Heft 
(1985) 40
Seite
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gedrängt. Am Halse des großen Elefanten hängt, wie eine Glocke am Nacken einer Schweizerkuh, die zinnerne Tunnel-Medaille, und unmittel­bar darunter steht mit gespannten Segeln das Argo-Boot. Hiermit schließt der poetische Teil der Kaminverzierung ab, und der praktische beginnt; rechts und links von der Argo stehen zwei Schachteln, die eine mit In­sektenpulver, die andre mit Rhabarberpillen.

Sie sprechen Ihre Verwundrung aus, daß dieKreuz-Ztng. immer nur Schnipselchen von mir bringt. Das hat seinen guten Grund ich schreibe nur noch Schnipselchen. Die Zeitung hat in der Tat keinen Platz für das Ausland; sie gibt in der Regel nur eine halbe Spalte, oft nur eine viertel und noch weniger für England her. Ich billige das im Prinzip; es ist dum­mes Zeug und geradezu unwürdig, sich um jeden endlosen englischen Ver­giftungsprozeß oder um die Parlamentsrede von Mr. Klutterbuck zu bekümmern. Sosehr ich indes das Verfahren derKreuz-Ztng. billige, so muß ich doch andrerseits zugestehn, daß einem Korrespondenten seine Arbeit dadurch aufs höchste erschwert wird. Jede eingehende Bespre­chung ist unmöglich, es fehlt der Ztng. an Raum dafür. Diese Erwägung, auch der Umstand, daß ich gelegentlich völlig verschieden von derKreuz- Ztng. über die Dinge denke, hat es dahin gebracht, daß ich mich meist begnüge, einen pikanten Einfall, ein Witzwort, einen frappanten Vergleich zu Papier zu bringen, und nicht an die Behandlung resp. Erschöpfung ernster Dinge gehe, die der Redaktion nur Verlegenheit bereiten. Ein paarmal hab ich auf dem Punkt gestanden, das Verhältnis zu lösen; ich werde jetzt aber aushalten und abwarten, ob umgekehrt die Ztng. mich entläßt. Man ist sehr freundlich gegen mich, und ich habe solche Entlassung wohl vorläufig nicht zu fürchten. Der Grund, warum ich auszuhalten ent­schlossen bin, ist ein doppelter, vielleicht ein dreifacher. Zunächst brauch ich das Geld, zweitens kommt es doch vor (namentlich wenn ich dies oder das erlebt habe), daß mir diese leichte Behandlungsart am passendsten und angenehmsten erscheint; drittens weiß ich aus Erfahrung, daß das ernste Sichherumquälen mit den mannigfachsten Fragen zwar erfreut und erhebt, aber auch (wenn die Lösung nicht kommen will) aufs höchste verstimmt, daß man sich verbraucht und wenig Dank davon hat und, was das schlimmste ist, an Klarheit und Überblick mehr verliert, als man an Kenntnis und Details gewinnt. So werd ich denn wohl fortfahren, wie die Sache jetzt im Gange ist.

DieMacbeth-Aufsatz-Angelegenheit hat Eggers wohl nicht ganz richtig dargestellt. Sie müssen mir ein paar Worte darüber erlauben. Es liegt auf der Hand, daß ich in meinem Verfahren nur einer äußersten Notwendig­keit nachgegeben habe. Jeder Mensch verdient gern Geld. Hätt ich den Aufsatz an Eggers geschickt, so hätte mir das (da später der Wiederab­druck in derZeit erfolgt sein würde) 16 bis 20 Rtr. mehr eingebracht, als ich jetzt erhalten werde; ich hätte meinen Aufsatz 2mal bezahlt gekriegt. Ich unterließ es, weil ich mußte. Der Aufsatz ist lang und wird (wenn man ihn nicht verstümmelt) gelesen werden, weil er persönlich ist. Was hätte Metzei gesagt, wenn dasKunstblatt im Juli oder August, meinenMacbeth-Aufsatz gebracht und bei einem spätren Erscheinen desselben Aufsatzes in derZeit alle Welt ausgerufen hätte: das haben

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