Heft 
(1906) 20
Seite
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Ein Iugendklavier.

Herausziehen der normalen Klaviatur.

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lebenden Kolumbus immer wieder über die Meere trieb, auch nach dem Tode noch sein Gebein nicht zum Frieden kommen lassen wollte! Aus einer Grab­stätte zur anderen sind des großen Seefahrers sterb­liche Überreste gewandert, von Valladolid nach Sevilla, von dort nach St. Domingo, dann weiter nach Ha­vanna; und nun sind sie, vor wenigen Jahren, zum zweiten Male in die spanische Heimat zurückgetehrt, um in dem gewaltigsten Bau des vielbesungenen Sevilla, der wundervollen Kathedrale, eine hoffentlich bleibende Ruhestätte zu finden. Unser Bild zeigt das imposante Grabmal, das den kleinen, koffer- artigen Sarg birgt. Es ist das Werk eines spanischen Bildhauers und stellt in den Ge­stalten, die den bronzenen Sarg tragen, die weltlichen und kirchlichen Mächte Spaniens dar. A. S.

Ire französischen Denkmünzen für die deutsche Rettungsmannschaft non Kourrieres. (Zu den

Abbil­dungen aus der nebenste­henden Seite.) Den west­fälischen

Berg^

leuten, die anläßlich des furchtbaren Grubenunglücks in Courriöres aus eigenem Antrieb an den Ort der Katastrophe eilten und ihr Leben heldenmütig, wenn auch leider ohne ' den ge­wünschten Erfolg, für die Rettung ihrer französischen Kameraden einsetzten, sind, wie wir unseren Lesern in Wort und Bild ja berichtet haben, von der deutschen Heimat wie von Frankreich aus vielfache Ehrungen für ihre wackere Tat zuteil geworden. Auch die hier abgebildeten franzö­sischen Denkmünzen bedeuten eine hohe Auszeichnung, die als solche empfunden worden ist und in beiden Ländern einen sympathischen Ein­druck hinterlassen hat. Als der französische Arbeitsminister Barthou gelegentlich der Überreichung der Orden und Medaillen an die 13 Überlebenden der Katastrophe auch diese der deutschen Rettungsmann­schaft verliehenen Auszeichnungen erwähnte, wurde lebhafter Bestall laut. Die am blau - weiß - roten Band zu tragende Denkmünze zeigt auf der Vorderseite einen schön ent­worfenen Frauenkopf mit Lorbeer­kranz und der Umschrift Uöpublique büan^aise, darunter den Namen Rotys", von dessen Künstlerhand der Entwurf stammt- Auf der Rück­seite sieht mau die sitzende Figur derGeschichte" und die Inschriften:

NirnLtöre cke l'intürieur und ^ete8 cke ckevonement.

Kenriette Meß. (Zu dem oben­stehenden Bildnis.) Dem Bilder­kranze ihrerHundertjährigen" reiht dieGartenlaube" heut ein weiteres Gedenkblatt an. Die Greisin, die uns da mit stillen und doch nicht müden Augen entgegenschaut, trägt die Zahl ihrer Jahre nicht als niederdrückende Last, sie freut sich der Sonne und des kommenden Tages noch, denn sie sieht von ihrem Alienstübchen aus wie ein weites, goldenes Ährenfeld die Erinnerungen wogen ihr Leben war reich, so schlicht es auch verlief. Hen­riette Rieß, geb. Stein, würde am 9. Mai 1806 zu Bereut in Westpreußen geboren, verheiratete sich am 10. März 1829 und konnte im Jahre 1879 noch die Goldene Hochzeit begehen mit dem Manne, dem sie eine Schar blühender Kinder geschenkt hat. Drei ihrer Söhne

Henriette Nieß.

haben die großen Feldzüge von 1866 und 1870/71 mitgemacht die Sorgen und die Herzensangst der Mutter sind ihr also nicht erspart geblieben, und auch den treuen Gefährten mußte sie hingeben an den Tod, vor nunmehr 17 Jahren, aber die stille Zufriedenheit des Alters und eine große, geistige und körperliche Rüstigkeit machen ihren Lebensabend doch schön. Möchte eAs noch ein Weilchen bleiben!

Hin Iugendklavier. (Zu den nebenstehenden Abbildungen.) Recht oft ist der Sachverständige in der Lage, durch Abstellung kleiner, vom Laien über­sehener Nebenumstände hilfreich zu wirken. In dieser Hinsicht begegnet man häufig merkwürdigen Erscheinungen. Drastischen Beispielen hierzu kann der Arzt, besonders auf dem Gebiet der Berufs- erkranlungen sofern sie durch den Gebrauch einer bestimmten Gruppe von Muskeln tagein, tagaus zur Aus­übung ei­ner und derselben mehr oder we­niger ein­förmigen hervor-

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Ein Iugendklavier. Einstellen der kleineren Klaviatur.

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Grabmal des Kolumbus in der Kathedrale von Sevilla.

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gerufen werden - auf Schritt und Tritt begegnen. Aber auch beim Klavierspielen treten krankhafte Erscheinun­gen bisweilen zutage. Man sieht musikalisch sehr hoch beanlagte junge Mädchen mit schmerzenden Fingern am Klavier sich abmühen, oft bis sie nicht mehr kön­nen. Sie haben sich, nach dem landläufigen Ausdruck, die Finger überspielt. Bald haben sie dauernde Schmerzen bekommen, die sich von den Fingern aus bis in

den Rücken hinein hinziehen. Jeder Versuch, etwas länger zu spielen, bei aller Anspannung der Willens­kraft, erweist sich bald als eitle Mühe. Das eine oder das andere Heilmittel: Massage, Elektrizität,

ruhigstellende Verbände helfen zur Beseitigung der Schmerzen nur so lange, als das Spielen eingestellt bleibt. Wird aber mit dem fleißigen Spielen wieder begonnen, so kehrt das alte Übel zurück.,. In manchen Fällen Hilst die Linderung der Methodik des Spielens. Andere Haltung, anderer Sitz, wie sie in einer neuen Schule gehandhabt werden, lassen neue, noch nicht über­angestrengte Muskeln zur Tätigkeit kommen. Es bilden sich neue Mus­kelgruppierungen, die für eine Zeit­lang den an sie gestellten Anforde­rungen entsprechen. Bei weiterem Arbeiten versagt jedoch auch die neue Gruppierung. Bei der Be­handlung einer größeren Zahl vor: mit der Spielerkrankheit befallenen Personen mußte es aussallen, warum trotz der Schwierigkeiten der Technik jugendliche Geiger viel seltener am Überspielen der Finger leiden als jugendliche Pianisten. Es fiel mir auf, daß bei den Geigern, wenn sie frühzeitig mit dem Spielen an­fangen, sich eine Anpassung ihrer Hände an das Instrument einstellt. Sie bekommen eine Verlängerung des Zeige- und des Mittelfingers der linken Hand um 1 bis 2 Zen­timeter. Die dem Pianisten zugute kommende Umbildung der Finger in die Pferdesußform (viereckige Form der Nagelglieder, richtige Hümmer) tritt nicht so häufig auf wie diese Umbildung bei den Geigern. Bei den Pianisten fand ich oft das Gegen­teilige: die Abmagerung. Ich suchte die Erklärung dann, daß die jugend­lichen Geiger mit kleinen Händen