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sächlich aus Hinterlassenschaften der Deszendenten des regierenden Hauses und aus Legaten und Hochzeitsgeschenken. Im Jahr 1747 beauftragte Maria Theresia den Joseph Angelo de France mit der neuen
Ordnung und Aufstellung der i^
Schatzkammer, die er in der heute noch bestehenden (Gestalt in drei Jahren samt ^
Inventar vollendete, eine Leistung, für die er von der Kaiserin dann zum „Generaldirektor der Schatzkammer und der Galerien in allen Erblanden" ernannt wurde.
Die Schatzkammer enthält in erster Reihe die Insignien und Kleinodien, die als Embleme der Würde und Machtstellung de Hauses Österreich hier ihren Platz fanden; dazu kamen die kostbaren Schmuckgegenstände, die im 16. und 17. Jahrhundert feierlichen Hoftracht der Fürsten und Fürstinnen gehörten. Den größten Teil der hier zusammengetragenen Schätze aber bildeten
namentlich früher die Prunkgefäße, die zum Schmuck der Tafel dienten, und denen die Phantasie der Künstler die anziehendsten und abenteuerlichsten Formen gab.
Ein großer Glasschrank im Hauptgewölbe der Schatzkammer enthält die Hoheitszeichen und Orden des Kaisers, „Hauskrone", Reichsapfel, Zepter und die großen Kollanen
der höchsten Orden. Andere Schränke bergen den Schmuck
des heiligen Mauritius mit dem Nagel vom Kreuz des Herrn, die bis in die sagenhafte Vergangenheit der Merowinger zurückreichen, kein Stück mehr vorhanden, dessen Ursprung nachweisbar vor dem 11. Jahrhundert läge. Der größte Teil der noch erhaltenen Krönungs-
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Getriebene Schüssel aus vergoldetem Silber
von Christoph Jamnitzer.
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Getriebene Kanne aus vergoldetem Silber
von Christoph Jamnitzer.
und die Krone der Kaiserin, den ungarischen Säbel der Kaiserin Maria Theresia, , sowie das kaiserliche ^ Taufbecken und die ^ Taufkannen. Die eben erw ahnte ö sterreichis ch e Kaiserkrone wurde, wie dies die an der Innenseite des Bügels eingravierte Inschrift dartut, unter Kaiser Rudolf II. angefertigt.
! Dieser Krone bedienten sich die zu römischen Kaisern gewählten Regenten Österreichs als Könige von Ungarn und Böhmen und als Erzherzoge von Österreich bei der feierlichen Krönung in Frankfurt am Main. Als dann das österreichische Erbkaisertum entstand, wurde diese höchste Jnsignie auch zur Krone des Kaiserreichs bestimmt. Am interessantesten sind die Kleinodien des ehemaligen Heiligen römischen Reichs. Leider ist außer dem Evangelienbuch und der Lanze
gewänder ist sarazenischen Ursprungs. Die Inschriften beweisen, daß sie zu Palermo unter Roger II. 1123 und Wilhelm II. 1181 von sarazenischen Künstlern angefertigt wurden. Heinrich VI. führte von f dort auf 150 Saumtieren auch ungeheure Schätze an Gerätschaften, Gold und Edelsteinen in die Heimat. Die alte Kaiserkrone (Abb.S.74l) gehört zu den Kleinodien des ehemaligen Heiligen römischen Reiches deut- Nation. Sie ist aus puren: Gold, mit Perlen besetzt, mit Edelsteinen in mühevoller Filigranfassung — die meist noch Spuren früheren Gebrauches zeigen — wie mit Emailbildern verziert, auf denen in romanischer Unzialschrift bedeutungsvolle Sprüche wie: „ker me reZne8 reZnunl!" „Honor reZm juäieum äelM!" und andere mehr angebracht sind.
Das hervorragendste Stück unter den Gerätschaften der Schatzkammer ist der Tafelaufsatz (Salzfaß) von Benvenuto Cellini (Abb.S. 739). Die Echtheit dieses herrlichen Goldschmiedewerkes von 33 Zentimetern Breite und 27 Zentimetern Höhe hat der Meister selbst in seiner Lebensbeschreibung festgestellt. Er erhielt 1539 vom Kardinal von Ferrara den Auf- ^ ^v
trag, eine „Saliera" anzufertigen. ,
In seiner ruhmredigen Weise >, .
schildert Cellini selbst den Vorwurf des Werten „Zch nahm einen ovalen Untersatz, ungefähr zwei Drittel einer Elle, und darauf, um Zu zeigen, wie , das
Meer 7'^
sich mit der ^
Erde verbündet, machte ich zwei Figuren, einen guten Palm groß, die mit verschränkten Füßen gegeneinander sitzen, so wie man die Arme desMeeres in die Erde hineinlaufen sieht. Das Meer als Mann hält ein reich gearbeitetes Schiff, das das
Salz faßt; dar- Kokusnußkanne
unter hatte ich von A. Schweinberger.