Vorstufen (oft auf den Rückseiten anderer Manuskripte erhalten) nicht untersucht.
Auf der gesicherten Basis des im Schillerjahrbuch (1983) publizierten Materials ging R. Cheval der Frage nach, ob F. in der Gefangenschaft einen Prozeß bekommen habe und wie er der Lebensgefahr entronnen sein könnte. Die wiederentdecken Briefe lassen da manches offen. Weiterführende Materialien aus dem Fontane-Archiv, die zu diesem Briefwechsel gehören, werden dem Referenten zur Verfügung gestellt, der seinerseits dem Archiv Kopien übereignete.
Sicher wenig bekannte neue Lichter setzte Sven Aage Jorgensen in der Debatte um Fontanes erstes Kriegsbuch dadurch, daß er Kriegsziele, Taktiken und Ergebnisse der Darstellung bei F. aus der Sicht dänischer Nationalgeschichte beleuchtete.
Da lesen sich denn manche Passagen (z. B. das Schlußwort) beklemmend nationalistisch. Aber auch in diesem Text gibt es Übergänge, die der Wertung harren. Als Ganzes ist dieser Corpus (mit ca. 4 500 Druckseiten) weder von der Militärgeschichte noch von der Philologie untersucht worden. Um so verdienstvoller muß H. Austs Versuch bewertet werden, den „Freund-Feind-Beziehungen“ im Text nachzuspüren. Ob sich die „Ent- subjektivierung des Tötens“ (die sicher auch für ähnliche Werke gilt) mit philologischen Mitteln, innertextuell, aufklären läßt, muß offen bleiben, wird am Ende im Vergleich mit anderen Untersuchungen zu klären sein. Das gilt auch für G. Friedrichs Versuch. Der Bezug auf den ganzen F. erst könnte das so formulierte Thema stützen oder widerlegen (Fontanes Militarismus).
Ein profunder Kenner der Texte meldete sich zu Wort, und ihm werden diese Anmerkungen schon darum nicht gerecht, weil das Manuskript, aus dem vorgetragen wurde, an 100 Seiten umfaßt. Das Soldatische (so Friedrichs Grundthese) bleibt ein Teil des Wesens von Fontane — der seine Kriegsbücher alle noch vor jener großen Krise und Erschütterung seines Verhältnisses zum Kaiser geschrieben habe (1876). Das stimmt, übersieht aber vielleicht doch Entwicklungen seit 1870 (man lese z. B. die bitteren Anmerkungen F.s anläßlich der Beerdigung von G. Hesekiel 1874), auch andere Texte, die nicht alle aus dem Bewußtsein geschrieben sind, „Spezialhistoriograph“ des Königshauses zu sein. Es will nur z. T. einleuchten, daß F. Wilhelm II. gelobt habe, um Wilhelm I. zu kritisieren (man denke an die Dialektik der Feldherrenballaden; vgl. Fontane-Blätter, Heft 35, S. 347-360).
Aber die spätere Militarismus-Kritik muß ebenso hinzugedacht werden wie die frühe Distanz gegenüber den Kriegen, die mit der Gefangenschaft, aber auch den schon erwähnten „Übergängen“ Zusammenhängen. Es ist ein Verdienst dieses Beitrages, eine Schlüsselerklärung für die lebenslange Bindung Fontanes an Militär und Ordnung, Kriegsgeschichte und Stellung der Hohenzollern im Staat praktiziert zu haben. Aber dieser biographische Aspekt zwingt zur Beschränkung, wo dies nur bedingt möglich ist (das jüngste Buch von J. Osborne zeigt es; vgl. „Fontane-Blätter“ H. 37, S. 421-435).