Heft 
(1890) 16
Seite
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Sprichwörter des alten Heinrich oder die Weisheit des guten Richard" hinterließ er einen Schatz nützlicher und doch edler Lebensweisheit.

Benjamin Franklin war einer der hervorragenden Männer, welche den Grundstein unserer heutigen Zeit gelegt haben. Dieses Verdienst erkannten schon seine Zeitgenossen an, und als er am 17. April 1790 aus dem Leben schied, legte die nordamerikanische Union die National­trauer auf einen Monat an.

Sein Grab schmückt die Inschrift, die er selbst entworfen hat:Hier ruht der Leib Benjamin Franklins, eines Buchdruckers (gleich dem Deckel eines alten Buches, aus welchem der Inhalt herausgenommen und der seiner Inschrift und Vergoldung beraubt ist), eine Speise für die Würmer; doch wird das Werk selbst nicht verloren sein, sondern, wie er glaubt, dermaleinst erscheinen in einer neuen schöneren Ausgabe, durchgesehen und verbessert von dem Verfasser."

Von der Höhe, die sie in dem Kampfe eines Jahrhunderts errungen hat, strebt die menschliche Gesellschaft heute neuen Zielen entgegen. Aber noch in unseren Tagen verdienen die Bürgertugenden, die Franklin pries, die höchste Werthschätzunb, ja mehr noch als früher ist es in unserer gährenden Zeit nothwendrg, dem Volke Männer als Vorbilder zu zeigen, die durch Selbstbildung, Sparsamkeit und eisernen Fleiß, die aus eigener Kraft nicht nur angesehen und reich, sondern auch Beglücker der Mensch­heit geworden sind. *

Eine Kanone Muschiris. (Zu der nebenstehenden Abbildung.) Im Garten der Marineakademie zu Kiel befinden sich seit einiger Zeit in­mitten von verschiedenen Ka­nonenproben aus vergangenen Jahrzehnten ein paar seltsame Geschütze, die unsere Ab­bildung eines derselben mag dies veranschaulichen ent­schieden den Eindruck machen, als wären sie etwa zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges oder noch früher in irgend einem Sumpfe versunken und neuerdings, von Rost und Fäul- niß halb zerfressen, wieder ans Tageslicht gezogen worden.

Und doch haben diese Kriegs­waffen noch jüngst ihre Rolle in den: Kampfe mit den Aufstän­dischen an der ostafrikanischen Küste gespielt. Es sind die so­genanntenBuschirikanonen", welche durch die deutschen KriegsschiffeLeipzig" undCarola" bie Pangan: und Saadani erbeutet wurden und deren einstiger Besitzer inzwischen gefangen genommen worden und den Tod des Rebellen gestorben ist.

Wenn wir diese Ungethüme in ihrer ganzen vorsündfluthlichen Un- beholfenheit aus nächster Nähe betrachten, gewinnen wir die beruhigende Ueberzeugung, daß unseren wackeren Blaujacken das Feuer dieserBat­terie" nicht eben große Gefahren bereitet haben würde. Keine von den vier Kanonen hat dieselbe Form wie irgend eine ihrer Genossinnen, keine hat eine Vorrichtung zum Zielen oder Richten, das Kaliber, soweit man bei der Unregelmäßigkeit dieser Geschützläufe noch von einem solchen reden kann, ist ein sehr mageres, und zwei der Rohre wären wahrscheinlich beim ersten Schuß geplatzt, so daß man also annehmen darf, daß diese Schlünde

niemals Tod und Verderben gespieen, sondern immer nur gedroht haben. Kostbar ist auch der Anblick der Lafetten. Negerhände haben sie aus Holz geschnitzt, und die Räder, aus einem Stück bestehend und auch annähernd rund, werden durch lange verrostete Nägel an den Holzachsen festgehalten. Man hat sich nur noch einige Joch Ochsen vor dieses anmuthige Fahrzeug zu denken, ein paar schwarzeFahrer" und desgleichen Kanoniere dazu, und das Bild von Buschiris Kriegsartillerie ist fertig.

Schloß A>runrl. (Zu den: Bilde S. 273.) Kühne Bauherren waren die Ritter des Mittelalters, das weiß man aus mehr als einem Beispiele. Aber so keck hat selten ein Schloß auf seinem Felsenstock gesessen wie dasjenige, welches unsere Abbildung dem Beschauer vorführt. Es ist das Schloß Prunn, drei Stunden oberhalb Kehlheim an der Altmühl, einem linken Nebenfluß der Donau, gelegen. Es ist, als wollte der riesige Felsenthurm sich vornüber neigen und sammt seiner Last zu Thal stürzen, denn wie ein von der Brandung ausgewaschenes Felsgestade zeigt er sich unterhählt und eine breite Kluft trennt ihn von dem Rande der Hochebene.

Jahrhunderte haben an den Gebäulichkeiten des Schlosses gearbeitet, und die ersten Erbauer fanden bequeme Bausteine in den Trümmern eines alten Römerkastells; die Ringmauer auf der Süd- und Westseite weist viele Römerreste auf. Wann die Burg erstand, das weiß man nicht genau, jedenfalls war es schon vor dem Jahr 1100, in welcher Zeit (1037) zuerst Herren von Prunn bekannt werden. Dann sah das Felsen­nest manche wechselnde Besitzer; die Breitenecker, Frauenberger, die Herren von Keck, später die Jesuiten und Johanniter, und alle haben ihre

Gedächtnißmale in Erweite­rungsbauten hinterlassen. Eine lange, auf drei gemauerten Pfeilern ruhende Holzbrücke führt über den außerordentlich tiefen und breiten Schloßgraben, ein 16 Meter tiefer Ziehbrun­nen spendet einen erquickend kühlen Trunk; oben aber, von den Bodenräumen der Schloß­gebäude, genießt man eine ent­zückende Aussicht weithin über das gesegnete Bayerland.

Ein fonderbares Gemälde fällt an der Ostseite des Schlos­ses dem Blicke des Beschauers auf. Es ist ein sich bäumender Schimmel in rothem Felde, und die Sage Weiß hierzu eine kleine Geschichte zu erzählen. Einer der Ritter, der aus Schloß Prunn saß, war alt geworden und gedachte sein Haus zu bestellen. Er­halte aber drei Söhne, die er alle drei gleich liebte und von denen er keinem einen Vorzug einrämnen wollte. Da stellte er einen Wettstreit unter ihnen an: wer am schnellsten die Strecke von: Fuße des Berges hinüber nach der benachbarten Riedenburg und wieder zurück reite und zuerst wieder auf Prunn eintreffe, der solle das Bergschloß haben. Den: zweiten war das Schloß im Thale, dem dritten eine Geldabfindung zu­gesichert. Der Jüngste mit seinen: Schimmel gewann das Schloß, und zum Dank ließ er fein flinkes Roß auf der Wand des Herrenhauses abkonterfeien.

So die Sage. Der nüchterne Heraldiker freilich sagt uns einfach: der Schimmel im rothen Felde ist das Wappen der Frauenberger. --

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Inhalt: Madonna im Rosenhag. Roman von Reinhold Ortmann (Fortsetzung). S. 261. In Gedanken. Bild. S- 261. Ein angenehmer Schwerenöther. Bild. S. 265. Etwas vomRothen Gespenst". Die Schriftsteller der Pariser Kommune. Von Wilhelm Lauser. I. S. 266. Bilder aus dem Landsknechtsleben Von H. Bauer. It. Mit Bildnissen. S. 26S. Flammenzeichen. Roman von E. Werner (Fortsetzung). S. 271. Schloß Prunn. Bild. S. 273. Blätter und Blüthen: Benjamin Franklin. S. 275. Eine Kanone Buschiris. Mit Abbildung S. 276. Schloß Prunn. (Zu dem Bilde S. 273.) S. 276.

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