Heft 
(1890) 30
Seite
516
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Wlcitter und Wl'üLhen.

Jas Jenkmak Kart Maria van Webers in GnLin. (Mit Abbildung.) Ist es zu viel, wenn man sagt, Weber sei heute noch der volksthümlichste aller deutschen Komponisten, volksthümlicher fast als Mozart, jedenfalls als Beethoven und Wagner? Wo ist heute eine Opernbühne, die nicht Freischütz" undPreciosa" unter ihrem stehenden Vorrath von Stücken zählte, wo ist die Festhalle, die nicht von den Klängen derJubel- ouverture" widergehallt, wo ist das ballfähige Töchterchen, dem nicht schon dieAufforderung zum Tanz" in den Füßchen geprickelt hätte? Wer hätte nicht kräftig mitgesungenDas ist Lützows wilde verwegene Jagd, Hurrah!" und den fröhlichen HochzeitsreigenWir winden Dir den Jungfernkranz" ?

Gewiß, jeder Deutsche, selbst wenn er gar nicht musikalisch wäre, kennt den klang- und anmuthreichen Meister. Und wem dieses Verwachsen­sein mit dem Leben des Volkes noch nicht Dank genug ist an den Spender- all dieser köstlichen Melodienschätze, der gehe nach Dresden auf den Theaterplatz; dort steht seinDenkmal seit 28 Jahren, von Rietschels Mei­sterhand entworfen (vergl.Garten­laube" 1862, S. 93), und der gehe nach dem kleinen Städtchen Eutin in dem oldenburgischen Fürstenthum Lübeck, wo seit dem 1. Juli d. I. in einem Eichenhain ein zweites Denk­mal des Helden der Töne steht, ihm gewidmet von seinen treuanhäng­lichen Landsleuten. Denn hier in Eutin ist Karl Maria von Weber am 18. Dezember 1786 geboren.

Unser Bild zeige dem Leser die­ses neu enthüllte Kunstwerk. Auf einem fünf Meter hohen Granit­block steht die Büste des Meisters in Bronze und am Sockel ruht vorne die Muse in Gestalt eines schlanken Mädchens, das eine Lyra in den Armen hält und den Blick gen Him­mel richtet. Lustig in die Welt blickende musicirende Kindergestal­ten befinden sich auf der Rückseite des Sockels. Auf beiden Seiten des Denkmals aber weisen die Masken der Tragödie und der Komödie auf den ernsten und hei­teren Charakter von Webers dra­matischen Schöpfungen hin.

Ein jugendlicher Künstler ist der Verfertiger des Denkmals, Paul Peterich, im weiteren Sinn ein Landsmann des Komponisten, ge­boren in Schwartau bei Lübeck, ein Schüler Schapers und erst 26 Jahr alt. Eine hohe Begabung muß diesem jungen Meister innewohnen, denn noch vor 5 Jahren war seine Arbeitsstätte nicht das Atelier des Bildhauers, sondern die Drechsler­werkstatt. Es war eine rührende Scene bei der Enthüllung, als die feierlich zum Feste geladenen Eltern des Bildhauers ihrem Sohn, der so Schönes hatte schaffen dürfen, um den Hals fielen dem Künstler ein Lohn, mehr Werth noch als die Bewunderung der Menge!

Ire Kriegergräber bei Wetz. Die deutschen Vereine von Metz und Umgegend, 30 an der Zahl mit rund 4000 Mitgliedern, haben eine Ver­einigung gebildet, welche es sich zur Aufgabe macht, jährlich am 15. August alle im Bereiche des Metzer Kreises gelegenen Kriegergräber und Denk­mäler mit frischem Schmuck zu versehen und daran anschließend auf dem Schlachtfelde eine Gedenkfeier mit Rede und Gesang zu begehen. Außer­dem sollen Gelder gesammelt werden, um die dauernde Erhaltung der Gräber und Denkmäler auch dann zu sichern, wenn der Staat ausreichende Mittel hierfür einst nicht mehr bewilligen sollte. Mitglied der Bereinigung kann jedermann durch Zahlung eines Jahresbeitrags von mindestens 1 Mark werden. Auswärtige erwerben sich hierdurch das Recht, zu be­anspruchen, daß ein von ihnen bestimmtes Grab jährlich einmal von seiten der Bereinigung nachgesehen und über dessen Zustand Auskunft ertheilt werde. Die Vereinigung will übrigens auch ohne Gegenleistung allen Aufträgen von Angehörigen und Freunden hier ruhender Krieger Nach­kommen, insbesondere am jährlichen Gedächtnißtage aus der Heimath ein­gegangene Kränze auf den Gräbern der Betrauerten niederlegen.

Die der Bereinigung mitgetheilten Adressen Angehöriger re. werden in dccs Gräberverzeichniß eingetragen, auch zur Kenntniß der mit der Unter­haltung der Kriegergräber derzeit beauftragten Behörde gebracht werden, insoweit hieraus ein Vortheil für die Betheiligten vorauszusehen ist. Des

weiteren sammelt die Vereinigung Erinnerungen noch lebender Mitstreite und Augenzeugen aus den Kämpfen um Metz, welche zur Bereicherung der Kriegsgeschichte dienen können, sowie die hierüber erschienenen Werk« und Abhandlungen, endlich Fundsachen vom Schlachtfelde; die Büche! werden der Bibliothek, die Fundstücke dem Museum in Metz einverleibt Schriftsachen sind an den Vorstand derVereinigung zur Schmückung und fortdauernden Erhaltung der Kriegergräber und Denkmäler bei Metz' und Gelder an deren Kassirer, Rendant Jonas in Metz, zu richten.

Aktes und Weues für die Weifezeit. Die lang hingestreckten Länder gebiete zwischen dem Kanal und dem Schwarzen Meer, zwischen der Alpen und dem Kjölengebirge, oder Deutschland, Oesterreich-Ungarn Rumänien, die Schweiz, Belgien, die Niederlande, Luxemburg, Dänemark und Skandinavien zusammengeuommen -- das ist das gewaltige Reise­gebiet desVereins deutscher Eisen­bahnverwaltungen" und der mit ihm verbundenen Bahnen, welches uns in dem vom Verein herausgegebe­nen Verzeichniß zusammenstellbarer Fahrscheinhefte und der beigegebe- uen Uebersichtskarte vor Augen ge­führt wird. Der Reiselustige findet die Hauptbahnen dieser Länder in etwa 2200 Hauptabschnitte und 850 Nebenabschnitte zerlegt, die er, Kilo­meter an Kilometer reihend, nach Gefallen zu einer kleineren oder größeren Fahrt in die blaue Ferne zusammenstellen kann.

Von der bisherigen Begrenzung der Fahrten auf Rundreisen im enge­ren Sinn ist, nachdem dies bereits früher für das Deutsche Reich ge­schehen war, allgemein Abstand ge­nommen; aber wie seither muß die ganze Reisestrecke mindestens 600 Kilometer betragen. Die Zusammen­stellung der Abschnitte zu einem Heft kann jetzt nach Wunsch des Reisen­den auf dreierlei Weise erfolgen: entweder als Hin- und Rückfahrt für die gleiche Strecke, die also minde­stens 300 Kilometer lang sein muß, oder wie früher als Rundfahrt, oder auch theils als Hin- und Rückfahrt, theils als Rundfahrt, mit der ein­zigen Einschränkung, daß ein und dieselbe Strecke nie mehr als zwei­mal befahren werden darf. Wie früher, kann der Reisende beliebige Abschnitte erster und zweiter Klasse oder auch zweiter und dritter Klasse in einem Hefte vereinigen lassen; nie aber Fahrscheine erster und dritter, oder erster, zweiter und dritter Klasse.

Viele, theilweise neue Reisever­bindungen sind mit besonderer Rück­sicht auf den Touristen- und Bade­verkehr ausgenommen. An beson­ders schönen Punkten, oder wo sich sonst Gelegenheit oder auch dieNoth- wendigkeit ergiebt, sind Dampf­schiffsgelegenheiten, und wo es nicht anders geht, Omnibus- und Straßenbahnsahrten mit ausgenommen. Eine dankenswerthe Neuerung haben die preußischen Staatsbahnen eingeführt: die sogenannten Abstecherscheine, mittels deren man unterwegs oder vom Endpunkt der Reise aus Abstecher nach solchen Orten machen kann, die nicht in das Netz der zusammenstellbaren Hefte ausgenommen oder lediglich Zwischenstationen eines Abschnittes find. Will z. B. jemand Celle be­suchen, so wird er sich von Lehrte aus einenErgänzungsschein" nach Celle und zurück geben lassen; er braucht dann nicht wie bisher eine be­sondere Fahrkarte zu lösen. Der Ergänzungsschein ist natürlich gleich bei der Bestellung des Reiseheftes mit aufzunehmen.

Wer mit seiner Zeit und mit seinem Gelde Haushalten muß, wird gut thun, sich bei Reisen von 300 llm einmal gemessener Entfernung vorher über den Preis und die Gültigkeitsdauer einer Rückfahrkarte zu erkundigen. Derartige Karten werden meist nach allen größeren Plätzen ausgegeben und haben den zweifachen Vortheil, daß man, allerdings bei beschränkter Gültigkeit und nur einmaliger Fahrtunterbrechung hin und zurück, 25 Kilo Gepäck frei hat und in der Regel doch noch weniger für die Fahrkarte selbst bezahlen muß. Eine Reise dritter Klasse von Münster i. W. nach Eisenach über Kassel und zurück, direkte Entfernung 322 llm, kostet mit Fahrscheinheft, gültig 45 Tage, aber ohne Freigepäck, 22 Mark 20 Pfennig; eine Rückfahrkarte, 5 Tage gültig, mit Gepäck­freiheit, nur 19 Mark 40 Pfennig. Wer sich also mit 5 Tagen begnügen kann, dem wird die Wahl nicht schwer fallen!

^ ^ Inhalt: Ern Mann. Roman von Hermann Heiberg (3. Fortsetzung). S. 501. Vom X. deutschen Bundesschießen in Berlin: Empfang der Schützen auf dem Bahnhof Frredrrchstraße. Brld. S. 501. Vom X. deutschen Bundesschießen in Berlin. Von Paul Lindenberg. S. 504. Mit Abbildungen S. 501, 504, 505 und 506. Zur Jubelfeier der Buchdruckerkunst. Von Eduard Grosse. S. 507. Mit Abbildungen S. 507, 508, 509 und 511. Madonna im Rosenhag. Roman von Reinhold Ortmann (Fortsetzung). S 512. Am Kamm. Brld. S. 513. Blätter und Blüthen: Das Denkmal Karl Maria v. Webers in Eutin. Mit Abbildung. S. 516. Die Kriegergräber bei Metz. S. 516. Altes und Neues für dre Reisezeit. S. 516.

Jas Weber-Ienkmat in GuLin. Von Paul Peterich.

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Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil's Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.