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Triton tragt, der das Wappen der Montfort hält. Auf der untern Seite des Fußes sind die Augsburger Beschall- und WardeinZeichen ersichtlich.
Zu den Prachtstücken der Schatzkammer gehören ferner die in Gold und Silber gefaßten Gefäße und Schüsseln aus geschliffenem und graviertem Bergkristall. Diese Kunstwerke, durch deren Reichtum die Wiener Schatzkammer einzig in ihrer Art ist, rühren fast alle von Kaiser Rudolf II. her, der für diese Kunsttechnik eine große Vorliebe besaß und italienische Kunstschleifer in großer Zahl an seinen Prager Hof berief. Ein originelles Stück dieser Art ist der auf Seite 741 ab- gebildete Doppelbecher, bei dem der abgehobene Deckel gleichfalls als Trinkgefäß, als „Damenbecher" gebraucht werden
kann. Sehr fein ist die in Silber getriebene und vergoldete Fassung der beiden Kristallgefäße, die aus Kränzen von zierlichen Palmetten besteht.
Wir mußten uns darauf beschränken, hier nur einige der bemerkenswertesten Kunstwerke der Wiener Schatzkammer hervorzuheben; diese Probell können, so prächtig sie sind, nur einen schwachen Begriff von der außerordentlichen Mannigfaltigkeit geben, durch die diese in ihrer Art einzige Sammlung künstlerischer Schätze ausgezeichnet ist. Ein derartiger Reichtum an auserlesenen Arbeiten deutscher und italienischer Renaissancekunst konnte eben nur dadurch entstehen, daß die wertvollsten Stücke zahlloser Schenkungen und Erwerbungen hier auf einem Punkt vereinigt wurden.
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fieiclekrieg.
Eine Wenden.age.
Sie lagen ums Feuer auf Larlung-Wall, .
Es war zur Nacht nach der Wenden Fall. /
Notdüster verbrannte der Abend im Moor, I
Frostflocken hingen im Leiderohr Wann graute, wann braute die Leide?
„Die Würfel, Knappe! Wer buhlt um das Glück?" - Der Sachsengras stieß den Becher zurück —
„Wir teilen das Land, das im eisernen Spiel Mit dem Wendenhund an die Marken fiel!"
Wann graute, wann braute die Leide?
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Lei, sprangen die Würfel zu Larlung-Wall Auf klingendem Schild mit klingendem Fall!
Lei, tollte der Sieger Jubel ringsum!
Die wendische Leide nur brütete stumm 7—
Wann graute, wann braute die Leide?
And einer, der war ein Fürsten so hn,
Ein Wende, sie ließen ihn leben zum Lohn,
Dem stockte der Wunden rinnende Flut,
Dem schoß ins Antlitz die bleiche Wut Wann graute, wann braute die Leide?
Lin über der Sachsen trunknes Gewirr Floh fiebernd sein Auge so flatternd irr,
Weit in der Leide dämmernden Kreis So trotzig flehend, so hilflos heiß —
Wann graute, wann braute die Leide?
And siehe: am blühenden Limmelsrand,
Da sah er es weben wie Geisterhand,
Da sah er es fahren wie Wolkengeschoß,
Wie Swantewits dampfendes Schwanenroß Es graute, es braute die Leide!
And plötzlich riß sich ein jauchzender Schrei Voll Grimm und Liebe so wild, so frei Aus seiner sterbenden Brust heraus:
„Die Leide steht für die Wenden auf.
Es graut, es braut auf der Leide!"
Der Morgen kam und der Tauwind auch,
Auf tückischem Bruch lag's schleiernd wie Nauch. Der Sachsengraf zog in die Leide hinaus.
Im qualmenden Nebel fand keiner nach Laus —
Es graute, es braute die Leide.
Gertrud Freiin le Fort.
's)'6»"
Idains 6ntsüknung.
(Schluß.) Roman von Luise westkirch.
anfredrik ging mit weiten Schritten ins Moor hinaus. Die Hand über die Augen legend als Schutz vor den letzten schrägen Sonnenstrahlen, ließ er seinen weitsichtigen Blick die Ferne durchstöbern. Er hatte Glück. Bei Meier-Elüvers' altem Torfloch, dort, wo im niedrigen Birkenbusch die Nachtigall nistete, erspähte er eine Helle Gestalt.
Er rannte drauf zu, so rasch seine vierundvierzig Jahre und die in der harten Arbeit im Moor steifgewordenen Glieder es ihn: gestatteten, viel zu langsam für seine Ungeduld. Das Herz klopfte ihm zum Zerspringen vor Angst, daß der andere, der jünger und elastischer war als er, ihn vorzeitig entdecken, vor ihm die Flucht ergreifen könnte. Aber der blieb ruhig, wo er stand, auch nachdem er ihn gesehen haben mußte.
Schon lag der Tümpel vor dem Heranstürzenden. Jnr dunkeln, stillen Wasser spiegelten sich der abendrote Himmel, der junge Birkenbusch und die Helle Gestalt Gerd Klünders'. Das letzte Stückchen Sonne war eben hinter ihm versunken, und in den bläulichen Schwaden, die allerorten aus dem feuchten Grund
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aufstiegen, stand er wie in einem feinen Nebel. Oder war de,r Nebel vor Janfredriks Augen?
„Halt! Bleib stehen!" schrie Holm über den Tümpel. Und er fing an, um den Rand zu laufen zu dem drüben.
Gerd Klünders nahm höflich den Hut ab.
„Das freut mich, daß Sie nun zu mir kommen, Herr Holm."
„Zum Freuen wirst woll kein Ursach finden. Ich muß dir was sagen."
„Das war auch meine Absicht, als ich heut morgen Zu Ihnen kam, Herr Holm."
Janfredrik stand ihn: nun gegenüber. „— Du hast mein Trina Dummheiten vorgesnackt", sagte er noch außer Atem. „Ich leid' das nich, verstehst? Wir Menschens im Moor sind nich dazu da, daß ihr Klünders da euern Spaß mit treibt."
„Ich betrachte Trina Swensen als meine Braut, Herr Holm."
„Dein Braut? Sieh mal an! Dein Braut! Und wie viel Bräut' hast außer Trina Swensen, he?"
„Herr Holm, ich darf versichern "