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wältigende Aussicht bietet sich hier, von 2200 Metern Meereshöhe, dem Beschauer. Die Marmolata mit ihren gewaltigen Eisfeldern, die mächtige Pordoi-Spitze, die ganze Sellagruppe und weiter auf immer neue Dolomitenriefen. Im Westen aber ragt der Schiern mit dem Roj engarten und seinen Vorbergen in wunderbarer Schönheit auf. Wahrscheinlich wird sich bald einer der riesigen modernen Hotelbauten auf der Höhe des Pordoi-Pasfes erheben, wo jetzt noch eine bescheidene Unterkunftshütte den Obdachfuchenden anfnimmt. Ist doch eine halbe Stunde abwärts, am Ufer eines dunkelgrünen, baumumstandenen Teiches schon ein Hotel errichtet, das der paradiesisch schönen Umgebung wegen viel Zuspruch findet.
Die Gegend ist überhaupt zur Anlage großer Hotels wie geschaffen, der Verkehr, der jetzt noch ans Postwagen- und Omnibusverbindung beschränkt ist, würde sicher bald eine Automobilverbindung ins Leben rufen, wenn der Reisestrom sich mehr noch als bisher in diese herrliche Dolomitenwelt ergösse, die so viel Gelegenheit zu den schönsten und abwechslungsreichsten Kletter- und Gletschertouren bietet. Am 13. September fand von Campitello im Fassatal aus die Besichtigung der Prächtigen, neuerbauten Strecke statt, die Denkmalsenthüllung, die sich daran schloß, gab dieser Übergabe eine besondere Weihe. Es ist ein groß und wirkungsvoll angelegtes Bauwerk, das sich auf der einsamen, herrlichen Höhe zur Erinnerung an den Abschluß eines großen Menschenwerls erhebt.
Der einfache Obelisk ist in dieser Umgebung von eindringlicher Wirkung
Aas Deutschmeister-Denkmal in Wien. (Zu den
nebenstehenden Abbildungen.) Die Kaiserstadt an der Donau ist um ein hervorragendes Kunstwerk reicher, seit am 28. September d. I. auf dem Deutschmeister- Platz dasschöneDeutjchmeister-Denkmal,eineSchöpfung ^ des Bildhauers Professor Johann Benk, enthüllt s wurde Auf einem vom Architekten Anton Weber tz gebauter: Plateau aus Konopischter Grarrit, zu dem fünf Stufen vorn und vierzehn Stufen rückwärts führen, erhebt sich der Obelisk, der die Haupt- !
figur des Denkmals trägt, einen Deutschmeister-Fahnenträger unserer Tage.
Die Einzelgruppen, deren zwei auf unsern Bildern wiedergegeben sind, die Reliefs ^
und Medaillen erinnern an ^
Großtaten aus den Haupt- _
epochen des Wiener Haus- Gesamtansicht,
regiments. So zeigt das Relief an der Vorderseite „Die
Feuertaufe bei Zenta 1697", den ersten Markstein in der Regiments- geschichte, während das Relief der Rückseite „Graf Sow bei Kolin 1757" an die zweite Hauptepoche erinnert. Über dem vorderen Relief ragt die Gestalt der „Vindobona" auf, die dem Deutschmeister den Lorbeer- lranz entgegenhält. Bon besonderer Schönheit sind die beiden Skulpturen rechts und links vom Obelisken, die Heldenmut und Waffenbrüderschaft verkörpern: hier der eine Lunte legende Deutschmeister aus der Schlacht bei Landshut (1809), dort ein verwundeter Deutschmeister-Offizier, der von einem Soldaten sorgsam verbunden wird. Von zwei am Denkmal
angebrachten Botivtafeln weist eine die Inschrift auf: „Das k. und k. Infanterie-Regiment Hoch- und Deutschmeister M. 4 hat während seines 200jährigen Bestandes 206 Schlachten und Gefechte mit einen: Gesamtverlust von 407 Offizieren und 20 000 Mann mitgemacht." -v Eine stolze Regimentsgeschichte, die da in wenigen Worten enthüllt wird. Nur .. Zahlen, aber von
^
überzeugender
Beredsamkeit!
^ Linke Seitengruppe.
Deutschmeister legt eine Lunte in der Schlacht bei Landshut.
Köerschwem- rmmg. (Zn
den: Bild auf Seite 851.) Der sonst so sriedlich in vorgeschriebenen Bahnen dahingleitende Fluß ist in der Schneeschmelze gurgelnd, schäu
mend über die User geflutet und hat das erschauernde Land in eine unheimlich sich dehnende Wasserwüste verwandelt. So jäh ist das Ünglück hereingebrochen, so unvorbereitet hat es die Leute getroffen, daß sie kopflos geworden sind und oft das Kostbarste, Wichtigste zu schützen vergesse::, um Nichtiges zu bergen. Wer weiß, was die Mutter fortgeführt hat von der Wiege, nach der der furchtbare Feind schon heimlich die Anne reckte, ::::: sie weit hinwegzutragen von Mutterliebe und Heimatschutz! Vielleicht die Sorge um wertlosen Hausrat, nn: ein bedrohtes Stück Vieh. Indessen treibt das alte Wiegenbettchen schon draußen auf der gefährlichen Flut, und die Wasser lecken gierig an den braunen Holzwänden, und jeden Augenblick kann ein tückisch verborgener Stein, ein in: Wege stehender Ast das Schiffchen zun: Kentern bringen, in dem der Liebling des Hauses, das Glück der Mutier liegt. Das Kindchen weiß nichts von Gefahr. Es lauscht auf das Böglein, das, ebenso sorglos, auf schwankendem, knospendem Ast sein Frühlingsliedchen singt, und jauchzend hebt es die Händchen — ein Bild seligen Kinderfriedens inmitten des grausigen Zerstörungswerks! Wird die schöne Sage von dem Engel, der die Kindlein behütet, recht behalten? Vielleicht ist der Kahn, den der Mann mit Anspannung aller Kräfte über die braune Wasserfläche treibt, schon zur Rettung ausgesandt, und die bang zusammengekauerte Frau darin die Mutter, die, der eignen Gefahr nicht achtend, der ziellos treibenden Wiege folgt!
Der 22. Kauptkericht über die Tätigkeit des Deutschen Uöhmerwatdönndes liegt im Druck vor uns. Er legt Zeugnis ab von den unermüdlichen Anstrengungen des Vereins, den: deutschen Bollstum den alten deutschen Kulturboden im Böhmerwald zu erhalten, die deutsche Grenzwacht zu stützen, das Nationalbewusstsein jener vorgeschobenen deutschen Stämme zu stärken und alle Deutschen in: südlichen Böhmen zun: Schutz ihrer Interessen zu vereinen. Zwei- nndzwanzig Jahre lang hat der Deutsche Böhmerwaldbund gekämpft und gerungen, oft unter den widrigsten Verhältnissen, unter den steten An- ^' 'S" ' griffen der Tschechen, er hat
^ das fast Unmögliche geleistet, trotz ungenügendster Geldmittel überall helfend einzuspringen, wo es galt, der nationalen Not in Böhmen zu steuern, und ist in: vorigen Jahr wiederum un: 19 neue Bundesgrnppen angewachsen. Äußerste Sparsamkeit in der Verwaltung, selbstlose Opferwilligkeit der einzelnen Gruppen haben dies Kunststück zuwege gebracht.
Aber die Arbeit, die Verpflich ^ langen wachsen, die Anforderungen an die Hilfe des Deutschen Böhmerwaldbundes steigen von Jahr zu Jahr. Eine Erhöhung des freiwilligen Beitrags von 40 Heller auf 1 Krone wird, so geringfügig sie an sich erscheint, doch, wenn sie durchgesetzt wird, für dieses Jahr eine er- freulicheSteigerung der Einnahmen ergeben, aber sie reicht bei weiten: nicht aus, um all die Ziele, die der Deutsche Böhmerwal dbund sich gesteckt, zu erreichen. Er hofft deshalb, daß er unter Privatpersonen,
Stadtverwaltungen,
Vereinen und andern Körperschaften auch weiter Gönner finden werde, die ihn bei seinen: echt nationalen Werk
Rechte Seitengruppe. Verwundeter Deutschmeister-Offizier.
Das Deutschmeister-Denkmal in Wien.
Allsgeführt voll Joh. Benk.