Heft 
(1906) 39
Seite
813
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Der stille Weg.

Roman von Richard Skowronnek.

(2. Fortsetzung.)

rst als hinter der letzten Biegung des Weges das blinzelnde Lichtlein einer Straßenlaterne auftauchte, die den Anfang des Städtchens Maldeinen bezeichnet^ entsann sich Henner, daß er für den Abend eine Einladung angenom­men hatte, und es fiel ihm schwer aufs Herz, daß er's verabsäumt hatte, von Ouessendorf aus ins Kasino zu telephonieren und Herrn und Frau Ober­leutnant Hartung durch eine Ordonnanz eine Ab­sage ausrichten zu lassen.

Er hob die Uhr gegen die glimmende Zigarette Schwernot noch mal! es ging schon auf Mitter­nacht; aber wenn er scharf zuritt, glückte es vielleicht doch noch, bei einem Steg­reiftrunk unter den letzten seßhaften Leutnants seinen Entschuldigungsvers auf­zusagen. In dem geselli­gen Hartungschen Hause lief man ja nicht so früh auseinander wie anders­wo, kaum daß man nach dem glücklich überstande­nensauren Mops" das Kunststück vollbracht hatte, die sogenannte Festrübe, einen mit gleißnerischer Leibbinde ausgestatteten Knäller, mit der vorsorg­lich mitgebrachten eigenen Zigarre zu vertauschen, und sich dann anstands­halber noch eine lange halbe Stunde im Herren­zimmer herumdrückte, um zuzuhören, wie nebenan im

1906. Nr. 39.

SalonMusik" gemacht wurde. Da duldete man dann schweigend und ohne Klage, daß die bereits in höheren Dienstjahren stehende Tochter des Kommandeurs ihrem widerspenstigen Sopran die

Versicherung abnötigte, er grolle nicht, oder irgend eine andere, gesangsbeflis­sene Bataillonsdame in einem angeblich steirischen Dialekt, den der unverhei­ratete und infolgedessen auf der Bank der Spötter sitzende Kompagniechef der Ersten, Hauptmann von Kreienberg, eine mißlun­gene Kreuzung zwischen Elbingftch und Wienerisch nannte, die Behauptung aufstellte, sie wäre ver- la-aßen,wiederSto-an auf der Stra-aßen . . . Derar­tige Genüsse, die den un­verheirateten Militärsolda­ten vom Leutnant auf­wärts unweigerlich in die Flucht schlugen, gab es bei Hartungs nicht, denn der Hausherr besaß die gar nicht hoch genug zu schätzende Eigenschaft, am Vorabend größerer Fest­lichkeiten den Klavier- schlüssel zu verlieren. Und gab's wie heute einen in­timen Herrenabend, so er­regte die bloße Einladung schon mittags im Kasino den Neid der besitzlosen Klasse", obwohl an leib licher Verpflegung nichts weiter zu erwarten stand als ein auskömmliches Stück Braten und ein Glas Bier. Aber der Braten

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NineLta.

Gemälde von N. Sichel.