Heft 
(1985) 39
Seite
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neben den Texten stehen jeweils durch Schriftgrad und gelungene Seiten­gestaltung abgesetzte Erklärungen, die über einfache Begriffserläuterungen weit hinausgehen und eine Fülle von Zusatzinformationen und damit Interpretationshilfen bieten.

In die Romane führt je eine doppelseitige, nach Kapiteln geordnete Hand­lungsübersicht ein. Die vollständig abgedruckten Kapitel künden sich farblich abgesetzt an, so daß es dem Leser ermöglicht wird, nicht nur ein­fach die Handlung, sondern die Komposition des Romans zu überblicken und sich beim Lesen der ausgewählten Kapitel auf daswie konzentrieren zu können.

Uber die Auswahl der Kapitel läßt sich natürlich streiten. Besonders gelungen zu sein scheint es beiSchach von Wuthenow, wo mit der Aus­wahl des 13., des 17. und des 20. Kapitels die Drehpunkte der Entscheidung Schachs und seine mögliche Motivation dargeboten werden. Ebenso bei Irrungen, Wirrungen undEffi Briest, während die Auswahl beiFrau Jenny Treibei (1., 12. und 13. Kapitel) und beimStechlin (1., 19. und 25. Kapitel) nach mir nicht klaren Kriterien erfolgte.

Endlich zu dem wohl reizvollsten, in seiner Originalität auch überzeu­gendsten Teil des Buches, der beweist, daß die Reihenfolge im Untertitel (Bilder an erster Stelle) nicht zufällig gewählt wurde. Es gelingt in teil­weise verblüffender Manier, ein Verhältnis zwischen bildender Kunst und Literatur herzustellen, das für den Aufnehmenden beider Künste berei­chernd sein dürfte. Die überwiegend zeitgenössischen Gemälde (neben wenigen Zeichnungen und Grafiken) werden nicht als bloße Illustration benutzt, vielmehr wird durch kurze, prägnante Kommentare der Bezug zu wesentlichen Eigenheiten Fontanescher Prosa und Lyrik überzeugend hergestellt. Entsprechend dem Zweck des Buches trägt diese Bild-Text- Kombination zwar didaktischen, jedoch keinesfalls schulmeisternden Cha­rakter. Dabei soll hier nicht einer Haltung das Wort geredet werden, die dem Text, dem Assoziationsangebot Fontanescher Texte grundsätzlich mßitraut oder den Leser unterschätzt. Dagegen wird versucht, dem notwendig entstandenen Verlust an sinnlicher Erfahrung Fontanescher Zeit und Atmosphäre entgegenzuwirken. Nur wenige Beispiele mögen hier für Dutzende andere stehen. Fritz von UhdesKinderstube (S. 218/219) zeigt das innige, naive Verhältnis der Kinder zu Natur (Licht, Luft) und Gesellschaft in einem zwar schützenden, doch nicht einsperrenden Raum ein Bild, das die Autorin als vergleichbar mit Effis Situation vor der Begegnung mit Innstetten interpretiert. Innstettens Charakter wird mit 3 Sätzen zum GemäldeDer Bildhauer Joseph von Kopf (S. 227) umrissen. Dabei läßt die Autorin keinen Moment Zweifel an der Nichtidentität von dargesellten Personen und Fontaneschen Figuren aufkommen.

Neben einer Reproduktion desGartens mit Sonnenblumen (S. 244/245) findet man Gedanken über das Verhältnis zwischen Liebermannschem Impressionismus und Effis Weltverhältnis, wobei auf Pinselführung und Konturierung Liebermanns ebenso eingegangen wird wie auf Effis beson­dere Beziehung zum Element Luft. BöckiinsGefilde der Seligen (S. 241) wird inEffi Briest erwähnt und hier dem Leser gezeigt, damit nicht nur

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