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Der Brand der Michaeliskirche in Äamburg.
Solche Erinnerungslücke bilden Festkarte und Festzeichen, auf deren künstlerische Ausführung in der Kunststadt München selbstverständlich besonderer Wert gelegt worden ist. Aus einem Berg eingegangener Entwürfe wählte ein Ausschuß kunstverständiger Männer für' das diesmalige Festzeichen den hier abgeb ildeten, originellen Entwurf, dessen Ausarbeitung dem rühmlichst belannten Ziseleur A. v. Mayrhofer übertragen ward. An grünem Seidenband hängt ein Medaillon mit der Figur des hl. Sebastian, des Schutzpatrons der Schützen. Stilisierte Kränze rahmen es ein und umschließen auch das deutsche und das bayerische Wappen. Eine mit Kettenringen angehängte Tafel trägt die Inschrift: t5. Deutsches Bundesschießen I). München 1906. Besonders schön ist diesmal auch die Festkarte geraten, die auf der Titelseite ein Gruppenbild biederer Schützen zeigt. Joseph Sailer, der Urheber der prächtigen Karte, hat mit wunderbarer Sicherheit und Treue hier ein typisches Schützenbild geschaffen.
Aer Mrand der Kaurörrrger Wichaekiskirche. (Zu der obenstehenden Abbildung.) Eine schwere Brandkatastrophe hat am 3. Juli die herrliche Michaeliskirche in Hamburg und mit ihr eine große Reihe umliegender Gebäude vernichtet. Wie ein Wahrzeichen der alten Hansastadt ragte das Gotteshaus in der Neustadt hoch über das Menschen- und Häusergewimmel in die Luft und grüßte herab zu dem lebensbunten Treiben im Hafen. Ein Klageruf ging darum durch die Bevölkerung, als der wundervolle Turm krachend in sich zusammenbrach. An ein Retten war nicht zu denken, mit übermenschlichen Kräften mußte die Feuerwehr arbeiten, um der Feuersbrunst in den anliegenden Straßen Herr zu werden; was trotz aller heißen Mühe in den Flammen verloren ging, ist in vollem Umfang noch nicht abzuschätzen: daß auch Menschen unter den Trümmern begraben wurden, ist eine traurige Gewißheit, bei der nur die Hoffnung bleibt, daß es wenige sind. Die Kirche wurde von dem im achtzehnten Jahrhundert sehr gefeierten Sonnin gebaut, der in der Gruft unter dem Altar seine letzte Ruhestätte fand.
Willkürliche Erzeugung von Wlurrrenfaröen. Daß man, wenn auch mit wechselndem Erfolg, die Farbe von Blüten durch Zufügung gewisser Chemikalien zur Erde verändern kann, ist ziemlich bekannt. Vor etwa acht Jahren stellte der Prager Pflanzenphysiologe Professor vr.Molisch hierüber eingehende Untersuchungen an und fand dabei, daß man z. B. das Blaßrosa der Hortensienblüte, wenn man bestimmten Bodenarten, nämlich Heide- und Moorerde, Eisenvitriol oder Alaun zuführt, in ein intensives Blau zu verändern vermag. Französische Gärtner haben dann dieses Verfahren dahin geändert, daß sie abgeschnittene Blumen in Wasser mit chemischen Lösungen stellten und so z. B. blaue Nelken erzeugten usw. Jetzt macht nun Molisch in der „Botanischen Zeitung" die Mitteilung, daß man auch durch Änderung der Temperatur eine
Farbenänderung Hervorrufen kann. In den
Gärtnereien wird j etz t mehrfach eine Vergißmeinnichtart (N^osotis 6 issit i llora,
Perfektion) gezogen, die im Gewächshaus im Winter blüht. Der genannte Forscher machte nun die Beobachtung, daß die
Blüten dieses Vergißmeinnicht^ wenn sie im Kalthaus (5 bis 7 Grad Celsius) zur Entwicklung gelangten, rot, wenn sie dagegen im Warmhaus (10 bis 15 Grad Celsius) erblühten, blauviolett bis blaßblau waren. Er brachte nun die abgeblühte Pflanze des Warmhauses in das Kaltbaus, sie erblühte wieder, aber mit roten Blüten.
Dies hielt so lange an, bis durch die höhere Temperatur des Frühlings auch die Wärme des Kalthauses wuchs. Nun blieben nur die Knospen noch rot, die voll erblühten Blumen waren blau gefärbt. Einen ähnlichen Fall hat auch der Freiburger Pflanzenphysiologe Professor vr. Hildebrand jüngst mitgeteilt. Er beobachtete die Farbenänderung durch Temperaturwechsel an der bekannten, aus unfern Balkons viel gezogenen Trichterwinde (Ixomea). Diesen Farbenwechsel kann man übrigens auf sonnigen Balkons oft im Lauf eines Vormittags an der Blüte beobachten. Auch diesen Farbenwechsel glauben die genannten Forscher auf chemische, sich (durch die Wärme bedingte) im Zellsaft abspielende Vorgänge zurückführen zu sollen
Festzeichen.
Vorderseite der Festkarte. Entworfen von Joseph Sailer. Vom XV. Deutschen Bundesschießen in München.
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