858
ehrwürdigen Reste der alten Volkstrachten, die — was in früherer Zeit nie möglich gewesen wäre — nunmehr bei Trachtenfesten und ähnlichen städtischen Schaustellungen als Prunk- und Preisstücke paradieren, werden, wenn sie einmal schadhaft geworden sind, sicher nie mehr durch neue ersetzt werden. Sie bilden den kostbaren Fond für das Studium der alpinen Trachtenkunde, zugleich aber auch die Muster für die wenn auch nicht gleich wertvolle Ausstattung zahlreicher Schützenkompagnien und bäuer
licher Musikkapellen, die, dank den: löblichen Eifer und der Unterstützung von Trachtenvereinen und hohen Gönnern, nun mit solcher „Uniform" bedacht wurden.
Ich gebrauche absichtlich diesen Ausdruck, denn Tracht kann man diese Bekleidung nicht mehr nennen, da sie nur die künstliche kurzzeitige Wiederbelebung einer untergegangenen Tracht ist und nur einen Teil der männlichen Bevölkerung zu Paradezwecken umfaßt.
klättsk-un-, Llütei,
Hustav Kalke. (Mil dem nebenstehenden Bildnis.) volle, in unserer heutigen Nummer erscheinende Gedicht uns willkommene Gelegenheit, in Wort und Bild des Dichters zu gedenken, der schon so viel Herrliches geschaffen hat und doch lange nicht so bekannt und gelesen ist, wie er's um seiner großer:
Kunst willen verdiente. Gustav Falke, der durch den hochherziger: Entschluß des Hamburger Senates, der ihn: einen Gehalt von 3000 Mark jährlich auf Lebenszeit zusicherte, der bitteren Nahrnngsforgen enthoben ist, hat es rächt leicht gehabt im Leben. Am 11. Januar 1853 in Lübeck geboren, wurde er zuerst Buchhandlrmgs- gehilfe und dam: Musiklehrer, mir seiner Mutter schneller eirre Stütze sein zu können. Dieser Wechsel des Berufs rvar ein Glück für ihn — obgleich bei einem Ansangshonorar vor: 50 Pfg. für die Stunde vor: großem pekuniären Gewinn nicht die Rede sein konnte. Aber durch die Musik wurde der Dichter in ihm geweckt, dem: die Künste sind untereinander verschwistert, rrrrd Musik und Poesie stehen in geheimer Wechselwirkung. Falke war schon ein Vierziger, als sein erstes Gedichtbuch erschien, und darum war gleich dies erste Werk reif und vollendet. Die Erfahrungen eures Lebens in Leid urrd Lust errt-
Das
„Ko-
wunder- ai" gibt
hielt es, all die Sehnsucht, die irr ihm wohnte, den Schönheitsdurst, der nach Befriedigung rang. Nun liegt über ein Jahrzehnt stillen, gesegneten Schaffens härter ihm. Seine Gedichtbände „Mynheer der Tod", „Tanz und Andacht", „Zwischen zwei Nächten", „Neue Fahrt", „Mit den: Leben" sind Gemeingut eines großen Kreises geworden, die Zahl seiner Verehrer wächst von Jahr zu Jahr. Und selten ward einem Dichter so wohlverdienter Lorbeer zrrteil wie Falke die Anerkennung der Kritik, die neidlose Bewunderung der mit ihm Schaffenden und Strebenden. „Der gestiefelte Kater" heißt ein unlängst erschienener Band Erzählungen, der wiederum eine Fülle des Schönen enthält.
Denkmal auf dem Aordor-Ioch an der neuen Dolomitensiraße. (Zur untenstehenden Abbildung.), Wiederum ist ein Stück der großen Kunststraße, die Bozen und Toblach miteinander verbinden soll, fertig, das schönste und interessanteste der ganzen Strecke, die in andern Teilen längst dem Verkehr übergeben ward, nämlich das Mittelstück von Cortina bis Canazei. Von Arabba aus, wo sich die Kunststraße mit der von St. Lorenzen bei Bruneck durchs Enneberger Tal führender: Straße vereinigt, zieht sie sich in ungeheuren Windungen bis zur Paßhöhe, dem Pordoi-Joch, empor, und eirre über-
Gustav Falke.
Das Denkmal auf dem Pordoi-Joch.
Von der Eröffnung der großen DolomiLenstraße.