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jammerten noch unter den Trümmern, und als die Erschrockenen das Rettungswerk beginnen konnten, wurden noch 259 Menschen lebendig herausgegraben. Der abgestürzte Teil des Berges hatte die Form eines Dreiecks, dessen Spitze am Gnypen lag und dessen Seiten 2 V 2 Kilometer lang waren; die Masse des niedergestürzten Gesteins schätzte man später auf 15 Millionen Kubikmeter. In den Alpen haben schon größere Bergstürze stattgefunden. Am gewaltigsten war der von Flims in Graubünden, der in vorgeschichtlicher Zeit erfolgte. Sein Schutt erstreckt sich als zusammenhängender, wohl 600 Meter hoher Berg von Maiensässen ob Flims bis jenseit des Rheins und von der Nähe
Die Station Goldau mitten auf dem Trümmerfeld
von Jlanz bis Reichenau. Der Rhein und seine Zuflüsse haben
sich in Gestalt wilder Schluchten in den gewaltigen, talabsper-
renden Hügel eingesägt. Die Masse der hier niedergegangenen
Felsen wird auf 15 Milliarden Kubikmeter geschätzt, ist also
tausendmal größer als die des Sturzes von Goldau. Aus der geschichtlichen Zeit allein sind in der Schweiz gegen 150 größere
_ _— Bergstürze bekannt,
der Goldatter ist aber einer der berühmtesten, weil er an der Heerstraße des großen Touristenstromes liegt. Wer noch heute sein Trümmerfeld überschaut, wird ergriffen vor: der Gewalt, mit
der die Elemente
zu wüten vermocht haben; erhebt er aber seinen Blick zu den Zinnen
des Roßberges und des Rigi, so Werder: ihm die 15
Millionen Kubikmeter Schutt geringfügig erscheinen, und dann wird er erst gewahr, wie langsam im Lauf der Jahrtausende die großen Gebirge ab
getragen werden. Alljährlich wird in Arth die Erinnerung an den Bergsturz vom 2. September 1806 durch eine religiöse Handlung „die Schuttjahrzeit" begangen. Heuer, am hundertsten Gedenktag der Katastrophe, wird sie sich wohl zu einer besonders weihevollen Feier gestalten. K. AaLlrenljorst.
Der ^absburg-luOthrmgische fmusschah.
Von Gettina häirtl).
^^ie Schatzkammer des österreichischen Kaiserhauses in der alten Hofburg Zu Wien, in der der Habsburg-Lothringische Hausschatz verwahrt wird, ist in ihrer gegenwärtigen Anlage eine Schöpfung der Kaiserin Maria Theresia, obwohl die gewölbten Räume selbst schon seit vier Jahrhunderten Österreichs Fürsten Zur Aufbewahrung ihrer Privatschätze dienten.
Bis vor dreißig Jahren kammer sämtliche Kunst leiten, von denen einzelne hundert zurückreichen, wie die von Herzog Karl dem Kühnen und Kaiser Friedrich IV. stammenden Stücke, die durch Erbschaft an Kaiser Ferdinand I. gelangten. Nach der Vol- endung des Baues der kaiserlichen Museen am Burgring wurde jedoch ein Teil dieser kaiserlichen Kunstschätze an das kunsthistorische Museum abgegeben. In der Schatzkammer verblieben außer ^ dem kaiserlichen Privatschmuck, den Hoheitszeichen und den Kleinodien und Reliquien des ehemaligen Heiligen römischen Reiches nur jene Gegenstände, die zeitweise zur Ausschmückung der kaiserlichen Wohnrüume in Verwendung kommen. Den Urteilen der Sachverständigen nach dürfte der in der
umfaßte die Schatzschätze und Kostbar- bis ins 15. Jahr-
Schatzkammer und im kaiserlichen Museum aufbewahrte Habs- burgisch-Lothringische Hausschatz nicht allein in künstlerischer, sondern auch in historischer Beziehung von keiner ähnlichen Privatsammlung der Welt übertroffen werden. Beim Tod Kaiser Ferdinands I. waren die ,,Kleinodien, Perlen und Edelsteine" zwischen seinen jüngeren Söhnen Karl von Steier
mark und Ferdinand Der älteste, Kaiser den Insignien und
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Salzsatz
vouBenvenuto Ceil irri.
von Tirol geteilt worden. Maximilian, erbte außer Hoheitszeichen die Truhen mit Münzen und Antiquitäten. Die reiche Sammlung Karls von Steier- mark kam durch den römi- cf' schen Kaiser Ferdinand II.
/ wieder an das Kaiserhaus
/ zurück. Die ebenso reiche Sammlung Ferdinands von Tirol kaufte Kaiser Rudolf II. dessen Erben, den Markgrafen von Burgau, Söhnen der Philip pine Welser, 1006 ab, behielt sie aber auf Schloß Ambras, von wo sie erst 1806 nach Wien kam. Dieser Kaiser ließ auch die Wiener Kunstschätze nach Prag schaffen, aber Kaiser Mathias brachte sie nach Wien zurück und ließ die unter Rudolf II. neugefnßten Krönung s i n si gn i en v erv 0 ll stän d i g en. Seit Ferdinand II. hat sich der kaiserliche Hausschatz stetig vermehrt, Haupt-