Heft 
(1906) 15
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Flügelautomobil.

war, und als ihr im Jahre 1891 der Galle starb, ging die Verein amle Frau ganz auf in der Arbeit für den Verein, dessen Schriftführerin sie bis 1897 war. Als in diesem Jahr ihre treue Mitarbeiterin und Freundin, die langjährige

erste Vorsitzende des H

Letkevereius, Frau XX-.

Anna Schepeler- . XI

Lette starb, über­nahm Elise Ka- selows.y den Vorsitz.

Alügel'arrto- moöil^ (Mit nebenstehender Abbildung.)

Erst vor kur- zem hat die Gartenlaube" einen Artikel über neue Bal­lons und Flug- HM maschinell ge­bracht. Unere Leser tonnten daraus ersehen, wie groß die Zahl der Projekte auf diesem Gebiete ist . . . und wie weit wir noch vom Ziele entfernt

sind. Heute bringen wir die interessante Abbildung einer neuen Flugmafchine", den von Vuia instruierten Aeroplan. Zu unterst sehen wir zunächst ein regelrechtes, einfach gebautes vierrüderiges Automob l, das von einem Kohlensäuregasmotor angetrieben wird.

Darüber breitet sich die Tragfläche aus, die den Flügeln der Fleder­maus nachgebildet ist und durch Stahlstäbe gespannt werden kann.

Vorn vor dem Lenker, der im Automobil sitzt, ist eine Luftschraube angebracht, hinter ihm befindet sich das Steuer. Die Flügel sind aus gefirnißter Seide gearbeitet und haben eine Länge von 8 Meiern 40 Zentimetern bei 2 Metern 40 Zentimetern Breite. Der Motor aun 25 Pferdestärken liefern, das Gewicht des Apparates beträgt 125 Kilo.

Ter Erfinder behauptet, daß das Fahrzeug sich erheben tonne, sobald das Automobil auf dem Boden mit aufgespannten Flügeln mit einer Geschwindigkeit von 60 Kilometern in der Stunde läuft. Einmal in der Luft schwebend, soll es durch die Luftschraube vorwärts bewegt und durch das Steuer gelenkt werden. Die Flügel Lann man verstellen und der Richtung des Windes anpasfen.

Erdrutsch öei Mülheim a. AH ein. (Zu der nebenstehenden Ab­bildung.) Infolge der großen Niederschläge im vergangenen Mürz, die wohl einen ungeheueren Druck auf die Tonmassen des Erdbodens aus­üblen, hat am 27. März in Mülbeim a. Rh. em Erdrutsch stattgesunden, der im industriell blühenden Orte schreckliche Verwüstungen ungerichtet hat und auf fünf Kilometer im Um.reis noch Erdrisse erzeugte. Der südliche Teil des Ortes ist von der Katastrophe am schwersten betroffen.

Mehr a's 100 Häuser, ungefähr der dritte Te.l des ganzen Ortes, sind dem Verderben geweiht und an tausend Menschen infolgedessen obdach­los. Überall wiederholt sich das gleiche Büd: scheibenlose Fenster, ge­borstene Mauern, ein­gestürzte Decken! Das Besitztum des Ton­grubenbesitzers Ludwig ist von dem Unglück be onders betroffen der ganze Abbau ist in einen Lehmhaufen ver­wandelt. Auch Felder urw Wiesen, außerhalb des Ortes, die ,chon im ersten frischen Grün prangten, sind zerstört und Bäume entwurzelt.

Der Schaden wird auf eine Million Marl ge­schätzt. Schon einmal, im Jahre 1897, ist Mülheim von einem Erdrutsch heinuesucht worden, die jetzige Ka­tastrophe aber ist weit härter und folgen­schwerer. Ein Hilfs­komitee hat sich gebildet, um die Notleidenden zu unterstützen.

Are erste tzhloro- formnarlioje in Wer­kln. (Zu der Abbil­dungBärengruppe".) Erdrutsch in Mülheim a. Nhein.

Unter den Gegenständen, die allgemeines Interesse bei der Besichtigung der Sonderausstettung der Geschichte der Medizin hier in Kunst und Kunst- handwer. im Kaiserin Friedrich-Haus unter Leitung von Or. E. Hol­länder Hervorriesen, befand sich die abgebildete kleine Bronzegruppe.

Die Leser derGartenlaube" werden sich erinnern, daß in dem 7^ lürzlich erschienenen Bericht über die genannte Ausstellung diese sehr interessante Gruppe schon erwähnt und aus der Abbildung zu schauen war; heute bringen wir sie in vergrößerter Nach­bildung. Die Geschichte dieser Tiergruppe, so amü ant sie ist, erinnert doch, wie schon erwähnt, an einen sehr wichtigen und ernsten Fortzchrüt in der Kulturgeschichte der Menschheit und der Geschichte der Medizin im besonderen. Im An­fang der fünfziger Jahre waren die Versuche Flourens' und Simpsons mit dem narkotisch wirkenden Chloro orm all­gemein bekannt geworden, nachdem >chon 1831 Liebig den Stofs entdeckt hatte. Das Verlangen Pro essor Schönleins, an größeren Tieren Verbuche zu machen, fiel zusammen mit dem Wunfcl e König Friedrich Wilhelms IV., feinen dem so­eben gegründeten Berliner Zoologischen Garten ge chenkten staarblinden Bären wieder sehend zn machen. Der Bär wurde nun chloroformiert und die Nar.ofe Zur Operation benutzt. Pro­fessor Jüngken vollzog diese, aber der Bär erwachte nicht mehr aus dem ewigen Schlafe. Dies Miß­geschick beluuigte die Berliner Pottsteudige Gesellschaft. Es gab damals noch keine Antivivisektionsllga, die den Fall zu tra­gisch genommen hätte, und so lonnte der bekannte Berliner Bildhauer Wolfs, all­gemein cüs Tierwolff be.annt, seinen Sar­kasmus ruhig in diese beißende Form gießen. Er schuf eine Tiergruppe, die den seelig entschla­fenen Bär betrauert.

Dtefe Tiergeselkschaft besteht nun aus den karikierten Berliner Professoren; am ähn­lichsten ist Jüngken getroffen, der von dem Affen gespielt wird, und der, wie es scheint, gerade feine Verteidigungsrede herfagt, die Eule,

die nach den für ewig ver lungenen Herztönen

Bärengruppe im Kaiserin Friedrich-Laus.

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lauscht, ist Nomberg, und das Schaf mit der Chlorojormflasche ist Schönlein. Der König verlangte den Bronzeguß die er Grup­pe, und zwar sollte am Postament eine witzige poetische Er- rung der Gruppe an­gebracht werden. Nun war der Tierwolff in Bedrängnis; daraus befreite ihn ein junper Sludern mit Namen Paul Heyse, der folgen­den Vers dazu schrieb:

Der Bär ist nun ein roter Mann,

Das Chloroform ist kchuld daran.

Ein ärzllül es Kollegium Ging mit dem Vieh zu menscllich um,

Das Füchslein greint, das Bärlein flennt. Der Wolst setzt ihm dies Monument."

Angeblich hat Heyse für diese Verse einen Bron­zeabguß bekommen.

Druck und Verlag Ernst Keil's Nachfolger G. m. b.H. in Leipzig. Verantwortlicher Redakteur: vr. Hermann Tischler; für den Anzeigenteil verantwortlich: Franz Boerner. beide in Berlin. In Österreich-Ungarn für Herausgabe und Redaktion verantwortlich: B. Wrrth m Gren.

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