442 Anton Springer: Aus meinem Leben. Mit Beiträgen von Gustav Freytag und Hubert Janitscheck, hrsg. von Jaro Springer (Berlin: Grote’sehe Verlagsbuchhandlung 1892 [Teil III: Gustav Freylag: .Anton Springer als Historiker und Journalist', s. 347—57; Teil IV: Hubert Janitschek: .Anton Springer als Kunsthistoriker“, S. 338-87]); Fontane war mit Anton Springer (1825-1892) u. seiner Familie persönlich gut bekannt gewesen.
443 Vgl. Anm. 440 sowie Fontanes Tagebucheintragung (Heilborn, S. 186): „An den guten Tagen las mir Emilie die .Lebenserinnerungen“ Professor Springers vor, was mir viel Freude machte.“
444 Franz Servaes: ,Anton Springers nachgelassene Schriften“ im Magazin filr Litte- ratur 61 (1892), 17 (vom 23. 4. 1892), S. 265-67: Servaes (1862-1947), Kunst- und Literaturhistoriker, besprach hierin Springers .Erinnerungen“ (vgl. Anm. 442) u. dessen Dürer-Monographie; Mauthner hatte Fontane dies Buch eventuell während dessen langem Krankenlager geliehen (vgl. Mauthners Artikel .„Kommen Sie, Cohn!“ Aus meinen Erinnerungen an Theodor Fontane“ in Neue Zürcher Zeitung vom l. l. 1920), insbesondere, da Springer ein Prager Landsmann Mauthners war u. bei der Einweihung der neueröffneten Straßburger Universität im Mai 1872 — zu der Mauthner als Mitglied einer Prager Studentendelegation angereist war - die Festrede gehalten hatte (vgl. Fritz Mauthner: Prager Jugendjahre. Erinnerungen [München: G. Müller 1918], S. 172-73); Fontane mag auch von der Persönlichkeit des Verfassers - seiner autobiographischen Bescheidenheit — beeindruckt gewesen sein, die — laut Servaes (S. 265) - überall deutlich hervortritt: „Der Mann . . . war nicht nur bis in den Grund seines Wesens, sondern auch in allen Äußerlichkeiten das Gegenteil von dem, was die Fantasie des Volkes unter .deutschem Professor“ versteht. Er war ein großer und tiefgründiger Gelehrter, ein kühner, bahnbrechender Forscher, aber mehr als das war er ein ganzer Mensch, voll Feuer in Kopf und Herzen, in Liebe und in Haß ehrlich und unverstümmelt, überall in enger Fühlung mit den vorwärtstreibenden Bewegungen unserer Zeit.“
445 Eduard von Hartmann (1842-1906), von Schopenhauer beeinflußter Modephilosoph, dessen Ethik des Pessimismus am Ende des 19. Jahrhunderts populär wurde. Vgl. Kurt Grottewitz: .Zukunft der deutschen Litteratur im Urteil unserer Dichter und Denker. Eine Enquftte. Teil IX: Eduard von Hartmann“ im Magazin für Litteratur 61 (1892), 17 (vom 23. 4. 1892), S. 271-72 (vgl. dazu v. Hansteins Ausführungen [a. a. O., S. 270]: „Er [Kurt Grottewitz/die Hrsg.] schickte nämlich an alle erdenklichen . .. Schriftsteller einen Fragebogen, auf dem er erstens ihre Meinung über die Zukunft der deutschen Literatur im allgemeinen forderte und ihnen zweitens folgende fünf Unterfragen vorlegte: 1. .Glauben Sie, daß der Einfluß Zolas, Ibsens, Tolstojs auf unsere Litteratur förderlich ist? — 2. Meinen Sie, daß der radikale Naturalismus Gerhart Hauptmanns und Holz-Schlafs von Dauer sein wird? - 3. Welche ist ihre Meinung über Sudermann? - 4. Meinen Sie, daß eine besondere Dichtungsgattung [Epos, Roman, u. s. w.] in Zukunft die herrschende sein wird? — 5. Gehen wir einer Blüte oder einem Verfall der deutschen Litteratur entgegen?““); der Kern der Hartmannschen Replik — der einer alig. Einleitung folgt, worin die Gefahren der zeitgenössischen Literatur, Selbstüberschätzung, fieberhaftes Drängen nach Anerkennung, Streben nach Geltendmachung der eigenen Persönlichkeit, pietätloses Beiseitestoßen von Vorgängern, Überhandnahme theoretischer Reflexionen sowie eigensinnige u. streitsüchtige Rechthaberei in theoretischen Prinzipienfragen dargelegt werden (S. 271) — läuft auf die Behauptung hinaus, daß der Naturalismus in Frankreich ab- gewirtschaft habe u. daß sich auch in Deutschland die Anzeichen mehren, daß der Stern des Naturalismus bereits wieder im Sinken sei. (S. 271) Hartmann begründet diesen Niedergang damit, daß der Naturalismus, um Hervorragendes zu leisten, naive Künstler brauche, Künstler, die „von dem Widerspruch des bewußten naturalistischen mit dem unbewußten konkret-idealistischen Schaffen“ nichts merken: „Sobald er dagegen über sich als Prinzip reflektirt, paßt er auch dem Schaffen auf die Finger, daß es nicht etwa idealistische Kontrebande in das Kunstwerk mit einschmuggelt. Dann stellt sich jene Scheu und Flucht vor dem Idealismus ein. die notwendig zum Kultus des Häßlichen, Gemeinen und Widrigen führt, Jene Angst vor dem Schönen, das stets einer idealistischen Beimischung verdächtig ist, und vor der reinen Form und dem ästhetischen Schein, eine Angst, die unweigerlich in einen unästhetischen Kultus stofflicher Reize mündet.“ (S. 271) Dies führt Hartmann dann zur Schlußfolgerung, daß der sogen, .gemäßigte Realismus“ - „eine prinzipiell und theoretisch unmoti- virte Abschwächung des konsequenten Realismus“ bzw. ein „dualistische [r] Kompromiß zwischen Idealismus und Realismus“ (S. 271) - nicht die Antwort auf die .Verirrung“ des Naturalismus sein könne, die im .konkreten Idealismus“ (S. 272) zu suchen sei: solche gesetzmäßigen (u. insofern abstrakten) Forderungen dürften Fontane nicht überzeugt haben. Vgl. dazu auch einen kurzen Auszug aus Mauthners Antwort auf die gleiche Umfrage (Das Magazin für Litteratur [1892], 21 [vom 21. 5. 1892], S. 341): „Aus Unschönheit und Verzweiflung mußte sich also der Naturalismus zusammensetzen, der unsere Zeit bedrückt. Der Un-