tigsten Themen zu Fontane geben würde. Doch die Autorin fügt dem vorhandenen, aufgearbeiteten Material Eigenes hinzu.
Ein Blick ins Inhaltsverzeichnis zeigt, daß die große Gliederung in der Reihenfolge „Daten“, „Themen“ und „Texte“ (nicht identisch mit dem Untertitel) Fontane-Texten etwas mehr als die Hälfte des gesamten Umfangs gewährt. Unter „Daten“ findet man zunächst eine „Chronik zu Leben, Werk und“ — damit über Vorheriges hinausgehend — „Wirkung“. Tatsächlich werden Wirkungsfragen, wenn auch in knappster Form, berücksichtigt. Die informativen Angaben der Chronik (eingeleitet durch eine doppelseitige Europakarte, die sowohl die wichtigsten Aufenthaltsorte des Dichters als auch das Spannungsverhältnis zwischen Preußen und Österreich nach Napoleon zeigt) sind so gehalten, daß sie der Dialektik der Literaturgeschichtsschreibung gerecht zu werden versuchen: das Werk des Dichters ist zu verstehen weder ausschließlich als Reflex außerliterarischer (familiärer, psychologischer, historisch-politischer) noch nur als Teil literatur- oder ideengeschichtlicher Entwicklungen, sondern vielmehr aus einem spannungsvollen Mit-, auch Gegeneinander. Die Chronik bricht im Gegensatz zu vielen anderen nicht beim Tode Fontanes ab, sondern wird bis zum Jahre 1981 fortgeführt (zahlreiche „Preußen“-Ausstellungen in Berlin/West, darunter „Theodor Fontane und seine Zeit“ im ehemaligen Krankenhaus Bethanien). Als Daten werden dabei Ehrungen, besondere Ausgaben der Werke, die Geschichte des Nachlasses, die Errichtung eines bescheidenen Fontane-Archivs, erste große Arbeiten über Fontane und auch Verfilmungen genannt. Daß die Chronik insgesamt recht großen Umfang gewinnt (mehr als 80 Seiten), liegt vor allem daran, daß viele Briefstellen eingeflochten wurden; auch kurze Inhaltsangaben finden sich hier, was in einigen Fällen (wenigstens bei „Effi Briest“ und „Irrungen, Wirrungen“) zu Wiederholungen im Buch führt.
30 Seiten nimmt sich die Autorin, um unter „Themen“ 4 zentrale Themen Fontanes zu behandeln, in der Reihenfolge: „Frauengestalten im erzählerischen Werk Fontanes“, „Die Bedeutung des Gesprächs in Fontanes Romanen“, „Der einzelne in der Gesellschaft“, „Geschichte und Geschichten“. Auf diesen wenigen Seiten gelingt es der Autorin, Wesentliches zu diesen Themen zu nennen und oft auch zu belegen. Beachtlich ist, daß sie sich nicht auf die bekannten Romane und Erzählungen beschränkt (wobei sie dem Romanerstling „Vor dem Sturm“ besondere Aufmerksamkeit schenkt), sondern auch verschiedene Fragmente in ihre Überlegungen einbezieht, die nicht wenig versprechenden o. g. Überschriften damit rechtfertigend. Der Extrakt der gut lesbaren Ausführungen zum ersten Thema lautet: bei Fontane wird der Mann vor allem als Angehöriger eines Standes, einer Familie, eines Berufs wahrgenommen, die Frau jedoch ist „unverwechselbare Persönlichkeit, die dem Natürlichen und Atmosphärischen mehr angehört als irgendeiner gesellschaftlichen Konstellation“ (S. 90), und durch diese engere Verbindung zum Elementaren erscheint die Frauenwelt bei Fontane größer und reicher gegenüber den * Männern, wobei bei besonders wichtigen Frauengestalten verschiedene Arten von Überlegenheit gegenüber den sie umgebenden Männern auftreten — von
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