Stückes wiedergibt, sondern auch das Stück selbst, das sich gegen eine sittliche Forderung wendet, die borniert und so schwächlich ist, daß sie plötzlich „aus der Tasche“ fallen kann. , , , . .. . ...
Bei Dr. Bettelheim, dem Fontane empfohlen sein will, ist wohl an den österreichischen Journalisten, Literaturwissenschaftler und Biographen Anton Bettelheim (1851-1930) zu denken. ^
Außer den drei Briefen sind noch zwei unveröffentlichte Postkarten vorhanden. Die eine, mit dem Poststempel „Schmiedeberg 27. 7. 92“, enthält nur die lakonischen Worte: „Besten Dank. Mehr kann ich nicht sagen, - bin krank. Ihr Th. F.“ Sie stammt aus der Zeit der schweren Erkrankung. Die andere Postkarte, abgestempelt am 16. 8. 95 in Karlsbad Stadt, berichtet vom Kuraufenthalt in Karlsbad. Dabei zieht Fontane - dem passionierten Theatermann Brahm gegenüber - bekannte dramatische Gestalten zum Vergleich heran, um die Kurgäste zu charakterisieren, so Domingo, den Beichtvater des Königs aus „Don Carlos“ von Schiller, ferner den alten Gobbo, Tubal und Jessica, die Tochter Shylocks, aus Shakespeares „Der Kaufmann von Venedig“. Der Dichter teilt Otto Brahm mit: „Hochgeehrter Herr. Hier ereilten uns, als ein neuer Beweis Ihrer Güte, die Billetts zu ,Don Carlos*. Einige Domingos sind auch hier, im ganzen genommen aber werden wir mehr an den .Kaufmann von Venedig* wie an ,Don Carlos* erinnert. Der alte Gobbo findet sich in Prachtexemplaren, auch Tubals sind da und selbst Jessikas, wiewohl letztere mehr aus Jahrgängen stammen, wo die Schönheit ab- und das Volumen zunimmt. — Im Kunsttempel blüht hier die Operette, so daß nichts da ist, um wie vor zwei Jahren auf Entdeckungen auszugehn. - Wetter kalt und naß; im Mai soll es dem Bauern ■Scheun’ und Faß* füllen, aber erstens ist letzt August, und zweitens bin ich kein Bauer, so daß ein Wechsel erwünscht wäre. Mit besten Wünschen für Sie und das .Haus*, wie immer Ihr Th. F.“
Zwei Jahre zuvor hatte Fontane in Karlsbad das Theater besucht und eine Schauspielerin entdeckt. In seinem Brief an Friedrich Stephany vom 12. September 1893 ging er darauf ein: „Ich war auch etliche Male im Theater hier und glaube eine Schauspielerin entdeckt zu haben; wenn ich wieder zurück bin, schreibe ich gleich an Brahm, der, glaube ich, noch immer auf Personalsuche ist.“ 4 Unter dem „Haus“ ist das Deutsche Theater zu verstehen. -
Der Herausgeber dankt dem Direktor der Universitätsbibliothek der Humboldt- Universität, Frau Professor Dr. Waltraud Irmscher, für die freundliche Erlaubnis zur Veröffentlichung der Briefe und Postkarten.
Anmerkungen
3, ££albert von Hanstein: Das jüngste Deutschland. 2. Abdruck. Leizzig 1901. S. 296. % ™ eo 2 or Fontar >e: Briefe an seine Freunde. 3. Aufl. Bd. 2. Berlin 1925. S. 403 f.
J Theodor Fontane: Briefe an die Freunde. Letzte Auslese. Hrsg, von F. Fontane und H. Fncke. Bd. 2. Berlin 1943, S. 580.
4 In der in Anm. 3 zitierten Ausgabe, Bd. 2, s. 516.
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