Verkauf seiner ersten Erzählungen zu steuern und zu befördern. Gemeinsam mit W. Hertz werden die Tageszeitungen, Zeitschriften und einzelne Rezensenten ausgewählt, die man durch Freiexemplare zu positiven Kritiken anzuregen hoffte. Alle persönlichen Kontakte wurden eingesetzt, um den Markt aufmerksam zu machen, und auf die wichtigsten Kritiken antwortete F. selbst prompt in Briefen an die Rezensenten. Umgekehrt wurden bestimmte Zeitungen aus diesen Werbemaßnahmen ausgeschlossen, weil sich Verlag und Autor keinen Erfolg versprachen.
„An die freiconservative ,Post‘ (hier in Berlin) bitt’ ich kein Exemplar zu schicken. Bei früherer Gelegenheit zu quatsch gegen mich gewesen!“ (23. 11. 1882 an W. Friedrich; Hervorhebung O. K.)
Die beigefügten Werbelisten betreffen „Schach von Wuthenow“. Insgesamt sind 31 Publikationsorgane in Preußen und Sachsen aufgeführt. Das ist insofern erstaunlich, als der geringe Erfolg des „Sturm“ und der „Grete Minde“ bereits Resignation auf seiten des Autors hervorgerufen hatte. An W. Hertz schreibt er: „Ich sah wieder mit Schaudern, welche Macht die Zeitungen haben. Und daneben haben sie wieder gar keine!“ (8. 9.1879). Obwohl sich im Einzelfall die Kritik der beiden kleinen Novellen freundlich angenommen habe, werde er froh sein müssen, „wenn sich die Auflage einigermaßen verkauft“ (an M. v. Rohr, Dez. 1880). Hatte Fontane seinen Start schlecht vorbereitet, wie M. Davidis (1982, Sp. 1396) im Hinblick auf die Buchverlage annimmt?
„Die verlegerische Zersplitterung des frühen Werkes kann dazu beigetragen haben, daß auch um 1890 ein wirklich bedeutender Erfolg Fontanes als Erzähler noch ausstand.“
Eine erste Bewerbung bei W. Hertz (1853) mit journalistischen Arbeiten scheiterte. Erst eine zweite führte 1858/59 zum Erfolg. Hertz blieb vorerst der Verleger der Balladen und der „Wanderungen“. Diese Zusammenarbeit bewährte sich beim Erstlingsroman; immerhin datiert der erste Vertrag aus dem Jahre 1865. Die Geduld des Verlegers reichte über einen Zeitraum von mehr als 10 Jahren.
Die ersten Differenzen waren geschäftlicher Natur, meint M. Davidis (1982, Sp. 1394). S. Schottlaender in Breslau bot für „L’Adultera“ ein höheres Honorar. Indes kann auch bezweifelt werden, daß es geschäftliche Zerwürfnisse waren, weil Hertz auch inhaltliche Einwände gegen die Ehebruchsgeschichte geäußert hatte. Auch bei „Schach von Wuthenow“ gab es neben geschäftlichen Gründen andere Gesichtspunkte. Der Verleger W. Friedrich in Leipzig war durch E. Engel auf Fontane aufmerksam gemacht worden, und deren gemeinsame Vorstellungen paßten durchaus in das neue Programm dieses Verlages, der schon bald zum Zentrum der naturalistischen Bewegung werden sollte. Die Krise der Beziehungen zu W. Hertz kann man mit M. Hellge eine erste große Krise des freien Schriftstellers nennen, wobei nicht vergessen werden sollte, daß Fontanes erste Erfahrungen bei der „Eisenbahn“ (in Leipzig) und danach (in Dessau und Berlin) es erlauben würden, von einer ersten Krise zu sprechen (vgl.