Z80
haben, sowohl auf einer gesunden Hirschfährte am Riemen nachzuziehen und dieselbe selbst dann zu halten, wenn sie durch die frischeren eines Rudels führt, als besonders auch nach 24 Stunden noch die Schweißfährte eines tranken Stückes „auszuarbeiten" und dem Jäger zu helfen, dasselbe znr Strecke zu bringen.
August ist es, das Geweih ist „verreckt und gefegt", und setzt beginnt des weidgerechten Jägers fchönste Zeit, die Jagd auf den Feisthirsch.
Ein starker Hirsch hält zu Felde, aber er tritt so spät aus und hält so früh wieder zu Holze, daß dir nur die frische Fährte zeigt, daß er draußen gewesen ist. So schlau ist aber der alte Bnrfch, daß er bei Mondschein sich hütet, das Feld anzunehmen. Da heißt es, den Hirsch zu bestätigen. Das ist eine uralte Weidmannstunst oder, wie der mittelhochdeutsche Ausdruck will, „Jagelist". Söllmann, der Schweißhund, wird „znr Fährte gelegt", er hält sie bis zu einer Fichtendickung. Hier wird er „abgetragen" (nicht mit dem Riemen von der Fährte gezogen), die Fährte wird „verbrochen", d. h. ein frischer Fichtenbruch auf dieselbe gelegt und dann mit dem Hunde die Dickung „Umschlägen", um zu sehen, ob der Hirsch in derselben stehen geblieben ist. Söllmann fällt aber keine Fährte wieder an — der Hirsch ist bestätigt.
Einige Stunden später werden Jäger auf den Wechseln weit voneinander („verloren") angestellt, du aber erhältst den besten Posten, auf dem Rückwechsel, dort, wo der Hirsch die Dickung angenommen hat. Der Jäger um- fchlägt mit Söllmann die Dickung noch einmal, um sich zu vergewissern, ob der Hirsch mich stehen geblieben ist, dann legt er den Schweißhund wieder znr Fährte und beide verschwindeil im dichten Gebüsch.
Der Hund liegt fest im Riemen und zieht den Jäger vorwärts. Hin und her geht's durch die Fichten — endlich wird der Hirsch „gesprengt" oder „aus dem Bette aufgethan"; aber das edle Wild flieht nicht sofort aus dem schützenden Buschwerk, sondern zieht in demselben umher — langsam, aber sicher folgt ihm am Riemen Söllmann. Du aber stehst vor der Dickung mit gespannter Büchse in aufgeregter Erwartung — es ist so still um dich her, kein Ton schlägt an dein Ohr — höchstens kreischt einmal ein Häher — ein Eichkätzchen hüpft über den Weg oder ein Goldhähnchen schlüpft durch das Fichtengeäst — kein Laut — nichts verräth, daß du auf Hirschjagd bist.
Da — was ist das? — ein leises Streifen an den Büschen — langsam
hebt sich die Büchse, das Herz droht vor Aufregung zu zerspringen-alles
wieder still, du hörst nur das dumpfe Hämmern in deiner Brust. Drei
lange, bange Minuten-wieder streift es an den Büschen, es knacken
die Zweige—— und „hast recht, Söllmann! schon' dich! schone!" tönt es leise aus der Dickung zu dir herüber. Der Hirsch ist dem Rande der Pflanzung entlang gezogen — dicht hinter ihm folgt der Jäger mit dem Hunde.
Wieder ist eine lautlose Stunde verstrichen, die heiße Hundstagssonne
brennt dir auf den Scheitel — die Aufmerksamkeit läßt schon nach-
vielleicht schleicht sogar der Gedanke sich in dein Jägerherz: wenn der Hirsch doch erst heraus wäre, selbst wenn's auf einer andern Stelle knallte — — da, ganz unerwartet, plötzlich fliegt 80 Schritt von dir ein rothes Etwas ans den Fichten — du siehst die Umrisse in der Ueber- raschnng, der Aufregung nur verschwommen — ein starkes Geweih —
die Büchse ist am Backen — das Korn liegt dicht vor dem Rothen — Knall — Pnlverdampf — Kugelschlag! Du siehst den Hirsch in hoher Flucht in der Luft erscheinen, dann stürmt er durch Ginster und Schmielen in weitem Halbkreis um dich herum — jetzt wird er langsamer — du siehst den Schweißfleck dicht hinter dem Blatte — er bleibt stehen — wie jubelt's in deiner Brust — das Geweih, der Kopf wird ihm zu schwer, er
senkt ihn tief herab zur Erde-fein Haar sträubt sich, verendet bricht
er zusammen, der König der Wälder, und das Horn des Jägers, das die Genossen ruft, fingt ihm den lustigen Grabgesang. Karl Brandt.
Eine deutsche Kokonralmünze. Unsere Abbildungen zeigen dem Beschauer die erste deutsche Kolonialmünze, welche aus Rechnung der Deutsch-Ostafrikanifchen Gesellschaft kraft des derselben vom deutschen Kaiser verliehenen Rechts durch die königliche Münze in Berlin geprägt worden ist. Es ist ein aus fast reinem Kupfer hergestelltes Geldstück, etwas größer als unser Einmarkstück. Auf der einen Seite trägt es im Ring um den Reichsadler in lateinischen Buchstaben die Inschrift .,D6nt8eki-08taUi1cani86ll6 0686ll8e1ia1t" und die Jahreszahl 1890, auf dem von einem Lorbeerkranz umrandeten Jnnenraum der andern Seite in arabischer Schrift die Worte: „Die Deutsche Gesellschaft".
Von diesen „Kupferpesas" gehen 64 auf eine Rupee. Da die letztere nach dem heutigen Silberpreis etwa den Werth von 1 Mark 75 Pfennig hat, so würde unsere Kolonialmünze ungefähr
2,7 Pfennig gelten.
Den Kupferpesas sollen in einigen Monaten noch silberne Rupees folgen, die in der Größe ungefähr unserem Zweimarkstück entsprechen werden. Dieselben werden, im Unterschied von den Reichsmünzen, den Kopf des Kaisers Wilhelm II. nicht unbedeckt, sondern mit dem Garde du Corps-Helm bekleidet zeigen.
Mr einen Wolksdichter. Wohl manche unserer Leser erinnern sich noch des Lebensbildes des „märkischen Hans Sachs" im Jahrgang 1881 der „Gartenlaube". Dort war erzählt von einem braven Drechslermeister zu Freienwalde, der durch Noth und Armuth hindurch den köstlichen Quell der Dichtung in seiner Brust bewahrte, dem ein treues Weib zur Muse ward, die seinem Namen zu einem hohen Klange verhalf im Deutschen Dichterwalde — dem Namen Karl Weise. Freilich, irdische Schätze hat sich der schlichte Handwerksmann weder mit seinen Poesien noch mit seiner fleißigen Hände Arbeit errungen. Schon damals, als jenes Lebensbild erschien, sollte es zugleich dazu dienen, dem schwer mit des Daseins Noth ringenden Manne einen Nothpfennig für das nahende Greisenalter vom deutschen Volke zu erbitten.
Und so wendet sich nun auch heute wieder ein aus den Kreisen des Handwerkerstandes hervorgegangener Ausschuß mit der Bitte um Gaben an das deutsche Volk, insbesondere an die Standesgenossen des Verewigten, um einerseits dem Dichter, der inzwischen am 31. März 1888 gestorben ist, ein würdiges Grabdenkmal, andererseits der Witwe Befreiung von der drückenden Noth des Lebens zu verschaffen. Um dieses letzteren Zweckes willen besonders unterstützt auch die „Gartenlaube" gern jene Bitte, und es bleibt nur noch zu erwähnen, daß die Spenden von dem Vorsitzenden des Handwerkervereins zu Freienwalde a. d. O.. Herrn Gustav Kramer, entgegengenommen werden.
Anstatt : Ein Mann. Roman von Hermann Heiberg (7. Fortfetzmig). S. 565. — Elektrische Straßenbahn in Bremen. Bild. S. 565. — Hirsch todt. Bild. S. 560. — Denksprüch^von D. Sanders. S.. 570. — ^ Volks Heilstätten für^ Lungenkranke. Von v>. mecl.^ Karl Driver^ S. 570. Das Kleinod des Fichtelgebirges. Ein^Erinnerimg an das
Blätter und Blüthen: Volksstimmen über die Gründung des Deutschen Reichs. S. 579. — Die elektrische Straßenbahn in Bremen. S. 579. (Zu dem Bilde S. 565.) — Hirsch todt! Von Karl Brandt. S. 579. (Zu dem Bilde S. 569.) — Eine deutsche Kolonialmünze. Mit Abbildungen. S. 580. — Für einen Volksdichter. S. 580.
Soeben ist erschienen und durch die meisten Buchhandlungen zu beziehen:
Kalender kur das Hshr 1891.
Sechstem Jahrgang. 15 Mögen 80. Mit zahlreichen Illustrationen.
Wreis in elegantem Hanzleinenöand 1 Mark.
Aus dem reichen Inhalte des „Gartenlanbc-Mlcndcrs" für das Jahr 1891 heben wir hervor:
Des Lebens Jahr. Gedicht von Anton Ohorn. — Aus meinen vier Pfählen: Flickdorchen. Erzählung von W. Heimburg. Mit Abbildungen von W. Claudius. — Wie Doktor Wächter ein berühmter Mann wurde. Humoreske von I. von Dür ow. Mit Abbildungen von A. Lewin. — Warum die Leute nicht heirathen. Novelle von Hans Arnold. Mit Abbildungen von F. Bergen. — Eine dunkle Majestät. — Eine Schwalbengeschichte. Von A. Schnitzer. Mit Abbildung von O. Greiner. — Einiges über gesunde und kranke Füße. Von vr. E. El äsen. — Die kritischen Tage des Jahres 1891. Von Rudolf Falb. — Ein Rückblick aus die Tagesgeschichte. Von Schmidt-Weißenfels. Mit zahlreichen Abbildungen. — Stanley - Emin und — Deutschland. Mit Abbildungen. — Pslanzenwanderungen. — Humoristisches in Wort und Bits. — Reiche und mannigfaltige Blätter und Blüthen. — Statistische Notizen aus den verschiedensten Gebieten — Haus-, land- und forstwirthschaftliche Rathschläge. — Reiches und ausführliches Kalendarium mit Marktverzeichnitz. — Post- und Telegraphentarife. — Genealogische Nachrichten. — Münz- und Masz-Vergleichungs-Tabellen. — Kleine Mittheilnngen der verschiedensten Art.
Zum sechsten Male erscheint der „Gartenlaube-Kalenders welcher sich von Jahr zu Jahr eine größere Anzahl von Freunden erworben hat, sodaß er den meisten Abonnenten der „Gartenlaube" nicht mehr fremd ist. Der neue Jahrgang zeichnet sich durch besonders reichen Inhalt und geschmackvolle Ausstattung vortheilhaft aus und kann allen Gartenlaube-Lesern, überhaupt jedem Liebhaber eines gediegenen, nützlichen und unterhaltenden Buches zu billigem Preise zur Anschaffung empfohlen werden.
Die früher erschienenen Jahrgänge 1886—1890 des „Gartenlaube-Kalenders" sind zum Preise von je 1 Mark ebenfalls noch zu haben.
Bestellungen wolle man der Buchhandlung übergeben, welche die „Gartenlaube" liefert. Postabonnenten erhalten den „Gartenlaube-Kalender" in den meisten Buchhandlungen, oder gegen Einsendung von 1 Mark und 20 Pf. (für Porto) in Briefmarken direkt franko von der
—Vrrlagshandlung von Ernst Keil's Nachfolger in Leipzig. 4»^-
Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil's Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.