neben den Texten stehen jeweils durch Schriftgrad und gelungene Seitengestaltung abgesetzte Erklärungen, die über einfache Begriffserläuterungen weit hinausgehen und eine Fülle von Zusatzinformationen und damit Interpretationshilfen bieten.
In die Romane führt je eine doppelseitige, nach Kapiteln geordnete Handlungsübersicht ein. Die vollständig abgedruckten Kapitel künden sich farblich abgesetzt an, so daß es dem Leser ermöglicht wird, nicht nur einfach die Handlung, sondern die Komposition des Romans zu überblicken und sich beim Lesen der ausgewählten Kapitel auf das „wie“ konzentrieren zu können.
Uber die Auswahl der Kapitel läßt sich natürlich streiten. Besonders gelungen zu sein scheint es bei „Schach von Wuthenow“, wo mit der Auswahl des 13., des 17. und des 20. Kapitels die Drehpunkte der Entscheidung Schachs und seine mögliche Motivation dargeboten werden. Ebenso bei „Irrungen, Wirrungen“ und „Effi Briest“, während die Auswahl bei „Frau Jenny Treibei“ (1., 12. und 13. Kapitel) und beim „Stechlin“ (1., 19. und 25. Kapitel) nach mir nicht klaren Kriterien erfolgte.
Endlich zu dem wohl reizvollsten, in seiner Originalität auch überzeugendsten Teil des Buches, der beweist, daß die Reihenfolge im Untertitel („Bilder“ an erster Stelle) nicht zufällig gewählt wurde. Es gelingt in teilweise verblüffender Manier, ein Verhältnis zwischen bildender Kunst und Literatur herzustellen, das für den Aufnehmenden beider Künste bereichernd sein dürfte. Die überwiegend zeitgenössischen Gemälde (neben wenigen Zeichnungen und Grafiken) werden nicht als bloße Illustration benutzt, vielmehr wird durch kurze, prägnante Kommentare der Bezug zu wesentlichen Eigenheiten Fontanescher Prosa und Lyrik überzeugend hergestellt. Entsprechend dem Zweck des Buches trägt diese Bild-Text- Kombination zwar didaktischen, jedoch keinesfalls schulmeisternden Charakter. Dabei soll hier nicht einer Haltung das Wort geredet werden, die dem Text, dem Assoziationsangebot Fontanescher Texte grundsätzlich mßitraut — oder den Leser unterschätzt. Dagegen wird versucht, dem notwendig entstandenen Verlust an sinnlicher Erfahrung Fontanescher Zeit und Atmosphäre entgegenzuwirken. Nur wenige Beispiele mögen hier für Dutzende andere stehen. Fritz von Uhdes „Kinderstube“ (S. 218/219) zeigt das innige, naive Verhältnis der Kinder zu Natur (Licht, Luft) und Gesellschaft in einem zwar schützenden, doch nicht einsperrenden Raum — ein Bild, das die Autorin als vergleichbar mit Effis Situation vor der Begegnung mit Innstetten interpretiert. Innstettens Charakter wird mit 3 Sätzen zum Gemälde „Der Bildhauer Joseph von Kopf“ (S. 227) umrissen. Dabei läßt die Autorin keinen Moment Zweifel an der Nichtidentität von dargesellten Personen und Fontaneschen Figuren aufkommen.
Neben einer Reproduktion des „Gartens mit Sonnenblumen“ (S. 244/245) findet man Gedanken über das Verhältnis zwischen Liebermannschem Impressionismus und Effis Weltverhältnis, wobei auf Pinselführung und Konturierung Liebermanns ebenso eingegangen wird wie auf Effis besondere Beziehung zum Element Luft. Böckiins „Gefilde der Seligen“ (S. 241) wird in „Effi Briest“ erwähnt und hier dem Leser gezeigt, damit nicht nur
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