Das „Album“ sollte bald nach Michaelis erscheinen, wie alle Weihnachtsbücher. Vierzehn Tage nach der Versendung — so steht im Kontrakt — sollte die Zahlung des Honorars (100 Rtr.) erfolgen. Ich denke, dieser Zeitpunkt muß jetzt dasein; doch kann ich das von hier aus nicht kontrollieren. Anfragen mag ich bei dem Kerl, der gewiß ein Knöderjahn ersten Ranges ist, auch nicht, und so denk ich, ich wart es ruhig ab. Wenigstens kann ich nicht gut vor Anfang Dezember mich nach dem Stand der Angelegenheit erkundigen. Einige Taler wird er vermutlich für das Binden von Büchern in Abrechnung zu bringen, wiewohl ich ihm eine starke Porto-Gegenrechnung einreichen könnte, was ich indes nicht will. Über die Verwendung des Geldes erlaub ich mir Ihnen erst dann meine Wünsche vorzutragen, wenn es bereits in Ihren Händen ist. Sonst arrangiert man vielleicht ein gängereiches Diner — aus nichts oder zankt sich um einen Schatz, den man nie hebt. Das hartnäckige, längre Schweigen der berühmten Firma Bachmann läßt mich eben nicht das Allerbeste erwarten. Mein alter Freund Otto Janke hat mich ohnehin warnen lassen.
Ihr freundliches Anerbieten, kleine für mich bestimmte Summen bei Ihnen deponieren zu können, nehm ich dankbarst an. Es wird indes mutmaßlich seltner dazu kommen, als ich vor Wochen glaubte. Ich hatte damals namentlich das „Kreuz-Zeitungs“-Geld im Auge, seitdem aber hat mir die Redaktion eine Art des Verfahrens proponiert, die ich wahrscheinlich akzeptieren werde, ohne daß ich sie recht verstanden habe. Ich werde mir das noch überlegen. Jedenfalls bin ich Ihnen dankbar dafür, daß ich, gestützt auf Ihre Erlaubnis, jedesmal den Leuten schreiben kann: seid so gut, die betreffende Summe dem Herrn v. Merckel einzuhändigen.
Einen Beitrag für die „Argo“ 1859 glaub ich schon zu haben, auch kommt wohl im Laufe von 6 oder 7 Monaten noch dies oder das hinzu; die Götter begnaden einen wohl mal, auch mitten im Londoner Nebel, mit einem passablen Einfall und einer mußevollen Stunde. Das bereits fertige Gedicht heißt „Prinz Louis Ferdinand“; ob es was taugt, müssen natürlich andre beurteilen. Auch die Ballade „Lord Athol“ würde dem neuen Jahrgang zu keiner Schande gereichen; ich fand dies Gedicht neulich in meiner Briefmappe und las es nach dritthalb Jahren zum ersten Male wieder durch. Ich muß sagen, ich find es nicht schlecht. Die Strophen, die dem eigentlichen Schluß vorausgehn, sind matt, und die Ballade fällt an dieser Stelle ab, sonst aber ist sie weder im Gedanken noch in der Darstellung zu verachten. Natürlich will ich sie durch diese Verteidigungsrede niemandem empfohlen und am allerwenigsten sie in die „Argo“ eingeschmuggelt haben. — Übrigens muß ich doch noch eins erzählen. Neulich kam mir hier ein Jahrgang (ich glaube der letzte) des Düsseldorfer Albums in die Hände. Im Durchblättern ärgerte ich mich. Unter den Bildern waren viele, die denen der „Argo“ durchaus ebenbürtig sind. Ich fühlte, daß diese albumhafte „Argo“ doch nichts ist als eine Nachtreterei. Der erste, bilderlose Jahrgang stand auf eignen Füßen. Indessen es war und ist nicht zu ändern, und so sollte man keine Worte mehr darüber verlieren.
An Menzel hab ich vor ohngefähr 4 Wochen ein englisches Penny-Blatt geschickt, in dem sich sein „Keith“ befindet. Hat er’s bekommen? Übrigens
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