z. B. schrieb in der Freien Bühne (2 [1891], 17 [vom 29. 4. 1891], S. 417): „Aber so grell ist das Armutszeugnis denn doch noch nie hervorgetreten, das literarischer Geschmack, litterarische Sachkenntnis in hervorragendsten Vertretern sich selbst ausstellt.“ Fontane selbst schrieb am 24. 4. 1891 an seine Tochter Mete (Propyläen, II, Nr. 325, 180): „Wir sind nun hier seit drei, vier Tagen ganz .Schillerpreis“; es kommen ganz fabelhafte Gratulationen, zum Theil von Personen, die ich kaum oder gar nicht kenne, sogar Telegramme, heute von Soldmanns, neulich von Max Harden, dazu Briefe von Goßler. .. . Geh. R. Jordan, Prof. Erich Schmidt, Schlenther, Wiehert etc. Einiges lege ich diesen Zeilen bei, was Dich vielleicht interessirt. Die ganze Geschichte müßte mich ja eigentlich sehr glücklich machen, aber es kommt ein bischen zu spät und fällt bei mir in einem Stimmung hinein, die doch bei aller Heiterkeit schmerzlich ist, weil es ein Durchdrungensein ist von der Nichtigkeit alles Irdischen. Wer nun an ein Ewiges glaubt, dem wird in diesem Zustand erst recht wohl, aber zu den so Beglückten darf ich mich nicht zählen.“
382 Das Magazin für Litteratur hatte einen gelben Umschlag.
383 In seinem in Anm. 381 genannten Beitrag zum .Schillerpreis“ führte Mauthner aus, daß der Preis — der eigentlich „zum Aufmuntern des deutschen Dramas bestimmt war“ — zwei Lyrikern verliehen worden sei u. daß zumindest Fontane „nicht der geborene Sieger im Kampf um den Schillerpreis [war] “ (S. 283); ferner hielt er es für möglich, wenn auch nicht wahrscheinlich, „daß Theodor Fontane nicht wegen seiner herrlichen berliner Novellen den Dramapreis erhielt, sondern deshalb, weil er viele Jahre lang treu, absonderlich aber anregend, die Theaterkritik geübt hat.“ (S. 285) Insgesamt schrieb Mauthner dem Schillerpreis eine Förderrolle zu u. hielt es für keinen großen Schaden, daß Hauptmann den Preis diesmal noch nicht bekommen hatte, da er über kurz oder lang sowieso damit prämiert würde.
384 Gerhart Hauptmann (1862-1946), Hermann Sudermann (1857-1928) und Arno Holz (1863-1929) zusammen mit Johannes Schlaf (1862-1941) waren damals die führenden Anwärter auf diesen Dramapreis.
385 Vgl. Anm. 381 zu Fragen eines Kompromisses seitens der Kommission.
386 ln einem Brief an Mete vom 14. 9. 1889 (Propyläen, II, Nr. 311, 155—56) schrieb Fontane: „Dieser Hauptmann, ein wirklicher Hauptmann der schwarzen Rea- listen-Bande, welche letztre wirklich was von den Schillerschen Räubern hat. . . ist ein völlig entphraster Ibsen .. . “; vgl. ferner Fontanes Brief an Friedrich Stephany vom 22. 10. 1889 (HA, ni, Nr. 692, 732): „Hauptmann hat ein sehr großes, ein seltenes Talent, vor allem aber .. . spricht sich in seinem Stück ein stupendes Maß von Kunst aus, von Urteil und Einsicht in alles, was zur Technik und zum Aufbau eines Dramas gehört.“
387 Vgl. hierzu Fontanes Besprechung der Erstaufführung von Gerhart Hauptmanns Drama Vor Sonnenaufgang in der VZ Nr. 492 vom 21. 10. 1889, worin er ausführt, daß er den 2. Akt nach der Lektüre „für den besten und genialsten“ gehalten habe (vgl. dazu auch Friedrich Fontanes Bericht [.Fontane und Hauptmann. Erinnerungen“ in VZ Nr. 429 vom 10. 9. 1922], wonach Fontane gesagt haben soll: „.Die beiden ersten Akte sind großartig, besonders der zweite“.“). Zum Briefwechsel zwischen Ackermann, Fontane u. Hauptmann vgl. Gotthard Erler: .Fontane und Hauptmann“ in Fontane Blätter 2 (1972), 6, S. 393—402).
388 Vgl. dazu auch den zweiten Teil von Fontanes Besprechung von Vor Sonnenaufgang in der VZ Nr. 394 vom 22. 10. 1889, worin er den Bauern Krause einen „Säufer in Permanenz“ nannte: interessant in diesem Zusammenhang ist auch Paul Lindaus (= p. L.) Rez. der Uraufführung von Vor Sonnenaufgang in der Rubrik .Freie Bühne“ im Berliner Tageblatt Nr. 534 vom 21. 10. 1889, worin es u. a. hieß: „Gleich zu Anfang des zweiten Aktes schlug die Stimmung vollständig um . .. Und den höchsten Grad des Unwillens erreichte der ekelhafte, einfach scheußliche zweite Aktschluß: die Drohung der Stieftocher, daß sie die Schande ihrer Stiefmutter unter gewissen Bedingungen in die Welt tragen werde. Von da an wogte der Kampf ununterbrochen und mit dauernder Heftigkeit bis zum Schluß.“
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389 Zuerst veröffentlicht in Joachim Kruegers Artikel: ,Zu Fontanes Aufsatz „Die gesellschaftliche Stellung der Schriftsteller“. Mit einem unbekannten Brief des Dichters“ in Fontane Blätter 2 (1973). 8, S. 593-98; auf Grund einiger Fehler im Manuskript ist anzunehmen, daß Krueger nur eine Abschrift von Wilhelm Restle als Vorlage hatte.
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