Heft 
(1906) 15
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mit denen die ganze Welt jener Hel­dentaten gedenkt. Furchtbare Szenen spielten sich am Rand der Gruben ab, viele der Frauen, die ihre Er­nährer beweinen, bestanden auf er­neuten Nachforschungen, in der Hoff­nung, die Hölle da unten berge der Lebenden noch mehr. Die aus Schacht 11 Geretteten, die durch mit deutschen Apparaten ausgerüstete Rettungsmampchaften gefunden wur­den, hatten sich jenfeit des fürchter­lichen Feuerherdes befunden. Der am 4. April befreite Bergarbeiter namens Berthon war in dem gleich nach der Grubenkatastrophe zugemauerten Schacht IV begraben und dankt seine Rettung der schon vor Wochen von den deutschen Helfern geforderten noch­maligen Durchsuchung dieses Schachtes.

Hslerferer in Meriko. (Zu der untenstehenden Abbildung.) Mit be­sonderem Prunk feiern die Spanier das Osterfest. Namentlich in Sevilla ist dieheilige Woche" mit so vielen Festlichkeiten verbunden, daß Freunde von weither kommen, um das groß­artige Gepränge anzuschauen. Pro­zessionen aller Art, Mysterienspiele lösen einander Tag für Tag ab,

Tausende von Zuschauern sitzen auf Stich len in den Straßen und be wundern die Umzüge, die unter Gloäengeläuie und Musikllängen veranstaltet werden. Diesen Pomp bei kirchlichen Festen trugen die Spanier auch übers Meer in ihre Kolonien, und er fand Anklang auch bei den Neubekehrten und wird heute weiter geübt Von der Mifchlingsbevölkerung, in deren Adern neben dem spanischen noch das heißere indianische Blut rollt. Den Beschluß der Festlichkeiten bildet in Mexiko die Bestrafung Judas' für seinen Verrat. Frühzeitig hatte schon die christliche Kirche den alten heidnischen Brauch, Frühlings­setter anzuzünden, mit ihren: Osterfest vereint. Am Osterfonnabend fand die feierliche Taufe der Neubekehrten statt. Dabei wurde auch die mit Kreuzesnägeln geschmückte Osterkerze in das Taufwasser getaucht und angezündet; an ihrer Flamme erneute man das Feuer aller Lam­pen und Kerzen. Später zündete man vor den Kirchen große Holzstöße an und verbrannte darauf eine hölzerne Figur, die den Verräter Judas darstellte. In Mexiko geht die Verbrennung des Judas und anderer symbolischer Gestalten mit besonderem Pomp vor sich; sie ist mit einem

Feuerwerk verbunden. Unsere Abbildung zeigt die Vor­bereitung zu diesem eigenartigen Schauspiel.

Entlarvung eines Mediums. (Mit den neben­stehenden Abbildungen.) Der Spirilistenschwindel steht immer noch in Blüte; so vieleMedien" im Laufe der Zeit auch als einfache Betrüger entlarvt worden

sind, es finden sicb doch immer wieder Leute, die sich für hohes Eintrittsgeld ein Stündchen lang an der Nase herum- sühren lassen. Die Leichtgläubigen werden aber nicht alle. So erregte kürzlich ein Spiri- tistenflandal in London, an den: die höchsten Gesell­schaftskreise beteiligt waren, großes Auf­sehen : es war emem beherzten Oberst­leutnant gelungen, eins der bekannte­sten Medien, einen Herrn Craddock, auf ebenso einfache wie überzeugende Weise des Betruges zu überführe::. Auch unsere Bilder illu­strieren einen Vor­gang, der im spi ritistischen Lager- große Aufregung verursachte, nämlich die Entlarvung des bekannten Mediums

Charles Eldred in England. Seine Geisterbeschwörungen längst Ver­storbener wurden viel besprochen, verlacht und angestaunt, jedenfalls befaß er zahllose Anhänger, denn zu den Sitzungen, die er einige Male in der Woche abhieck, kamen die Leute sogar von Frankreich und Deutsch­land angereist und zahlten willig hohe Eintrittspreise. Unsere Bilder, die der spiritistischen ZeitungLight" entnommen sind, zeigen den Geister­stuhl, dessen sich Charles Eldred bediente, in geschlossenen: und in geöff­netem Zustand. Er barg in der anscheinend gepolsterten Riicklehne all das, was einGeist" zum Leben, d. h. zur Toilette nötig hat: Larve mit und ohne Bart man sieht, auch der Geschmack der Geister ist verschieden! Drähte, um die gespenstisch weiße Leinen­hülle zu halten, und andere nötige Utensilien.

Elisabeth Kaselowsky. (Mit dem nebenstehenden Bildnis.) Am 7. April beging Frau Elisabeth Kaselowsly, die Vorsitzende des Lette­vereins und uner­müdlich tätige Schüt­zerin vieler Wohlfahrt­bestrebungen, ihren 60.

Geburtstag. Als ein­ziges Kind des als Künstler geschätzten Lithographen Friedrich Jentzen in Berlin ge­boren, übernahm die sechzehnjährige Elisa­beth nach dem Tode der Mutter die Füh­rung des väterlichen Hauses und begann zur selben Zeit schon ihre Vereinstütigkeit, indem sie armen Bin­dern der Luijenstadt Handarbeitsunterricht gab. Bis zu ihrer Vermählung mit dem Historienmaler Pro­fessor August Kase- lowsky behielt sie das

ihr lieb gewordene Amt, gehörte dann 20 Jahre lang den: unter Leitung des Predigers Will). Müller stehenden Paro- chialarmenverein an und war von 1867 bis 1870 als Waisen­mutter tätig. Den 1878 übernommenen Vorsitz der Viktoria- Fortbildungsschule legte Elise Kafelowslv schon im selben Jahre wieder nieder, um im Letteverein die heute noch be­stehende Wasch- und Plättanstalt zu gründen. 1879 errichtete sie auch das Knnststickereiatelier des Vereins, dessen beste Ratgeberin sie dank ihres feinen Form- und Farbensinnen

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Osterfeier Ln Mexiko.

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Entlarvung des Mediums Charles Eldred.

Elisabeth Kaselowsky.