741
vier Seepferde angebracht und der Figur in die rechte Hand den Dreizack gegeben.
Die Erde hatte ich weiblich gebildet, von so schöner Gestalt und so anmutig, als ich nur wußte und konnte. Ich hatte neben sie einen reichen, verzierten Tempel auf den Boden gestellt, der den Pfeffer enthalten sollte." Die übrige Beschreibung des Entwurfes stimmt nicht mit der Ausführung. Der Kardinal konnte wegen Geldmangels das Modell nicht ausführen lassen, förderte die Sache aber dadurch, daß er Cellini dem König Franz I. von Frankreich vorstellte, in dessen Auftrag das Salzfaß mit Zuziehung deutscher Gehilfen in Arbeit genommen und 1543 vollendet wurde. In den Besitz des österreichischen Kais erhaus es gelangte
dieser unvergleichliche Tafelaufsatz durch den Erzherzog Ferdinand
von Tirol, der bei der Vermählung seiner Nichte Elisabeth, der Tochter Kaiser Maximilians II., mit dem König Karl IX. von Frankreich als Prokurator den Feierlichkeiten in Speyer beiwohnte. Bei der wirklichen Trauung in Mezwres verehrte der König dem Erzherzog den Tafelaufsatz, eine Onyxkanne und einen Pokal mit dem Erzengel Michael am Knaus, die sich ebenfalls unter den Schätzen des Kaiserhauses noch vorfinden. Als ein zweites Meisterstück italienischer Renaiffancekunst ist von den Werken der Schatzkammer ein aus dem sechzehnten Jahrhundert stammender Präsentierteller von Stahl mit erhabener Silbertauschierung zu nennen. Der graue Grund ist matt gepunzt, dieVerzw
Die Kaiserkrone aus den Kleinodien des ehemaligen Leiligen römischen Reiches deutscher Nation.
Pokal des
Kaisers Maximilian I-
runq teil ein lon zeigt die
Diana
mit zwei Hunden. Der Phantasiereichtum der Ornamentie- rung sowie die virtuose Ausführung dieses Stückes sind unübertrefflich.
Unter den Arbeiten deutscher Goldschmiedekunst, die den Hauptreichtum der Schatzkammer bilden, ragen besonders die Werke des Nürnberger Goldschmiedes Christoph Jamnitzer hervor, deren schönstes vielleicht eine in Silber getriebene vergoldete Schüssel (Abb. S. 740) ist. Dieses Meisterwerk übertrifft in der Korrektheit der Durchbildung noch die vielbewunderten Arbeiten Benvenuto Cellinis. In der Mitte der Schüssel ist der Triumph Amors dargestellt. Mittel- und Hintergrund des figurenreichen Bildes sind in Basrelief getrieben, während die vollendet schönen Figuren desVorder- grundes ganz in Relief gehalten und aufgesetzt sind. Auf dem Rand, der von einem zierlichen, durchbrochenen
aus Silber und weise vergoldet, ovales Medail- der Mitte
Tnament umsäumt wird, zeigen sich in feinster Punzierung Szenen aus Ovids Verwandlungen und aufgesetzte Grotesken, während sich auf der Rückseite außer dem als Faksimile nachgestochenen Namenszug des Verfertigers das Nürnberger Wardeinzeichen und das von Jamnitzer geführte Goldschmiedszeichen befinden. Die Schüssel ist ohne die fehlenden Ornamente an den Seiten 65 Zentimeter lang und 53 Zentimeter breit. Auch ein zweites durch Kunstwert hervorragendes Stück der Schatzkammer gilt als eine Arbeit Jamnitzers. Es ist dies eine getriebene Kanne von vergoldetem Silber auf hohem Fuß mit Deckel und Henkel (Abb. S. 740). Aus den Ausbucklungen des Gefäßes sind in getriebenen Bas- reliesbildern folgende Darstellungen ersichtlich: der Sieg der Zeit, der Sieg der Wahrheit und der Sieg des Das Gefäß hat
Trinkgefäß in der Form eines Drachen aus Schildpatt mit vergoldeter Silbermontierung.
Todes.
einen Henkel, der aus feingegliederten Vo luten gebildet ist und an dessen Ansatz sich die reizend ziselierte Figur einer ihr Kind säugenden Frau befindet. Auf dem Deckel der Kanne reitet Frau Venus auf einem Schwan.
Eine deutsche Arbeit von größter Schönheit ist auch die Kokosnußkanne (Abb. S. 740)mit zierlich geschnittenen Darstellungen aus dem Leben und Treiben im Reich Neptuns. Neptun selbst, auf einem Hippokamp reitend, bildet den Schmuck des Deckels. Die Kanne hat eine Höhe von 38, einen Durchmesser von 37 Zentimetern und ist ein Meisterwerk des berühmten Augsburger Goldschmieds A. Schweinberger aus dem 16. Jahrhundert.
Groß ist die Zahl der sogenannten gebuckelten Pokale, die
in Doppelbecher aus Kristall.
ihren
Formen noch einen gotisierenden Zug verraten. Sehr eigenartig ist derPokaldesKaisersMaxünilianI. (siehe die linksstehende Abbildung auf dieser Seite), an welchem die das Gefäß umgebenden, sowie am Fuß angebrachten getriebenen Buckel ganz naturalistisch als Birnen mit Laub und Stengeln gebildet sind. Der langgestielte Knopf des Deckels ist in Form von großen Erdbeeren ausgeführt und zeigt im Innern in schöner Emaillierung und zierlicher, heraldischer Form den kaiserlichen Doppeladler mit den Wappen von Österreich und Burgund im Herzschild.
Mehrere der kunstvollen Trinkgesäße haben abenteuerliche Formen; so ein Trinkhorn aus Schildpatt (siehe die nebenstehende Abbildung), daswieeinDrachemit grimmigen: Kopf, ausgespannten Flügeln und Ringelschwanz gebildet ist, der mit seinen Klauen auf einer sich ängstlich sträubenden Schildkröte steht und auf den: Rücken einen kleinen