gungen seiner Zeit“. Auf diesem Gebiet sei „in den letzten Jahren Bedeutendes geleistet worden“ (S. XI).
Alsdann sei die Rezeption Fontanes erforscht worden, sowohl die Aufnahme Fontanes durch Thomas Mann und Hugo von Hofmannsthal wie auch die „Rezeption im Werk einiger DDR-Schriftsteller“ (S. XI).
Zur Interpretation der Werke Fontanes bemerkt Charlotte Jolles, daß „gesellschaftskritische Fragestellungen und solche nach dem Wesen des Fontaneschen Realismus“ im Vordergrund standen. Dennoch gäbe es Tendenzen, irrationale und mythische Elemente — z. B. im Zusammenhang mit dem Melusinenmotiv — im Werk Fontanes aufzuspüren. Vor der Gefahr, „daß bei Überbetonung des Elementaren die Rolle, die der Frau bei Fontane im sozialen Bereich zukommt, unterschätzt wird“, warnt die Verfasserin mit Recht (S. XII).
Eine andere „bedenkliche Tendenz“ der Fontane-Forschung (in einigen Ländern!) sieht Charlotte Jolles in einer übertriebenen Suche nach den „Geheimnissen des Künstlers“ .einer Art von literarischer „Schatzsuche“, die mindestens zum Teil zu Spekulationen führt und als „Safari-Methode der Literaturkritik“ bezeichnet worden ist. Diese Richtung in der Fontane- Forschung begnüge sich „nicht mehr mit dem Verstehenwollen des Werkes und dem Begreifenwollen des ,Wie‘ der Aussage und der .Finessen 1 , an denen der Dichter selber seine Freude hatte, sondern rückt weit .hinter“ das Werk, bemüht, den schöpferischen Akt zu durchleuchten“. Die Unsicherheit einer solchen Methode zeigt sich daran, daß „oft, bei ähnlicher Absicht, völlig verschiedene Resultate“ erzielt werden (S. XII). —
Diese zusammenfassende Überschau über den Widerhall, den Fontanes Werk und Persönlichkeit in jüngster Zeit gefunden haben, verdient ebensoviel Dank wie ein jeder der Abschnitte des Hauptteiles, die uns alle sicher und kenntnisreich durch das Leben und Werk Fontanes führen.
Rose Aggeler: Theodor Fontane. — Salzburg: Andreas 1983. 304 S. (Die großen Klassiker. Literatur der Welt in Bildern, Texten, Daten.)
[Rez. Peter Schaefer]
Auf der Rückseite des Titelblattes dieses bemerkenswerten Buches findet man eine Literaturliste, die 12 Titel der Jahre 1963—1980 umfaßt und die wichtigsten größeren Arbeiten der letzten Jahre über Fontane nennt. Dieser weniger der Empfehlung dienenden als vielmehr eine Arbeitsgrundlage bezeichnenden Aufzählung folgt der Inhalt — in doppelter Hinsicht. Würde die*Autorin dabei stehenbleiben, wäre dieses Buch zwar längst nicht so bemerkenswert, doch selbst dann noch nicht uninteressant, weil es eine Zusammenfassung des erreichten Forschungsstandes zu einigen der wich-