zwischen dem angelsächsischen König Eduard und dessen jungen Vasallen Harold zwar in klingenden Jamben, doch in Bildern eines banhlen „modernen“ Vater-Sohnkonfliktes dargestellt wird: durch die Unbotmäßigkeit Harolds provoziert, hält ihn König Eduard zur Ordnung an:
„Ich denk' Ihr seid doch nicht im Stall geboren und wißt, was Höflichkeit und Sitte ist“: — wonach Harold seinem König
„die schlummerlose Ruh’ gequälter Nächte, von des Gewissens dumpfem Schrei durchhallt“ (II, 149)
wünscht. — Abgesehen von einer derartigen Trivialisierung sind gewisse historische Stoffe nach Fontane der Tragödiensituation überhaupt unangemessen. Dies zumal dann, wenn es sich um konstruierte Konfliktsituationen aus mehr oder weniger in Vergessenheit geratenen bzw. für die Gegenwart irrelevanten Geschichtsbereichen handelt. Ein solcher Fall ist im Fürst von Verona (1887, I, 460) gegeben, einem „Romeo- und Julia- Stück, das (...) aus dem Capuletti-Montecchischen ins Guelf- und Ghibei- linische transponiert wurde.“ (II, 460) Wennschon Fontane an diesem Stück eine „richtige Reihenfolge der Geschehnisse“ lobend hervorhebt, verurteilt er — ausgehend von dem uneindeutigen Schluß — das ganze Stück:
Dieser Fehler (am Schluß, L. G.) ist der, daß es uns absolut gleichgültig läßt, woran die schöne Selvaggia zugrunde geht, ob an Politik, oder Eifersucht oder Liebe. Wir sind froh, daß es aus ist, und erschrecken bei dem Gedanken, daß eine größere Klarlegung der Motive, schlecht gerechnet, noch einen Zeitaufwand von fünf Minuten gekostet hatte. So viel liegt uns nicht daran. Da doch lieber in Ungewißheit bleiben! (II, 463)
Denn:
schon im zweiten Akt ist alles Interesse dahin, und alles, was folgt, ist vornehmlich ein Guelfen- und Ghibellinen-Radau (...) Die beiden einzigen Guelfen und Ghibellinen, die mich zur Zeit noch interessieren, heißen Windthorst und Bismarck. Die zu sehen, das . wäre was. (II, 464, Hervorhebungen v. Fontane)
»Eine Tragödie“, so führt er schließlich aus,'
braucht (...) leidenschaftlich gespannte Tendenzen, eine hinreißende Macht der Ideen und Gegensätze, Konflikte, die wir empfinden, in denen wir selber mit aufgehen (... Die Personen dieses Trauerspiels, L. G.) sind mir nichts, ich habe keine Spur von Zusammenhang mit ihnen, es ist mir gleichgültig, ob sie sich heute in den Vesuv oder morgen in den Ätna stürzen. (II, 464)
Die Unbedeutendheit und Banalität dramatischer Scheinkonflikte kritisiert er auch in dem einzigen Gegenwartsdrama von Wildenbruch, Opfer um °Pfer, das er ironisch-humorvoll so zusammenfaßt:
Aber was ist es nun mit diesem „Opfer um Opfer“? Niemand, der auch nur den Zettel vorher gelesen hatte, wird darüber einen Augenblick im Zweifel gewesen sein. Auf dem Zettel heißt es