betrieben wird, ist, wie schon angedeutet, das gerade Gegentheil von allem, was menschlich genannt werden kann. Und im Sudan ist Europa ohne alle Macht. Wohl war unter europäischem Einfluß Aegypten, so lange ihm die ungeheuren Gebiete zu beiden Ufern des Nils bis an die Quellen dieses Stromes hinan gehörten, durch ! Gordon, Gessi, Munzinger, Emin und so manchen andern bemüht, z dem schmählichen Handel ein Ende zu machen. Hier bildete der j Sklavenhandel schon seit alten Zeiten ein Monopol der arabischen Elfenbeinhändler, welche ihre kostbare Ware durch gekaufte Sklaven bis zur Küste bringen ließen und dann Träger und Lasten zu gleich verkauften. Ehe Dar Für von ägyptischen Paschas erobert wurde, ertheilte der dortige Sultan den Händlern förmliche Er­laubnisscheine zum Betrieb der Sklavenjagd in den südlichen Grenzländern seines Gebiets.

Seitdem die ägyptische Herrschaft durch die Mahdisteu gestürzt wurde, steht Sklavenraub und Sklavenhandel wie zuvor in vollster ' Blüthe, und es ist sicher, daß gerade die Sklavenhändler es gewesen sind, welche dieser theils religiösen, theils nationalen mahdistischen Bewegung einen starken Antrieb gaben. Würde doch