Heft 
(1985) 39
Seite
27
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314 Gustav Landauer: ,Das neue soziale Drama (Familie Selieke)' in Deutschland 1 (1890), Nr. 28 (vom 12. 4. 1890), S. 476-79 (laut Fußnote wurde dieser Beitrag vor der Auflührung des Stückes durch die .Freie Bühne am 7. 4. 1890 [vgl. Schley, S. 68] geschrieben). Das entscheidende Treffen zwischen Mauthner u. Landauer fand laut Kühn (S. 201) im Jahre 1889 statt, nachdem Mauthner auf einen Artikel des erst 20jährigen Landauers aufmerksam geworden war (.Uber epische und dramatische Kunst, veröffentlicht in Deutschland 1 [1890], 14 [vom 4. l. 1890], S. 246-48); trotz scharfer politischer Gegensätze wurde Mauthner der Protektor und Freund Landauers (s. d. ausgedehnte Korrespondenz zwischen Landauer u. Mauthner, veröffentlicht in Martin Buber/Ina Brltschgi-Schimmer [Hrsg.]: Gustav Landauer. Sein Lebensgang in Briefen. 2 Bde. [Frankfurt a. M.: Rütten & Loening 1929]). Vgl. folgendes Zitat aus Landauers Beitrag:Heute, wo Naturwissenschaft und Soziologie auch den Dichtern nicht mehr erlauben, achtlos an ihnen vorüberzugehen, verkörpern freilich nicht mehr die verhängnis­volle Gabel und der rostige Dolch das unbezwingliche Schicksal, sondern die durch Natur und Kultur bedingte Anlage des Menschen und seine Stellung im Leben. Aber eines haben diese modernen Stücke mit den alten gemeinsam: die dumpfe Zimmerluft. Ihnen, die man ihrer Technik halber mit Grund den Ge­mälden aus der Schule des pleln air vergleicht, fehlt gerade nichts so sehr, als die frische Luft, die außerhalb der vier Wände weht, und das helle Licht des öffentlichen Lebens. Hier ist der Mann nur Gatte und Vater, als gäbe es draußen in der Welt nicht noch anderes und größeres. Nicht speciell dem vorliegenden Drama, der .Familie Selieke, gilt dieser Vorwurf, es ist in seiner Art von voll­ständig einheitlicher Stimmung. Aber gegen diese Art wende ich mich: ich wünsche, daß unsere jungen Dichter von den engen Banden der Familie sich befreien; ich wünsche, daß sie auf die Straße gehen und in die volle Öffentlich­keit, daß, wenn denn doch einmal die Macht des Schicksals wirksam sein soll, nicht bloß .Familienkatastrophen uns gegeben werden, sondern daß auch die Macht eingreift, die nach einem bekannten Ausspruch das moderne Schicksal ist, nämlich die Politik und die Gesellschaft. Denn immer wird unter den ver­hältnismäßig wenigen großen tragischen (oder auch wohl komischen) Stoffen der Konflikt einer ausgeprägten Individualität mit der Staatsgewalt, der Kampf der wenigen, die am weitesten vorn sind, mit den maßgebenden Anschauungen der großen Mengen einer der vorzüglichsten sein. (S. 478) In seiner Besprechung von Familie Selieke (in der VZ Nr. 162 vom 8. 4. 1890) äußerte Fontane seinerseits Bedenken über die zutraurige Tendenz nach dem Traurigen, mit der der Realismus brechen (VZ .rechnen) müsse, wenn er sich seiner Widersacher erwehren, wenn er leben wolle (wiederabgedr. in NyA, XXII/2, S. 731-34).

Nr. 35

315 Die Veröffentlichung von Fontanes ,Nante Strümp erfolgte in Deutschland 1 (1890), Nr. 29 (vom 19. 4. 1890) (vgl. Nr. 34, Anm. 311).

316 Stadt im US-Staat Washington am Puget Sound.

317 Dorf in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Ostafrlka, dem heutigen Tanganjika (vgl. dazu den Abschnitt .Erdkunde bei Paul Meyer: Erinnerungen an Theodor Fontane 1819-1898 [Berlin: Selbstvlg. 1936]. S. 23:Uber dem Sofa .. . hing eine große Karte von Afrika. Daneben stand Zöllner. Dieser rief kurz einen Ort . . . und sofort knallte der Rohrstock gegen die Karte. Nun wurde festgestellt, ob der Stock getroffen hatte, dann gings weiter: ,Dares-Salaman Knall .Tan­ganjika - Knall, usw. trieben die beiden alten Herrn Erdkunde, bemüht, sich das damals deutsche Kolonialreich zu eigen zu machen.).

318 Scheinbar hatte Fontane nach der Publikation von ,Nante Strümp keinerlei Einwände mehr gegen die Bekanntgabe seiner Autorenschaft (Deutschland 2 [1890], 8 [vom 22. 11. 1890], S. 108; vgl. auch Nr. 34, Anm. 311).

319 Die vollständige frz. Formulierung, die Madame de Staöl (17661817) zugeschrie­ben wird, lautet ,tout comprendre cest tout pardonner, d. h. .alles verstehen heißt alles vergeben.

320 Scheinbar hatte Mauthner Fontane wiederum um einen Beitrag für Deutschland gebeten, vielleicht sogar zu dem damals gerade hochaktuellen .Fall Lindau.

321 Diese Behauptung steht im krassen Gegensatz zu Fontanes Feststellung in Nr. 28 bzgl. seinerBeweglichkeit undZappelfritzigkeit".

322 F. M.: ,Der Fall Paul Lindau in Deutschland 1 (1890), 48 (vom 30. 8. 1890), S. 782-84; F. M.: ,Paul Lindau und die Berliner Presse in Deutschland 1 (1890), 49 (vom 6. 9. 1890), S. 795.

323 Otto Brahm: .Sittliche Entrüstung. Zum Fall Lindau in Freie Bühne 1 (1890), 3/4 (vom 2. 9. 1890), S. 817-20; ders.: ,Die Lindau-Hetze ln Freie Bühne l (1890), 3/4 (vom 9. 9. 1890), S. 852-54.