472 Vgl. dazu Mauthners Nachruf auf Fontane (F. M.: .Theodor Fontane 30. Dezember 1819 - 20. September 1898*) im Berliner Tageblatt Nr. 480 vom 21. 9. 1898 (S. 2).
Nr. 58
473 Zur Auswahl stehen vier Artikel in der Zukunft, davon zwei zum Thema Majestätsbeleidigung: 1) .Majestätbeleidigung' in Die Zukunft 6 (1897), 21 (vom ll. 12. 1897), S. 449-54, worin die Antworten einiger bekannter Persönlichkeiten auf eine Befragung von Leo Berg „Uber die Zulässigkeit und die Grenzen der Majestätbeleidlgung als eines StrafbegrifTes im modernen Staatsleben“ abgedruckt wurden; unter den Repliken zum Problem der Häufung von Majestäts- beleidigungs-Prozessen befand sich auch eine von Friedrich Spielhagen, der u. a. betonte: „Viel eher wird das Gegentheil [d. h. kein Vorteil für das Herrschertum/ die Hrsg.] elntreten: in den durch radikale Doktrinen aufgewühlten Massen werden sich Mißachtung und Haß steigern; in den Verurtheilten wird man Märtyrer erblicken, denen es bekanntlich an fanatischen Nacheiferern niemals fehlt.“ (S. 453-54) Interessant ist auch die These von Theobald Ziegler: „Die Presse aber, die unter dem Damoklesschwert dieses Paragraphen" steht und doch Recht und Pflicht zur Kritik haben muß, greift zu dem schlechten Auskunftmittel des indirekten Sagens, des Andeutens, Anwinkens und Anspielens; und Das wirkt nicht nur auf den Stil, sondern auch auf den Charakter des Volkes korrum- pirend: die Sprache wird boshafter und giftiger und die Leser suchen und wittern überall solche bösartigen Anspielungen; es ist ein Schießen mit vergifteten Pfeilen.“, (S. 450); 2) H.: .Kollege Bosse' in Die Zukunft 6 (1897), 21 vom 18. 12. 1897), S. 497-502; eine vltriolische Attacke Maximilian Hardens auf den damaligen preußischen Kultusminister Robert Bosse (1832-1901) anläßlich dessen Rede im Rahmen von Karl Frenzeis (1827—1914) 70. Geburtstagsfeier im Kaiserhof. ln diesem offenen Brief, der teils an Impertinenz grenzt, steigerte sich Harden zu der Anklage: „Ja, sehr geehrter Herr, ich halte Sie. trotz ihrer [sic] Rede, für einen Feind geistiger Arbeit im Allgemeinen und der Literatur im Besonderen . .. die Literatur ist Ihnen keinen Dank schuldig und hat von Ihnen nichts zu hoffen, leider aber Alles zu fürchten.“ (S. 498) „Sie thun nicht das Geringste für die Literatur, Sie verderben durch Ihre offiziösen Machenschaften die Presse noch mehr, als sie durch den kapitalistischen Geschäftsgeist schon verdorben ist... “ (S. 502); 3) .Majestätbeleidlgung' in Die Zukunft 6 (1897), 21 (vom 25. 12. 1897), s. 554—55; hierbei handelt es sich um einen offenen Brief, bezugnehmend auf die Zukunft vom 11. 12. 1897 (s. o.), des Chefredakteurs der Münchener Neuesten Nachrichten, A. J. Mordtmann, worin nochmals betont wird, „daß die Beleidigungsklagen zu einer unvernünftigen Plage ausgeartet sind“ (S. 554) und daß „der grenzenlose Uniug, zu dem die abschreckende Mehrung der Majestät- beleldigungs-Prozesse ausgeartet ist“ (S. 555), eingedämmt werden müsse; 4) Otto Mlttelstaedt: .Unfug ln der Rechtsprechung' in Die Zukunft 6 (1898), 22 (vom 1. l. 1898). S. 17-26, worin der S 360 (,Unfug-Paragraph') des Strafgesetzbuches kritisiert wird, lnsbes. wo dieser auf die Presse angewandt wird: „Damit war freilich einer auf extensive Gesetzgebung versessenen Praxis der Weg geöffnet, flugs den Inhalts von Presseerzeugnissen schlechthin für den § 360. No. ll des St. G. B. ln Anspruch zu nehmen.“ (S. 20)
474 Vgl. Anm. 473; die Hrsg, sind der Meinung, daß sich Fontane auf die drei Beiträge in der Zukunft bezogen hat. die sich direkt mit der Presse befassen.
<75 vgl. dazu Brief Nr. 60. Anm. 485-438 u. Brief Nr. 61. Anm. 489-492; Fontane hat sich hier einmal mehr als sehr weitsichtig erwiesen.
Nr. 59
<76 Bismarcks Geburtstag am 1. April (geb. 1815).
477 Vgl. den (ungez.) Artikel .General Bismarck' in Die Zukunft 6 (26. 3. 1898), Bd. 22, S. 553-58; zu Hardens Bekanntschaft mit Fürst Bismarck (seit Februar 1892) vgl. Weller, a, a. O., S. 36-44: Weller stellt ln diesem Abschnitt seines Buches die Behauptung auf: „Die Bekanntschaft mit Bismarck war für Hardens ganzes Leben ein entscheidendes Ereignis.“ (S. 42).
<78 Vgl. dazu die von Hans Pflug herausgegebenen Briefe von Fontane an Maximilian Harden (1861-1927) in Merkur 10 (1956), 11. S. 1091-98 (.Aus den Briefen Fontanes an Maximilian Harden'). Obige Bemerkung läßt folgern, daß Fontane Hardens Artikel in der Zukunft regelmäßig gelesen hat; demnach wird es sich bei der ln Brief Nr. 58 erwähnten .Dreiheftesendung' um Artikel aus Heften der Dezember/Januar-Ausgabe dieser Zeitschrift gehandelt haben (vgl. Anm. 473 zu Brief Nr. 58).
<79 Fontane hatte eine sehr hohe Meinung von Hardens stilistischen Fähigkeiten (vgl. dazu Weller [S. 362J, der Hardens Stil „eine Abfolge brilliant-manierierter
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