Heft 
(1906) 43
Seite
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Kirchenfürsten und berühmter Gelehrten sprechen für die Anerkennung, die er in Münchens Hoflreisen ebenso wie in den wissenschaftlichen fand.

Graf Zeppelins neuer Aufstieg mit seinem lenkbaren Alug- schiff. (Zu den nebenstehenden Abbildungen.) Aus der Kindheit der Welt rannen Sprüche der Weissagung zu uns herüber, daß die letzten Schlachten zwischen den guten und den bösen Geistern der Menschheit hoch ober: in den Lüften würden geschlagen werden. Es scheint, daß die Rastlosigkeit menschlicher Erfinderkraft die Ersüllungsmöglichkeit jener Visionen dem Weltende weit vorweg nehmen wird.

Immer näher rückt das gewaltige Ziel der völligen Eroberung des neuen Elements,' immer greifbarer wird die Möglichkeit, dereinst den Luft­ozean ebenso sicher durchqueren zu können, wie unsere stolzen Schiffe jetzt meerüber fahren.

Graf Zeppelin ist der völligen Lösung des Pro­blems in seinem Luftschiff Nr. 3 wieder ein mächtiges Stück näher gerückt. Und

in die Freude über diesen Sieg der Menschheit mischt sich die persönliche Freude, daß es in diesen: Fall einer eigenwilligen, fest begründeten Über­zeugung gelungen ist, sich durchzusetzen: sich zu behaupten gegen das Mißtrauen der Feinde und das schlimmste die ängstliche Sorge

der Freunde. Als die so zuversichtlich unternommenen Versuche des alten tapferen Generals wiederholt fehl­schlugen, als er sein eigenes Vermögen und Riesen summen vertrauender Freunde einer Illusion geopfert zu haben schien, da gab es auch unter seinen Getreuesten tluge und vorsichtige Stimmen genug, die ihm'rieten, sein in jeder Beziehungstarres" Prinzip aufzugeben und die Ver­suche auf veränderter Basis fortzusetzen- Aber seine sichere Über­zeugung, daß gerade dieseStarrheit" seines Systems das Flug- schiff liegt in einem festen

Gerüst tuchüberspannter Aluminiumbänder eine wesentliche Bedingung für den Erfolg bedeute, hat nun glänzend recht behalten. Die neuen Versuche, die Anfang Oktober in Friedrichshafen am Bodensee in Gegenwart des württem- bergischen Königspaares stattfanden, hatten Ergebnisse, die alle Erwartung übertrafen.

Kampf zwischen Luftballon und Automobil. (Zu den nebenstehenden Abbildungen.) Der Berliner Verein für Luftschifsahrt beging die Feier seines fünfundzwanzigjährigen Bestehens durch eine Reihe ballon­sportlicher Kämpfe. Am ersten Tag der Festlichkeiten veranstaltete er aus dem Übungsplatz des Luftschiffer­bataillons in Tegel eine Verfolgungs- sahrt von vier Ballons durch sechzehn Automobile, die insofern glänzend ver­lief, als sich die Überlegenheit der Ballons über das Automobil ganz besonders im Kriegsfall eklatant erwies. Es gelang den Automobilen, sich nur eines Ballons zu bemächtigen, und hierbei erwies sich noch der Zufall als der beste Helfen­des Automobils. Von den vier aufgestiegenen Ballons wurde nur einer besiegt, und zwar der zuletzt aufgestiegene BallonLerche" : der glückliche Lenker des Automobils, der den Ballon 25 Minuten nach seiner Landung einholte, war Herr de la Croix, der neue Generalsekretär des Kaiserlichen Automobilklubs. Der BallonLerche", der von Oberleutnant Schoof geführt wurde und als Unparteiischen den Leutnant von Zerboni di Spofetti mit sich führte, wurde bei Wuster­hausen a. d. Dosse überrascht, nachdem die Landung glatt

Das neue Zeppelinsche LuftschiffModell 3

Graf Zeppelin.

vonstatten gegangen war. Die Füllung des Ballons ging im Kaserne­ment des Luftschifferbataillons vor sich; die gefüllten Ballons wurden durch Mannschaften des genannten Truppenteils auf den Übungsplatz gebracht, wo ein nach vielen Tausenden zählendes Publikum aus allen Gesellschaftsschichten dem Aufstieg des Ballons und der Abfahrt der Kraftwagen beiwohnte. R. C.

Seltsame Hraueröräuche. Der bekannte Königsberger Ethnologe vr. O. Schellong berichtet über merkwürdige Begräbnis- und Trauer­bräuche der Papua (Jabim) aus der Gegend desFinsch- hafens. Am Begräb­nistag sitzen die An­gehörigen und Dorf­genossen, die Witwe zusammengekauert und den Kopf mit einem Tragnetz dicht verhüllt, um die bunt­bemalte Leiche und ergehen sich in Weh­geschrei und unmelodi- schen Gesängen. Etwas abseits davon wird die Gruft etwa einen Meter tief angelegt.

Bretter mit Schnitzereien, die dem Harpe des Verstorbenen als Zierat gedient haben, werden zu einer Art von Sarg zubehauen: zwei Bretter werden auf den Boden der Grube gelegt, und auf jede Seite kommt noch je ein solches Brett. Jetzt tragen sechs Männer die in eine Schlafmatte gehüllte Leiche mit dem Kopf vorarr aus dem Trauerhaus, breiten eine zweite Schlafmatte über die Bretter am Boden der Grube und betten dahinauf den Leichnam. Auf Händen und Füßen kriechend, naht nun die mit dem Netz verhüllte Witwe der Gruft; eine Freundin hat die Hand auf die Trauernde gelegt und leitet sie so. Die Trauernde wirft sich auf den Leichnam, weint und singt, indes die Männer zwei weitere Breiter behauen. Dann entfernt man die Witwe aus der Gruft, scharrt mit den Händen das Grab zu und stampft und klopft mit Füßen und Händen die Erde fest. Nachdem alles beendet ist, legt sich die mit dem Netz zur Unkenntlichteil verhüllte Witwe neben der Grabstätte nieder und wird zunächst mit einer Bast- matte zugedeckt. Dann holen Männer Palmenzweige herbei und errichten

damit über der am Boden Liegen­den ein Schutzdach. Drei Monde lang muß die Wit- - we so neben dem Be­statteten trauern Von Zeit zu Zeit sehenVe-rwandte nach ihr und bringen ihr Speise

Kampf zwischen Luftballon und Automobil.

Were Abbildung: BallonNachti­gall", Führer HauptmaunNeu- maun, wird zum Aufstieggelände in Tegel gebracht.

Untere Abbildung: Der besiegte Ballon Lerche" aus dem Weg zum Balmbosin Wuster­hausen mit den Siegern im Automobil.

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