Heft 
(1906) 20
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kleine Geigen zur Verfügung haben: V 2 , V 4 der vollen. Ihre Hände können sich dann allmählich dem Instrument anpassen. Die Klaviere aber, wie man sie jetzt allgemein in Gebrauch hat, sind jämtlich mit Klavia­turen von nahezu gleichen Maßen versehen. Ich stellte nur die sehr ein­fache Aufgabe, den Bau von Klavieren mit etwas kleineren Klavia­turen zum Gebrauch für jugendliche Personen zu veranlassen, und gab im Jahre 1900 die entspechenden Maße an. Auch stellte ich der Klavierbautechnik anheim, einem Klavier zwei verschieden große Kla­viaturen anzupassen, somit ein Klavier zu schaffen, das abwechselnd von Erwachsenen und Kindern gleich gut benutzt werden könnte. Da sich mein Jugendklavier durch nichts weiter von den üblichen unterschied als durch eine etwas kleinere Klaviatur, so forderte es gar keine Ände­rung in der Technik des Klavierspiels. Für das Jugendklavier meines Systems hielt ich es für zweckentsprechend, eine Herabsetzung der ganzen

19 Zentimetern

vorzuneh- Jugend-

Oktave mit den Zwischenräumen von der üblichen auf ungefähr 17 Zentimeter men. Figur 1 und 2 zeigen ein klavier meines Systems. In diesem Pianino befinden sich zwei Klaviaturen in einem Rahmen, die mit ihren Kebr- seiten aneinander liegen: dac- Auswechseln der Klaviaturen wird von der jugendlichen Spielerin mit Leichtigkeit au-r-geführt. Alls Figur 1 ist das Umdreheu der normalen Klaviatur nach unten zu sehen. Die

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jugendliche Spielerin zieht rrach der Entfernung der vorderer: Beklei­dungsleiste zwei metallene Griffe heraus, und mit einen: leichten Ruck wird an diesen die Kla viatur nach vorn gezogen.

Man läßt die Klaviatur vor: der horizontalen in die senk­rechte Lage kommen und schiebt die Herausgezogenei:

Griffe in ihre frü­here Lage zurück.

In Figur 2 werden die aus der zweite::

Kante des Klavia­turrahmens sichtbar gewordenen Griffe ebenfalls mit beiden Händen erfaßt, und durch eine Drehung nach vor wird die kleine Klaviatur in die spielbare Lage gebracht. Die An­legung der beiseite gelegten Schlußleiste vollzieht sich mit Leichtigkeit, indem mau sie ungefähr um eine:: Zentimeter tiefer als die Tastenfläche anlegt und nach unten drückt. Prof. vr. Zabludowski.

Karmröat überschreitet die Alpen.

(Zu den: Bilde auf Seite 427.) Eines der denkwürdigsten Ereignisse der Weltgeschichte ist der Zug der karthagischen Heeresmacht über die Alpe:: unter Führung des genialen Feldherrn, der schon in seiner Jugend den: römischen Erbfeind Rache geschworen hatte und jetzt auf dessen Vernichtung sann. Nach der Eroberung Sagunts führte er von Spanien her seine Truppen durch Gallien über die Rhone bis an den Fuß der Hochalpen und dann über diese hinweg der römischen Hauptstadt zu, der er sich nach einigen siegreichen Schlachten näherte. Der Über­gang über die Alpet: war ein erstaunliches Wagnis. Seine Truppen lvaren Afrikaner, an die Hitze des Südens gewöhnt; außer den Pferden, Lasttieren und Kamelen mußten auch Elefanten, die sonst nur in den Ebenen verwendbar sind, in Dienst gestellt werden. Es ist dies das erste- und letztemal, daß die Riesen der Tierwelt und die Niesen der Bergwell in so nahe Berührung kamen. Doch wenn der Dichter singt: Den schreckt der Berg nicht, der darauf geboren", so mußten diese Schrecken um so größer sein für.diejenigen, die als Fremdlinge in diese Welt der Gletscher und Lawinerp Anrückten auf ungebahnten und un­bekannten Wegen, schlüpfrig von Schnee und Eis, vorbei an liefen Abgründen, in die Tiere und Menschen stürzten, während andere wieder in dem lockeren Schnee versanken, aus dem sie nicht heraus­gegraben Werder: konnten. Dazu kam die Feindseligkeit der Alpen­bewohner, die aus ihren Hinterhalten die Eindringlinge in ihr Reich hartnäckig angriffen, ohne daß eine erfolgreiche Abwehr möglich ge­wesen wäre. An einer Stelle mußte sogar ein neuer Weg gebaut werden, weil die alten Weganlagen gänzlich eingestürzt waren. Fünf­zehn Tage hatte die Überschreitung der Alpen gedauert, und fünf

Monate waren verflossen, seitdem die Truppen das spanische Heerlager bei Neu-Karthago Verlassei: halten. Von den sünfzigtausend Mann, mit denen Hannibal ins Feld gerückt, waren, wie sich bei einer Musterung in den Ebener: Piemonts ergab, nur noch sechsundzwanzigtaustnd übrig geblieben. Im Frühling des Jahres 218 v. Ehr. sand dieser Alpen­übergang statt, und zwar über der: kleinen St. Bernhard; einige Gelehrte nehmen'zwar an, daß der Zug über den Mont Cenis gegangen sei. Der berühmteste Kriegsheld der Neuzeit, Bonaparle, hat im Jahre 1800 sein Kriegsheer über den Großen St. Bernhard nach Italien geführt, wo er bald darauf in der Schlacht bei Marengo sich neue Lorbeeren erwarb. Das Gemälde von A. Charpenlier zeigt uns die kühner: Numidier mit ihren Elefanten in der winterlicher: Alpenlandschaft.

Arktische Kunde. Von weit größerer Bedeutung als für die Bewohner gemäßigter Zonen ist der Hund als Freund und Hausgenosse des Menschen in den Gebieten des ewiger: Eises. Die Bewohner der arktischen Länder müßten verhungern oder nach dem Süden wandern, wem: sie ihre unentbehrlichen Gefährten, die Hunde, nicht hätten, und die kühnen Polarforscher hätten nur einen geringen Teil Ihrer Erfolge errungen, wenn nicht auch ihnen die Hunde zur Seite gestanden hätten, um die schwerbeladenen Schlitten durch die endlosen Eiswüsten zu schleppen. Die aus dem nörd­lichsten Amerika und Grönland stammenden Es­kimohunde sind imstande, zu sechs bis acht vor einen Schlitten gespannt, fünf bis sechs Personen samt allem Gepäck an einen: Tage bis zu zehn Meilen vorwärts zu bewegen. Die in: östlichen Sibirien verbreiteten Lenahunde sollen jene an Ausdauer und Klugheit noch bedeutend überragen. Die Dressur und Be­handlung dieser Tiere ist nicht leicht, denn sie sind außerordentlich wild und störrisch und geraten sehr leicht miteinander in Streit, wobei der Unterliegende nicht selten zerrissen und von seinen Gefährten aufge­fressen wird. Im Alter von einem Jahr werden die junger: Hunde ir: eine gut eingefahrene Koppel gesteckt und angelernt, auf ihrem Platz ohne rollenwidrige Seitenfprünge vorwärts zu laufen. Die Peitsche muß dabei sehr oft und energisch angewendet werden, denn selbst in: schärfsten Jagen bricht unter den Hunden Zank und Streit aus, der ge­legentlich sogar zu Bal­gereien ausartet, wobei die Geschirre kurz und klein gerissen werden. Den wich­tigsten Platz im Gespann nimmt der Leithund ein, der sich durch Aus­dauer und Zuverlässigkeit auszeichnen muß mehr als Körperlänge vor dem Rudel an­wird sowohl durch eine Leine, wie durch Von seiner Leistungsfähigkeit hängt es wesentlich ab, wie viel Meilen das Gespann an einem Tage zurücklegt. Er wird deshalb auch von seinem Herrn in der Behandlung sowie in der Er­nährung stets vor den anderen bevorzugt und tritt dadurch in ein wirk­liches Freundschaftsverhältnis zum Menscher:, während die übrigen Hunde nur durch den ewig hungrigen Magen an den Menschen gekettet werden. Genügsam sind die arktischen Hunde; gewöhnlich besteht ihre Nahrung aus Fischen, die, meistens hartgefroren, in den wenigen Sommerwochen aber nicht selten auch in Fäulnis übergegangen sind. Als Leckerbissen werden ihnen die Knochen und Eingeweide getöteter Robben gespendet. Der arktische Hund, der nur die Größe eines Schäferhundes erreicht, wird an Schärfe der Sinne, an Ausdauer ir: der Ertragung von Strapazen von keiner anderen Rasse übertroffen. Er ist nur allzusehr der Tollwut ausgesetzt, die oft ganz plötzlich ausbricht. Die Eskimos achten deshalb sehr genau auf den Gesundheitszustand ihrer Hunde und töten bei den ersten Anzeichen der Erkrankung jedes Tier, weil sie nur dadurch ihre Meute und sich selbst gegen die Gefahr, von einen: wütenden Tier gebissen zu werden, schützen können.

Junge Weltbürger.

Er ist um geschirrt und Zuruf geführt.

Druck und Verlag Ernst Keil's Nachfolger G. m. b.H. in Leipzig. Verantwortlicher Redakteur: vr. Hermann Tischler; für den Anzeigenteil verantwortlich: Franz Boerner. beide in Berlin In Österreich-Ungarn sür Herausgabe und Redaktion verantwortlich: B. Wirth in Wien.

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