Heft 
(1985) 40
Seite
208
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(vgl. D. Barth, AGB 1975) alsInteraktion der an Literatur beteiligten Personen. Hier wurde vor etwa 10 Jahren ein erster Durchbruch gewagt, eine Zusammenschau, die vor allem die Schriftstellerbiographie (1. Teil) und im weiteren (2. Teil) vier Romane auf zeitgenössische Bedingungen bezieht. Das Ergebnis wirkt heute merkwürdig schmal, zumal die Urteile relativ starr sind und in den einzelnen Einleitungen bereits vorformuliert. Am Ende wird zusammengefaßt (S. 115):

Die Isolation und die soziale Marginalität der bürgerlichen Schrift­steller bei gleichzeitiger Abhängigkeit vom bürgerlichen Lesepubli­kum und der literarischen Institutionen erschwerte eine Kunstlite­ratur von weltliterarischer Bedeutung und brachte die gehobene Literatur immer wieder in die Nähe der Unterhaltungs- und Trivialliteratur.

Blickrichtung und starre Zweiteilung stehen hier einer differenzierten Wertung im Wege, und die sozialgeschichtlichen Voraussetzungen (vgl. S. 1862) müßten heute präzisiert, vor allem auch schöpferisch integriert werden. Honorare und Berufe Fontanes, Verleger und Vereinigungen, vomTunnel zu denZwanglosen, Pensionen und Preise sind berück­sichtigt, ebenso wie ein erster Vergleich mitGoldelse, einem Roman der Marlitt. Keineswegs so pauschal wie den Schlußsatz möchte man die Problematik der Schriftstellerexistenz übernehmen (S. 116). Dieinnere Emigration der Autoren (nach 1848) war oft mit neuen Öffnungen ver­bunden. Insgesamt läßt sich Fontanes Weg darauf nicht reduzieren.

H.-J. Konieczny fundiert seine Textvergleiche auf sehr wertvollen Ana­lysen der Zeitschriften, in denen Fontane veröffentlicht hatte. Seine Dissertation (Paderborn 1978), die reiches Material aus Verlagsarchiven aufbereitet, nennt sich im Untertitel: Eine Untersuchung zur Funktion des Vorabdruckes ausgewählter Erzählwerke Fontanes in den Zeitschrif­tenNord und Süd,Westermanns ill. dt. Monatshefte,Deutsche Roman­bibliothek zu Über Land und Meer.Die Gartenlaube undDeutsche Rundschau. Es ist bemerkenswert, daß Fontane nicht nur zu mehreren Familienzeitschriften gleichzeitig Kontakt suchte und überlegte, welchen Stoff er welcher Zeitschrift anbot. über Entwicklungen (Veränderungen) werden wir gut informiert, ebenso wie M. Davidis die Geschichte der Buch-Verleger-Kontakte dargelegt hat (1982; Sp. 138185). Im dritten Teil der Arbeit werden Textstrukturen verglichen. WährendGrete Minde nur partiell untersucht wird (es geht dabei vor allem um den Nachweis, daß der Text dem Urteil über die Zeitschrift angemessen ist), ist der RomanQuitt sehr umfangreiche analysiert worden. Beide Unter­suchungen bestätigen, daß F. sich demRezeptionsrhythmus der Zeit­schriften angenähert hat. Auch dies ist nur eine (wenn auch sehr wertvolle) Ebene der Betrachtung (vom Material der Zeitschriften her geurteilt), während der ganze Reichtum der zeitgenössischen Beziehungen und Analogien so nicht hervortreten kann. Es ist wertvoll, wenn K. mit Blick auf die Sinnlichkeit einer Figur wie der Hilde inEllernklipp schluß­folgert (1978, S. 102):

Mit diesem Bild paradiesischer Entrücktheit erfüllt Fontane eine