komprimierten Überblick über das Leben und Schaffen Fontanes, einem Forschungsbericht und einer Auswahlbibliographie der Primär- und Sekundärliteratur. Doch ist der Umfang gewachsen. Statt der 138 Seiten, die die zweite Auflage hatte, sind es nun 165 Seiten. Auch kam ein Vorwort neu hinzu. Die Erweiterung des Hauptteiles ist wohl vor allem darauf zurückzuführen, daß die Bibliographie mehr Raum einnimmt. Ein Blick in die Verzeichnisse der Sekundärliteratur z. B. zu den Romanen und Erzählungen Fontanes zeigt, welch eine Menge von neuen Arbeiten seit dem Erscheinen der zweiten Auflage dieser Schrift (1976) herausgekommen ist. An der Spitze steht dabei die Literatur zu „Effi Briest“, mit der sich zwischen 1976 und 1983 insgesamt 37 Bücher und Aufsätze in Zeitschriften und Sammelwerken befaßten. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Verfasserin sicher eine Auswahl getroffen hat, es also noch andere Arbeiten zum Thema gibt, die hier nicht genannt sind. Ein wenn auch nicht so starkes, aber ebenfalls beachtliches Interesse hat die Forschung ferner den Romanen „Irrungen, Wirrungen“ und „Der Stechlin“ zugewandt. Im ganzen hatte die Verfasserin in der dritten Auflage an die vierhundert neue Titel zu verzeichnen, die in der Zeit von Anfang 1976 bis Anfang 1983 erschienen sind. Mit Recht weist also Charlotte Jolles die gelegentlich zu hörende Vermutung, die Fontane-Renaissance sei „im Abflauen begriffen oder gar vorüber“, zurück und stellt fest, „Dies ist keineswegs der Fall“ (S. X).
Wir möchten hier auf das Vorwort zur dritten Auflage aufmerksam machen. Darin geht Charlotte Jolles auf einige Tendenzen der neuesten Fontane- Rezeption und Fontane-Forschung ein, die zweifellos von hohem Interesse sind. Die Verfasserin läßt Umfang und Hauptrichtung deutlich werden. Eine bedeutende Erweiterung der Wirkung Fontanes verdanken wir den audiovisuellen Medien. „Die Fontane-Renaissance“, schreibt Charlotte Jolles, „die im wissenschaftlichen Bereich eingesetzt hatte, ist nicht ohne Einfluß auf Rundfunk, Fernsehen und Film geblieben, die dem Dichter eine weitere Anhängerschaft und einen größeren Leserkreis und sogar eine gewisse Massenwirkung verschaffen.“ (S. X)
Ferner haben die Übersetzungen der Werke Fontanes zugenommen.. Es sei „jedoch noch lange nicht Fontanes ganzes Romanwerk im Ausland bekannt“, und die Verbreitung seiner Werke lasse sich „keineswegs mit der anderer europäischer Romanciers des 19. Jahrhunderts vergleichen oder etwa der Thomas Manns“ (S. X).
Was die Forschung betrifft, so stellt Charlotte Jolles fest, daß man sich mehr mit dem Werk, weniger mit der Persönlichkeit und dem „durchaus komplexen Charakter“ des Dichters befaßt hat. Auch werde „die Persönlichkeit Fontanes ... immer noch zu undifferenziert gesehen“ (S. XI). Neue Aufschlüsse in dieser Hinsicht könnten u. a. Untersuchungen über das Verhältnis Fontanes zu seinen Freunden erbringen.
Andrerseits rückt neuerdings „die Analyse der literarischen Vermittlungsprozesse ... immer mehr ins Zentrum literarhistorischer Arbeit“. Nicht nur, daß der Briefwechsel Fontanes mit einigen seiner Verleger publiziert worden ist, es erschienen auch „eingehende soziologische Untersuchungen über Fontanes Erzählwerk in den Presseorganen unter den Marktbedin-