607
ausschusses Regierungsrat vr. Joesten dem Verstorbenen gerecht, er schilderte die verschlungenen und gefahrvollen Wege, die der freiheits- dürstige Patriot im Jahr 1848 gehen mußte, und feierte den Dichter von „Otto der Schütz".
Hin neuer Msmarck-Uurm. (Zu der untenstehenden Abbildung.) Auf der Räcknitzer Höhe bei Dresden erhebt sich die neue, hier abgebildete Warte, auf der zu Bismarcks Gedächtnis Ende Juni die Flammen zum erstenmal emporloderten. — Sie ist ein Glied mehr in der Kette der Feuerzeichen, die am Johannistage überall in deutschen Landen den Namen Bismarck ins Dunkel der Sommernacht schreiben werden, ein Denkmal, des toten Recken würdig, denn stark und massig ist es gefügt, ohne Zierat und allegorischen Kleinkram. Eine Plattform, zu der eine breite Steintreppe hinaufführt, bietet Raum für eine stattliche Menge von Bismarckschwärmern.
Wagengleise im ^ Altertum. 'Bei Wegausbesserungen auf
einer alten Römerstraße in den Dauphinealpen stieß man kürzlich bei
Bons-en-Oisans auf
merkwürdige Spuren
xKA
von Wagengleisen, bei
deren näherer Unter
suchung es sich heraus
stellte, daß sie künstlich
RtW
angelegt, gleichsam aus
ZW
gemauert waren. Die
Wagenspurweite betrug
genau 1,44 Meter. Solcher antiker Wagengleise kennt man bereits
MM
8
mehrere. In „La Nature" gibt de Rochas einen Überblick über das wichtigste Material zu unserer heutigen Kenntnis dieser merkwürdigen Weganlagen des Altertums. Die bedeutendsten Wagengleise finden sich zwischen dem Piräus und dem Markt zu Athen, auf der Straße von Sparta nach Helos, in der Umgebung von Syrakus und Orchomenos.
Curtius, der wohl als erster eine Studie über den Wegebau der Griechen veröffentlicht hat, sagt etwa folgendes: Wenn der Boden der Straße nackter Fels oder Stein war, so machten die Griechen nicht die ganze Breite dieser Chaussee fahrbar, sondern sie begnügten sich mit einer ober- flächlichenNivellierung, machten aber für die Wagen, sehr sorgfältig angelegt, Rinnen, in denen sie leicht und sicher liefen. Mit Hilfe dieser Einrichtung konnten die kostbaren Götter- statuen z. B. leicht und ohne Gefahr von einem Ort zum andern auf Wagen transportiert werden. Der Engländer Mure sagt von diesen Gleisen, sie entsprächen durchaus unsern Eisenbahnschienen, so daß man sie sehr wohl als „Steinschienen" bezeichnen könne. Auf den meisten Wegen befanden sich ferner in bestimmten Abständen regelrechte Ausweichturven, um das Kreuzen zweier sich begegnender Wagen zu gestatten. Das ist besonders gut auf der Straße von Sparta nach Helos heute noch zu beobachten. Eine griechische Inschrift wünscht einem reisenden Freund einen „glücklichen Einschnitt", und auf „unglückliche Schienen" — wir würden sagen: falsche Weichenstellung — führt der Archäologe Caillemer den Tod des Laios durch Ödipus zurück. Caillemer weist auch darauf hin, daß — wohl eine Folge des verhältnismäßig geringen Wagenverkehrs — die griechischen Steinschienen durchweg eingleisig waren. Die gleiche Spurweite überall gestattet den Schluß, daß der Abstand der Räder bei allen Wagen in Griechenland und den von Griechenland beeinflußten Gebieten der gleiche war.
Hin Jubiläum des Wahugüterverkehrs kann in diesem Jahr begangen werden. Es waren am 1U Juli 70 Jahre, daß Deutsch
este Einweihung des neuen Bismarck-Turmes auf der Näcknitzer Höhe bei Dresden.
Ausgeführt von Professor W. Kreis.
lands erste Frachtstücke - zwei Fässel Bier — mit der damals seit einem halben Jahr im Betrieb befindlichen Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth spediert wurden. Absender war der Bierbrauer Lederer zu Nürnberg, Empfänger der Wirt „Zur Eisenbahn" in Fürth. Die Fracht betrug 6 Kreuzer, doch mußte der Empfänger seine Sendung sofort abholen. Wie mancher Kreuzer mag seitdem für Biertransporte der Bahn zugeflossen sein?
Aas Licht der Glühwürmchen. Höchst bemerkenswerte Ergebnisse haben die Untersuchungen gezeitigt, die I)r. H. Muraoka, Professor der Physik an der japanischen Üniversität Kioto, seit einer Reihe von Jahren an den Glühwürmchen oder Johanniskäfern anstellt. Der Johanniskäfer splsnäickrila), der im blumenreichen Japan sich in
Mengen findet, von denen wir uns kaum eine Vorstellung machen
lönnen, gestattet nur während seiner kürzen Schwarmzeit ausgangs des Frühlings die Beobachtung. Bekanntlich besitzt das Glühwürmchen am Hinterleib unten in Reihen geordnete Organe, die im Dunkeln ein intensives grünlichblaues Licht ausströmen. Nach Muraoka ist diese Leuchtkraft nicht während der ganzen Nacht gleich stark. Sie erreicht ihre höchste Intensität etwa um 11 Uhr nachts und erlischt etwa zwei Stunden vor Sonnenaufgang. Dieses Leuchten hat sich nun nicht, wie inan bisher annahm, als ein Verbrennungsprozeß, eine Oxydation, erwiesen: denn die Leuchtkraft wuchs nicht bei Aufenthalt der Käfer in reinen: Sauerstoff. Dagegen ergab,, sich eine merkwürdigeÄhnlichkeit der Strahlen mit den RönIgenstrahlen.Turch Zufall machte der japanische Physiker zunächst die Entdeckung, daß das Licht des Käfers stark auf die photographische Platte eiu- wirkt. Seltsamerweise sind aber nicht nur die Leuchtorgane, sondern alle Körperteile des Glühwürmchens photographisch wirksam. Und dieseLichtstrahlen durchdringen ohne weiteres die verschiedenartigsten Stoffe. Muraola um hüllte bei seinen Versuchen eine photographische Platte mit schwarzem Karton und legte darüber eine Kupfer-Messing-, Zink- darauf noch drei- bis Kästchen getan.
und Aluminiumplatte. Das Ganze wurde viermal mit schwarzem Papier umwickelt und Brachte der Experimentator nun in dieses Kästchen eine größere Zahl von Johanniswürmchen — das Wegfliegen wurde durch ein Gazenetz verhindert — und ließ es in einem dunklen Zimmer zwei Nächte lang stehen, so zeigte sich die wunderbare Erscheinung, daß das Licht durch die Papierhüllen, die Metallplatten und den Karton hindurch die photographische Platte mehr oder minder stark angegriffen hatte. Aluminium war das Durchlässigste der Metalle, es folgte:: Kupfer, Messing und Zinn. vr. A. Hn.
Aas XV. Deutsche Uundesschietzen in Wünchen. (Zu deu beiden umstehenden Abbildungen.) Auf der berühmten „Theresienwiese", den: Schauplatz der Oktoberfeste und zahlreicher Ausstellungen, findet vom 15>. bis 22. Jrcki das Deutsche Bundesschießen statt. Zum fünfzehntenmal treffen sich die aus allen Teilen des Reichs zusammenströmenden Schützenbrüder, und jeder will außer der im Herzen wohnenden Erinnerung auch ein sichtbares Zeichen als Andenken der schönen Tage mitnehmen