Heft 
(1906) 40
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unterstützen. Die Reichenberger Ausstellung hat seinerzeit einen glänzenden Beweis von der Arbeitstüchtigleit des deutschen Volksstammes in Böhmen gegeben und die Aufmerksamkeit vieler aus dies umkämpfte Stück Deutschtum gelenkt; sie hat gezeigt, daß es wert ist, von allen deutschen Brüdern unterstützt und zu zähem Ausharren er­muntert zu werden.

Ibsens Hraö.

(Zu der neben­stehenden Abbildung.)

Alls einem alten Kirchhof inChristiania liegt Henrik Ibsens Grab. Es liegt in schwellendem Rasen, von Waldbäumen um­rauscht, einsam in seiner Todesruhe, wie der Lebende einsam war inmitten des bunten, vielfältigen Lebens. Noch schmückt kein Stein die Er­innerungsstätte, noch ist das Denkmal nicht errichtet, das seines Volkes Verehrung dem norwegischen Dichter setzen will.

Sonnenblumen wie­gen sich im Wind,

Blumen über dem Haupt mit den ernsten, oft unerbittlich harten Gedanken. Unter den silberglänzenden

Birken sind Ruhebänke aufgestellt, da kann mit dem toten Dichter Zwiesprache halten, wer sich von seinen ewig jungen Werken ergriffen fühlt, und gewiß, er wird in dieser Stille etwas von dem unsterblichen Geist empfinden, den die nun begrabene Hülle einst barg. Gerade in der Schlichtheit dieser Grabstätte, in der Einsamkeit, die man um Henrik Ibsens Grab

geschaffen, liegt etwas Überwältigendes; es war ein vornehmes Empfinden der Norweger, daß sie den Grübler nicht in der Reihe der andern, der viel zu vielen" gebettet haben. Ein Volk, das seine großen Geister ehrt, ehrt sich selbst, und nirgends wird das Hohepriesteramt des echten

Dichters so aner­kannt wie in dem tief nachdenklichen nordischen Volk; das ist überzeugend zum Ausdruck gekommen, als die Norweger Ibsens Totenfeier be­gingen, und das zeigte sich wiederum, da sie ihm seine letzte Ruhestätte auserlasen.

Jer Hrgeröän- diger Kenrickserr, der seine zwölf Tiger in der zu einem ein­zigen großen Käfig um gewandelten Ma­nege des Zirkus vor­führt, hat mit der Zähmung dieser Bestien wohl eine der großartigsten Dressur­leistungen vollbracht, die jemals gelungen sind. So ist es denn begreiflich, daß jeden Abend eine Flut von Beifall den kühnen Mann lohnt, der seine gefährlichen Schiller sich zu wirkungsvollen Gruppen zusammen­finden läßt, der sie durch Reifen jagt und auf die Schaukel zwingt. Einer der großartigsten Augenblicke ist es jedoch, wenn Henricksen den einen Tiger Alice über sich hinwegspringen läßt, und man versteht es bei der ungezügelten Wildheit der Tiere wohl, daß der furchtlose Bändiger Revolver und Eisenstab doch keinen Augenblick aus seinen Händen läßt.

Ibsens Grab in Christiania.

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Ibsens Grab in Christiania.

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Henricksens Tigergruppe.

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