Heft 
(1985) 40
Seite
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tungen zu ignorieren. Äußerungen wie die, daß eineLustspielszene verdienst­licher sei als dieHerstellung einer Durchsehnittstragödie (I, 948), mögen diese Auffassung bestätigen. Daß Fontane jedoch unterschiedliche Wertungen der komischen und ernsten Gattungen prinzipiell zugrundelegt, ergibt sich unter anderem aber allein aus der Tatsache, daß er der Tragödie auch moralische Aufgaben zuweist: die Funktion derErhebung, während das Lustspiel ledig­licherheitern soll (vgl. S. 188).

3 im allgemeinen ist Fontanes Haltung zur Sentimentalität durchaus nicht nur negativ (das erweisen ja auch manche seiner Romane). Eine Unterscheidung vomGefühl erscheint ihm problematisch:Wer will immer genau bestim­men, wo die Grenzen liegen und das Gefühl anfängt, sich ins Gefühlvolle zu verirren! (II, 51)

6 Vgl. I, 339 (1874), 900-901 (1880), II, 101-162 (1882), 503-504 (1887), 562 (1888).

7 Die Bedeutung der Konversation für Fontanes Romanwerk wurde immer wieder hervorgehoben. Vgl. u. a. Ingrid Mittenzwei, Die Sprache als Thema, Unter­suchung zu Fontanes Gesellschaftsromanen, Bad Homburg: Gehlen 1970; Pierre Bange, Ironie et dialogisme dans les Romans de Theodor Fontane, Grenoble: Presses Universitaires, 1974.

8 Vgl. Max Martersteig, Das deutsche Theater im Neunzehnten Jahrhundert, Leipzig: Breitkopf 1924, S. 462. Zur Tradition der französischen Gastspiele in Berlin vgl. Siegfried Söhngen, Französisches Theater in Berlin im 19. Jahrhun­dert, Berlin: Selbstverlag d. Gesellschaft f. Theatergeschichte, 1937.

9 M. Martersteig, Das deutsche Theater, S. 462.

10 Die glückliche Verbindung von Liebenswürdigkeit und Esprit im Dialog hebt er auch an anderen Stellen wiederholt hervor, besonders III, 139 und 172.

11 So auch Der Frauenadvokat, 1875, I, 427, Gabriele, 1878, I, 648, Der Name, 1889, II, 653.

12 Abgesehen von den folgenden Ausführungen zur Bedeutung derinteressanten Situationen (S. 183) fordert Fontane immer wieder die dramatische Gestaltung nach einergesunden Gesinnung - so auch in der durchweg positiv besproche­nen Tragödie Brutus und Collatinus von Albert Lindner, in der er die Gesinnung des Autors lobend von der zeitgenössischen Mode absetzt:Der Hang nach dem Absonderlichen ist in unserem ganz modernen Schaffen so an der Tagesordnung, daß jeder, der sich vom Barocken und Krankhaften fernzuhalten weiß, schon lediglich um seines richtigen Empfindens willen zu beglückwünschen ist. (1879, I, 753) Wesentlicher Bestandteil diesergesunden Gesinnung ist dieMenschlich­keit, die er einmal unumwunden definiert alsOffenheit, Zuverlässigkeit, Pflicht­treue, Tapferkeit und Herzensgüte (.. .) (anläßlich der Abschiedsvorstellung einer Schauspielerin, 1887, II, 505).

13 Hermann Broch, Hofmannsthal und seine Zeit, München: Piper 1964, S. 3649. Broch bezieht sich vor allem auf die österreichische Gesellschaft, seine Fest­stellungen treffen aber auch auf die wilhelminische zu.

14 In diesem Zusammenhang ist auch Fontanes nüchterne, ja ablehnende Haltung zum Kult um Richard Wagner bezeichnend. In seinen dichterischen Leistungen sieht er (1881 bei der Lektüre des Ring der Nibelungen)eine furchtbare Menge der Quasseleien, Albernheiten, Unverständlichkeiten und Geschmacksverirrun­gen, vor allem aber einentotalen Mangel an Witz und Humor und stellt ein durch die Persönlichkeit des Künstlers verschuldetes Scheitern der selbst­gestellten gesellschaftlichen Aufgabe fest (vgl. Brief an Karl Zöllner v. 13. 7. 1881, in Th. F. Briefe, hrsg. v. Gotthard Erler, Berlin Aufbau 2 1930 [= BR Aufbau] II, S. 47); dagegen bringt er demgesellschaftlichen Phänomen Wagner durchaus Interesse entgegen. Vgl. hierzu Käthe Scherff-Romain,N. N. Ist nicht Gott­fried Kinkel, sondern Richard Wagner, inFontane Blätter, H. 33, 1982, S. 27-50.

15 Das Recht des Stärkeren, 1884, II, 268 ff; Die Weisheit Salomos, 1888, II, 546 ff. Zu Fontanes Kritik an Paul Heyse und seinen Dramen vgl. Gerhard Friedrich, Theodor Fontanes Kritik an Paul Heyse, in Fontane aus heutiger Sicht, hrsg. v. Hugo Aust, München: Nymphenburger Verlagshandlung 1980, S. 118-142.

16 So Philipp Massinger, Der Herzog von Mailand (1879, I, 832), Christian Knud Molbech, Ambrosius (1880, I, 896), Frans Hedberg, Strohalm (1882, II, 140), Adolf Wilbrandt, Assunta Leoni (1884, II. 319), Hans Herrig, Konradin (1884, I, 327), L. Hoyer, Trug in Treue (1885, II, 383), Richard Voß, Treu dem Herrn (1886, II, 396), Adolf Friedrich Graf von Schack, Timandra (1886, II, 404), Felix Philippi, Daniela (1886, H, 422), Ludwig v. Döczi, Letzte Liebe (1889, II, 585) und im gleichen Jahr Richard Voß. Brigitta (II, 633).

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