Heft 
(1985) 39
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wird) kritisch beleuchtet u. der Freispruch Lindaus als .Komplott der .Lindau- Clique abgetan. Im abschließenden 5. Kapitel (.Presse und Theater, S. 50 f.) wird der .Fall Lindau zusammenfassend als typisch für die Korruption der deutschen presse hingestellt.

340 Fontane war 1862 einer der Mitbegründer des Vereins .Berliner Presse (vgl. Sehlenther, a. a. O., S. 52); im Ehrenrat, der sich zu diesem Zeitpunkt aus sieben Vorstandsmitgliedern konstituierte, hat er jedoch nicht gesessen (der Sitzungs­bericht dieses Ehrenrates zum .Fall Lindau vom 8. September 1890 wurde von Mehring in seiner ersten Broschüre abgedruckt, S. 43-47); als langjähriges Mit­glied des Vereins .Berliner Presse ist Fontanes Bemerkung jedoch signifikant u. sicher mehr als eine bloße Redefloskel, indem sich darin der Mißmut über die Urteilsfindung des Ehrenrates ausdrückte.

347 F. M.: .WildenbruchsHaubenlerche in Deutschland l (1890), 52 (vom 27. 9. 1890), S. 835; es handelt sich hierbei um Mauthners Besprechung von der Erstauffüh­rung von Ernst von Wildenbruchs neuem Drama Die Haubenlerche im Deutschen Theater am 20. 9. 1890.

348 Vgl. folgenden Auszug aus der 1. Hälfte von Mauthners Besprechung:So glebt es immer noch einen Wildenbruch im Schlafrock und einen Wildenbruch in Ritterstiefeln . . . Wer aber den Kleinmaler Wildenbruch liebgewonnen hat .. . der begrüßte .Die Haubenlerche wirklich froh als den frischen Entschluß des Dichters, die Ritterstiefel ein für allemal abzulegen und mit modernen Menschen Mensch zu sein. Man hat während der ersten Aufführung da und dort behauptet, Wildenbruch hätte sich dabei von dem großen Erfolge und von der großen Auf­regung des vorigen Winters, von ,Ehre und ,Vor Sonnenaufgang beeinflussen lassen. Diese Annahme ist ganz überflüssig; seit zehn Jahren liegt diese Strö­mung in der Luft, und Wildenbruch hat im Guten und Bösen oft bewiesen, daß er so leicht zu lernen nicht der Mann sei. Dazu kommt, daß seine Art des Realismus eine ganz selbständige und glückliche ist. Er, der geborene Theater­mensch, verzichtet auf die kleinen Theatermittel, und andererseits gebraucht er die groben Worte nicht um ihrer selbst willen.- Fontane hat Wildenbruchs Stück erst im folgenden Jahr gesehen (zum Zeitpunkt der Uraufführung befand er sich im Urlaub im Riesengebirge); in einem Brief an Mete vom 17. 6. 1891 (Propyläen, II, Nr. 329, 180) bezeichnete er es als dastalentvollste von Wilden­bruchs Dramen; andere zeitgenössische Kritiker urteilten allerdings längst nicht so positiv; vgl. etwa Maximilian Hardens Rez. in der Gegenwart 38 (1890), 39, S. 20507 unter der Rubrik .Dramatische Aufführungen, worin es u. a. (S. 206) heißt:Glaubt Herr von Wildenbruch wirklich, daß Lene die Stunde je vergißt, da sie, halb trunken und halb zitternd vor junger Begierde in eines frechen Wüstlings Arm sich wand? Dann kennt er seine Lene nicht. ,Die wird nlch wieder. Der große Leneschöpfer, Theodor Fontane, mags ihm sagen." Vgl. ferner die Besprechung von Otto Brahm in der .Freien Bühne, l (1890), 3/4 (vom 23. 9. 1890), s. 897-99 (Sammelrez. unter der Rubrik .Theater).

349 Vgl. Mauthners Besprechung (= fm.) von Oscar Blumenthals (1852-1917) neuem Drama Zweites Gesicht in Deutschland 1 (1890), 52 (vom 27. 9. 1890), S. 836, worin er anmerkt, daß Blumenthalmit seinem sprühenden Witz und seiner dichte­rischen Schwäche der Alte geblieben [sei] ... Er jagt nach Witzen, um sein Stück lebendig zu machen, und dabei wird er oft geziert oder geschraubt. Aber neben diesen künstlichen Witzen sprudelt oft genug sein natürlicher Witz hervor mit Worten von solcher Schlagkraft und so echt geistreicher Fassung, daß sie den Vergleich mit den geflügelten Worten eines Augier nicht zu scheuen haben. Würden diese hundert guten Einfälle natürlich und ungezwungen aus der Hand­lung und den Charakteren hervorgehen, so wäre Blumenthal ein großer Lust­spieldichter. Er verzichtet aber so vollkommen auf ein natürliches Wachstum seiner Witzworte, daß er selbst den dummen Kerl seines Stückes Blumenthalsche Witze machen läßt.

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Maximilian Harden: Bolero in Deutschland l (1890). 52 vom 27 o i»om «s H 9 S- 97 - Schlu in 2 (1890), 1 (vom 4. 10. 1890), S. 13-15. * ft *

Anspielung auf die Namensänderung von Maximilian Harden (1861-1927) eeb Felix Ernst Witkov/ski; Harden hatte diesen Künstlernamen, um den viel gerät- selt worden ist [vgl. Weller, s. 21-2], angenommen; 1888 hatte Harden seine Buhnenkarriere aufgegeben und eine Schriftstellerlaufbahn eingeschlaeen (ab Februar !888 beim Berliner Tageblatt); 1892 gründete er die wSiheSchrtft Die Zukunft, vgl. dazu auch die ausgedehnte Korrespondenz zwischen Harrten u Mauthner im LBI/New York bzw. im Bundesarchiv/Koblenz Harden u.

Scheinbar waren Hardens literarische Aufsätze - wie auch später seine noll- tisehen - zu einseitig anspruchsvoll für Fontanes Geschmack. P 361 p 11

Vgl. S. 826:,Nr. 3. Auftreten des unübertrefflichen VentrlloouUten unrt Tier­stimmenimitators Mr. Jonathan Stevenson, Hofkünstler Sr MalesVät de? Könf« Milan von Serbien, Ehrenmitglied des Freien deutschen Artis enbunrtes m P . p mit seinem weltberühmten Musie mystörieux. D?r Löschp?pm?zltte dis

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