Heft 
(1985) 40
Seite
144
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Wilhelm von Merckel an Theodor Fontane

Berlin, 29. September 1857

Lieber Lafontaine!

Ihr Paketchen voll Fontanes ist heute bei uns angelangt. Sorgsam ent­siegelt, entsehnürt und enthülst, trat uns, obenauf liegend, das laut seiner Überschrift für uns bestimmte Exemplar derMutter mit ihrem Jüngsten unversehrt und höchlichst erfreuend entgegen. Unsere Freude wäre un­getrübt gewesen, wenn nicht, je tiefer wir hinabkamen, der Spruch

Dort unten aber ists fürchterlich!

immer leibhafter geworden wäre. Das mittlere nach Letschin bestimmte Bild Ihrer Frau nebst little Theodor zeigte schon unter dem unversehrten Glase drei sichtbare, wenn auch noch leidliche Sprünge der Platte, die glücklicherweise an den Gesichtern vorübergegangen sind* Aber das unterste: Master George, ist in so viel Splitter zersprengt, daß gerade nur noch der ehrenwerte Kopf nebst Mütze gerettet genannt werden kann. Offenbar ist ein Druck oder Stoß von außen, und zwar von derjenigen Seite her, nach welcher die Rückwände der Bilder lagen, gekommen und hat demgemäß Georges Bild mit voller, das mittlere mit geschwächter Kraft, das obere gar nicht mehr getroffen!

Der Pappkarton hat den Druck nicht aufzuhalten vermocht.

Daß wir uns freuen, daß wenigstens das unsrige ganz heil davongekom­men, diesen Egoismus werden Sie hoffentlich verzeihen.

Soll nun das Duplikat hiervon nach Letschin abgehen? Ich würde es unbedenklich finden.

Was aber soll mit Freund Georges irreparabler Havarie geschehen? Wollen Sie die Begebenheit retour haben? denn sie nach Letschin zu senden erscheint kaum lohnend!

DieArgo-Honorare pro 1858 sind gezahlt. Nach einer im Rütli kolle- gialisch vorgenommenen gewissenhaften kalkulatorischen Repartition sind auf Sie gerade sieben Taler gefallen, die bei mir zu Ihrer Disposition liegen.

Das von Ihnen in Ihrem letzten Briefe erwähnte Album-Honorar ist bis dato noch nicht bei mir eingegangen. Übrigens würde ich Ihnen nicht raten, erst hier mit einem Bankier in Verkehr zu treten; jedenfalls wird die Sache weder einfacher noch sicherer, als wenn Sie dergleichen Ge­schäfte direkt an mich oder durch mich gehen lassen. Spesen berechne ich nicht; und je mehr Sie einnehmen, desto mehr freu ich mich mehr als ein Bankier. Auf richtige Rechnung können Sie sich verlassen, und ver­raten tu ich auch nichts.

Wenn Sie die Gelegenheit haben und es für zweckmäßig halten, könnten Sie einmal bei M. zur Sprache bringen, daß es mich in Verlegenheit setzt,

* [Am Rande ergänzt:] so daß das Bild, wenn man sieh darüber wegsetzt, noch völlig brauchbar sein dürfte.