nicht lesen, sondern wie Gedichtbücher — nach und nach. Heute sieht man unsere Kriegs- oder vielmehr h riedenshelden staubbelastet von den Manöeuvren heimkehren — es wäre gut, wenn man sie direkt aut Delhi könnte marschieren lassen, um die Teutel dort zu bändigen, denn so verächtlich diese an sich selbst sind, so gerät man doch in eine Art Wut, daß sie noch immer ihr gräßliches Spiel treiben können. — Ich lese die Privatberichte von dort mit großem Anteil — wer irgend was in sich fühlt, der muß heraustreten, und so haben auch solche schreckliche Zeiten ihr Großes und Heilsames. — Die „Neue Preußische“ hat in der letzten Zeit fast täglich die Chiffre Ihres lieben Mannes gebracht, ich ärgere mich aber dabei, daß sie seine Berichte so brockenweis gibt; was meint er denn dazu? — Mein Mann ist heute verhindert, dem Ihrigen zu schreiben, u. trägt mir nur Grüße auf sowie, daß Eggers sehr unglücklich wäre, “daß er ihm nicht den Aufsatz über „Macbeth“ in das „Kunstblatt“ geschickt habe; die „Zeit“ hat ihn noch nicht abgedruckt, und unsere Herren zweifeln, daß sie es tun werde. — Frau Clara habe ich seit einem lustigen Abende in der Friedrich-Wilhelmsstadt, wo wir dann bei Ewes soupierten, nicht mehr gesehen. Sie mag jetzt mit dem Umzuge sehr beschäftigt sein. Da Kugler in kurzem an Ihren lieben Mann schreiben wollte, so werden Sie wohl die nächsten Nachrichten erhalten haben. Ihrem guten Doktor habe ich die letzten guten Nachrichten von Ihnen beiderseits mitgeteilt, da ich ohnehin wegen der Pastillen an ihn zu schreiben hatte; ich wußte nämlich nicht, wo Sie dieselben hatten sonst holen lassen, sondern nur, daß sie anders als die meinen sind. Zu Frl. Pankow will ich auch nächstens gehen — es macht mir ja soviel Freude, daß ich gute Nachrichten von Ihnen geben kann. Meine Mutter ist die ersten 14 Tage ungetrübt glücklich in Königsberg gewesen, dann aber hat sich ein bösartiges Geschwür am Nacken bei ihr gebildet, was aufgeschnitten werden mußte. Es war für die Nahen u. Fernen ein tüchtiger Schreck! Doch Gott sei Dank hat die Sache einen sehr regelrechten, besonders günstigen Verlauf genommen; wir brauchen nach den letzten Nachrichten gar nicht mehr in Sorge zu sein und können hoffen, vielleicht schon in 14 Tagen Mutter u. Schwester wieder hier zu haben. Es steht dann der Umzug für sie bevor, der freilich manche Mühe kosten und manchen Schmerz wieder von neuem wachrufen wird! — Von Clara habe ich jetzt gar nichts gehabt, ungeachtet wir beide Zeit u. Muße genug hatten. Sie konnte ihre Mutter nicht verlassen, da der Vater u. die Schwester verreist sind, u. ich konnte nur wenig zu ihr. Sie graut sich vor der Aufgabe in T., die ihr nächstens bevorsteht, u. man kann ihr das auch nicht verdenken, aber doch würde sie es um keinen Preis unterlassen, sich ihr zu unterziehen! Das geht oft so im Leben, u. Clara hat besonderes Glück darin. Ich bin wirklich schon aus dem Grunde begierig, wie sich ihre Zukunft dermaleinst noch gestalten wird. — Sie läßt Sie beiderseits freundlichst grüßen. — Nun leben Sie wohl, meine liebe Emilie: der Himmel lasse einen guten Engel über Ihrem Häuschen wachen, daß Sie alle in Liebe u. Frieden umschließt — das zieht ja die guten Geister an sich! — Küssen Sie die lieben Kinder zärtlich von mir — wie steht es mit Georges Courage? — Hat der Königssohn, der sich vor nichts fürchtet, jetzt Einfluß auf ihn? und was macht er für Fortschritte bei Ihnen? ich
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