VI. Spätwerk und Altersstil
Einführung und Leitung: Walter Müller-Seide! (München)
1. Eda Sagarra (Dublin):
„Der Stechlin“ als Auseinandersetzung mit den langfristigen politischen und sozialen Veränderungen Deutschlands in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts
2. Karl Richter (Saarbrücken):
Zeiterfahrung in Fontanes später Lyrik
3. Ingrid Mittenzwei (Frankfurt):
Spielraum für Nuancierungen. Zu Fontanes Altersbriefen
4. Walter Müller-Seidel (München): Schlußwort.
Der wissenschaftliche Ertrag der Tagung kann hier nicht annähernd aufgelistet werden. Wenn die Beiträge gedruckt vorliegen, wird die Dokumentation in den „Fontane-Blättern“ rezensiert werden. Dennoch soll versucht werden, einige Höhepunkte der Debatte zu kennzeichnen und damit Interesse für die aufgeworfenen Fragen zu wecken. Alle (auch die nicht hervorgehobenen Beiträge) stifteten ein ausgesprochen produktives Klima, in dem Nebeneinandergestelltes für die Anwesenden mehr als die Summe der Teile ergab. (Daran hat auch die Leitung des Hauses insofern Anteil, als sie den Rahmen dafür schuf, daß die Debatten über das Programm hinaus bis Mitternacht ausgedehnt werden konnten.)
I. Probleme der Überlieferung und Edition
Innerhalb dieses Komplexes dominierte der Arbeitsbericht von Charlotte Jolles. Etwa 7 000 Briefe sind ermittelt und verzeichnet, und gute internationale Zusammenarbeit (woran die DDR beteiligt ist) läßt hoffen, daß das Verzeichnis bald abgeschlossen und gedruckt werden kann.
Es wäre dies nicht nur die Basis für jede weitere Briefausgabe. Mit dieser Art Findbuch könnte der Zersplitterung des Nachlasses wissenschaftlich begegnet werden, und — wenn auch nicht als nächster Schritt — eine Gesamtausgabe der Fontane-Briefe rückt damit doch in den Bereich des Möglichen. Bedenkt man, wie unbefriedigend die Lage für den Leser ist (was K. v. Krosigk anschaulich demonstrierte), so sollten sich alle an der Suche weiterer Briefe beteiligen: private Sammler, Bibliotheken und Archive, Wissenschaftler und Liebhaber. Wir sind für jeden Hinweis dankbar.
Gerade die zauberhaften literarischen Briefe des Dichters erfreuen sich wachsender Resonanz und treten immer mehr neben das Prosawerk und die späte Lyrik des Dichters. Unter diesem Rezeptionsaspekt (konkrete Projekte der Edition können hier nicht aufgezählt werden) wurden die akribischen Daten der englischen Forscherin durch den Verleger G. Erler vom Aufbau-Verlag (Berlin und Weimar) interessant ergänzt. Gründe für die steigende Nachfrage und Aktualität Fontanes in der DDR wurden