Heft 
(1985) 39
Seite
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Zweifel zu ziehen, weil er immer nur zu plaudern scheint. Hinter seinem leichten Plauderton . . . verbirgt sich eine ganz erstaunliche Kunst, indirekt zu charakterisiren.

455 Mauthner hatte geschrieben:Und da ich gerade bei kleinen Einwürfen bin, möchte ich noch die allgemeine Frage aufwerfen, ob Fontane gut daran thut, bei Gelegenheit und sogar recht häufig bekannte Berliner Geschäftsfirmen mit ihrem wirklichen Namen zu nennen. Ich glaube, daß diese Uebung dem Realismus, wie ihn Fontane versteht, gerade widerspricht.

456 Vgl. Fontanes Brief an Mete vom 1. 9. 1889 (Propyläen, II, Nr. 308, 14952), worin er von dem Besuch eines gewissen Herrn Flatow berichtet:er blieb über anderthalb Stunden, und wiewohl er midi eigentlich gestört hatte, war ich über die Störung doch nicht böse, so sehr hatte mich die Thätigkeit meines Kollegen, des .Reklame-Novellisten 1 interessirt. (S. 152)

457 Der sog. Dreibund war ein Verteidigungsbündnis zwischen Italien, Österreich- Ungarn u. dem Deutschen Reich (seit Mai 1882; wiederholt verlängert bis 1914); der Ausdruck .vorgeahnt 1 bezieht sich einerseits auf die dt./ital. Schreibweise .WermouthV.Vermout 1 , andererseits auf die Tatsache, daß Fontane seine zwei Italien-Reisen die erste vom 30. 9. bis 19. 11. 1874, die zweite vom 3. 8. bis 7. 9. 1875 - vor Abschluß des .Dreibundes 1 gemacht hatte (vgl. NyA, xxiII/2).

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458 Fritz Mauthner: Aus dem Märchenbuch der Wahrheit. Fabeln und Gedichte in Prosa (Stuttgart: Cotta 1896).

459 Der Band enthält außer einer legendenhaften Einführung 84 Kurzmärchen.

460 Heilverfahren, bei dem Kranke mit kleinen Dosen von Arzneimitteln behandelt werden, die in großen Gaben bei Gesunden Krankheitserscheinungen hervorrufen würden, die denen der zu Heilenden ähneln.

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461 Nicht genau zu ermitteln; die Hrsg, tendieren jedoch zur Annahme, daß es sich um den im Verlag Friedrich Fontane im Dezember 1895 erschienenen Roman Ecce Homo. Erst komme iciii (1896) von Ernst von Wolzogen handelte; Fricke (Chronik, S. 86) zählte dieses Buch (das dem Schriftsteller zugeeignet war: Theodor Fontane, dem rüstigen Vorkämpfer und Vorbildner unserer jungen Kunst, dem Meister des märkischen Romans in dankbarer Verehrung gewidmet vom Verfasser. München, im Oktober 1895) zu Fontanes .Lesefrüchten 1 für diesen Zeitraum; die Thematik des Romans - eine bittere Satire auf einen ostelbischen Junker, in dem der ganze brutale Egoismus dieser Klasse dargestellt wird mag Fontane angesprochen haben; man beachte ferner, daß Wolzogen sowohl mit Mauthner als auch Fontane persönlich bekannt war.

462 Vgl. Anm. 461.

463 Vgl. Theodor Storms Gedicht .Frauenhand 1 (1848):Die Hand, an der mein Auge

hängt. Sie lag auf einem kranken Herzen. Fontane hatte Storms Lyrik

sehr hoch eingeschätzt u. in einer Umfrage ,Was soll ich lesen: 1 aus dem Jahre 1894 unter Nr. 37 Storm angeführt:Theodor Storm. Besonders die Gedichte; dem Besten ebenbürtig, das wir haben. (zit. in Aufzeichnungen zur Literatur, a. a. O., S. 197).

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464 Das Konfektionsgeschäft von J. Cohn ln der Leipziger Straße 110 in Berlin machte in den 80er und 90er Jahren durch originelle Werbeslogans von sich reden; vgl. hierzu Joachim Klippel: Geschichte des Berliner Tageblattes von 1872 bis 1880 (Dresden: Dittert 1935). S. 85-86:Die Werbegesetze der Wiederholung beachteten außerdem nur noch die Konfektionshäuser und die großen Ramsch- Bazare in Berlin. Diese Bazare hatten bereits die Werbekraft der lustigen Reklame erkannt. Die .Goldne Hundertzehn 1 , wird oft in der Literatur der Zeit erwähnt. (vgl. ferner Max Ring: Berliner Leben. Kulturstudien und Sitten­bilder lLeipzig/Berlin: 1882], S. 234 u. Fritz Mauthner: Schmock. Die litterarische Karriere der Gegenwart. Satire [Berlin: R. u. P. Lehmann 1888], S. 21 f.).

465 Die Firma Cohn hatte sogar ein Liederalbum der .Goldenen Hundertzehn 1 (1880) herausgebracht; Fontane hat sich im folgenden Gedicht darüber amüsiert:Du Goldne Hundertzehn / W'en hast du dir auserlesen, / Was ist Vorbild dir ge­wesen? / Episch, lyrisch und dramatisch, / Manches klingt so freiligrathisch, / Manche wandgemalte Freske / Streift das englisch Balladeske; / Strachwitz,

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