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Idains Cntsüknung.
(6. Fortsetzung.) Roman von Luise westkirch.
>ort Ehlers war an seine Arbeit gegangen. Sein neues Ackerland hatte die drei Fruchtsorten getragen, die der jungfräuliche Moorboden aus der eigenen, in ihm aufgespeicherten Kraftfülle zu üppiger Reife bringt. Jetzt galt es, ihm wieder Nahrung zuzuführen. Er und sein verheirateter Sohn Wilm standen neben dem mächtigen Misthaufen und gabelten Mist auf einen Karren, vor den sie ein Paar Kühe gespannt hatten. Da ließ Wilm Ehlers die Gabel sinken und legte, um besser sehen zu können, die Hand über die Augen.
Über die Kanalbrücke kam mit feierlichen: Schritt, trotz des Werktagmorgens im Kirchenrock und hohen Hut, der junge Hinrich Latwesen gegangen.
Als er die erstaunten Blicke der beiden Ehlers sah, wurde sein braunes Gesicht noch ein wenig brauner. Er lüpfte verlegen den Hut. „Gu'n Morgen ook." Und dann nahm erden Hut aus Verlegenheit ganz ab, schob ihn unter den Arm.
„Hebbt Ji hüt bi Ji to Huus nix to dohn?" fragte Kort Ehlers.
„Woll!" antwortete Hinrich und lachte. „Aber Vater meint ja, ich wär' doch zu nichts zu brauchen. Ich sollt' das denn lieber gleich abmachen." Er sprach Hochdeutsch der Feierlichkeit des Augenblicks zu Ehren.
„Was denn?"
„Och—" Der junge Mann spielte mit dem Strauß zwischen seinen Knopflöchern und sah auf seine Schuhspitzen. „Das könntst du dir woll Nachdenken, Vorsteher Ehlers, warum daß ich kommen tu." Durch seine Verlegenheit brach ein treuherziges Selbstbewußtsein. Seines Vaters Hof war einer der ältesten und bestgehaltenen im Ort und er der Erstgeborene und Anerbe. Er hatte ein Recht, mit dem Blumenstrauß im Knopfloch einzukehren, wo ledige Dirnen auf den Freier warteten.
Nur bei Kort Ehlers warteten keine.
„Nee!" sagte der mit Nachdruck.
„Das handelt sich um euere Sophee", erklärte Hinrich, und seine Augen suchten die kleinen Flettfenster entlang und schweiften zum Garten hinüber, ob sie die Gesuchte dort nicht fänden. „Ich mag ihr leiden — und sie — sie mich auch."
„Wer mag dich leiden?" fragte Ehlers,, der glaubte nicht verstanden zu haben.
„Frau Klünders ihr Tochter Sophee", wiederholte Hinrich. „Ich wollt' fragen, ob du woll so gut sein wolltst, Vorsteher Ehlers, un den Brautwerber für mich machen?"
Kort Ehlers kratzte sich hinter dem Ohr, daß die Mütze schief rutschte, während sein Sohn mit offenen: Mund den Bewerber anstarrte. „Ich will dir was sagen, Hinrich Latwesen," antwortete der Vorsteher, „ihr jungen Leute träumt euch öfter mal was zusammen, was nich so is. Wie kommst da auf, daß Sophee Klünders dich leiden mag?"
Hinrich hob den Kopf. „Das merkt man doch. Un denn, da kuck. Das hat sie mir verehrt." Er zog aus seiner Brust- tasche ein in Seidenpapier gewickeltes Bild. Als er die Hülle zurückschlug, sah seiner Nichte strahlendes Gesicht den Vorsteher an. „Zum Andenken!" stand darauf.
Wieder fuhr Ehlers sich mit der Hand hinter das Ohr. Sicher hatte das Mädchen Dummheiten gemacht. Aber ehe er Worte finden konnte, um dem Freiersmann so schonend wie möglich klarzulegen, wie die Dinge standen, kan: wieder eine Gestalt im Sonntagsgewand über die Brücke. An: schwarzen Kirchenhut flatterte ein grünes Band, und zwischen den Knopflöchern leuchteten rote Astern.
„Nu schlag' doch Gott den Düwel dod", fluchte Ehlers zwischen den Zähnen.
Inzwischen hatte der Kommende die andere Gestalt in: Feiertagskleid bemerkt, und er beschleunigte den Schritt. Aber kein Zorn, keine Unruhe verzerrte Jan Meier-Clüvers' flaches, lustiges Gesicht, das noch ein bißchen blaß war von den Folgen des heißen Trinkens bei Peter Petersen in Bremen. So wie sein Torfkahn im Bootsschuppen festlag, hatte er sich in sein Sonntagsgewand geworfen und kam. Er war seiner
Sache gewiß. Im Herzen brannten ihm der Geliebten Schmeichelworte, ihr Treuepfand, das grüne Band, flatterte von seinem Hut, den er fröhlich Kort Ehlers entgegenschwenkte. Auf Hinrich fiel gar kein Blick.
„Vorsteher Ehlers, du weißt woll all, daß ich komm, un warum ich komm'."
„Ich weiß man bloß," schrie Ehlers außer sich, „daß heut alle Narren aus den: Tollhaus ausgebrochen sind."
„Nu, nu," begütigte Jan frohgeinut, „an einen müßt ihr eure Sophee doch geben. Warum soll ich dein: der Eine nich sein?"
„Was, du?" unterbrach Hinrich Latwesen. „Untersteh dich ui: sag' das noch mal. Sophee is mein Braut. Ich Hab'
ihr all aufm Bilde."
Da verstummte er jäh. Denn auf der Brücke erschien eine dritte Gestalt im Sonntagsrock, eine rote Bandschleife
1906. Nr. 28.
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