Heft 
(1985) 40
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fragen und diese wiederum mit bestimmten Verlagsprofilen z. Z. neuer Auseinandersetzungen zwischen der jungen Generation und den eher konservativ eingestellten älteren Schriftstellern, noch vor der Formierung der naturalistischen Gruppierung.

Wir sind über das sich ändernde Verhältnis zu F. Mauthner seit kurzem bestens informiert (Betz/Thunecke: Fontane-Blätter, Hefte 38 und 39 S. 509 ff.; S. 7 ff.).

Auch das Moment persönlicher Affinität oder Abneigung spielt in diesen Beziehungen eine Rolle. Aber so wie Fontane und Engel sich beim Thema Nationaler Roman verstehen, konnten sich Fontane und Mauthner später verständigen, als die Fronten klarer waren (Betz/Thunecke 1984, S. 513). Gleichzeitig beweisen diese Briefe, daß sich F. in erklärtem Gegensatz zu den Erfolgsautoren der Trivialliteratur weiß. Er zählt sich nicht zu den 40.000-Männern (eine Anspielung auf J. Wolff; vgl. Keiler 1980, S. 609 f.; vgl. a. Schultze 1977, S. 32 f. u. S. 37). Das Netz von Verknüpfungen, das hier sichtbar wird, umfaßt mehrere Bereiche (Ebenen).

Mindestens vier (4) solcher Teilprozesse lassen sich unterscheiden und zusammenfügen: schriftstellerische Arbeiten (hier: verkürzt auf Prosa), die Rezensions- und Kritikertätigkeit Fontanes, die unter speziellem Aspekt als poetologische Selbstverständigung aufgefaßt werden kann, darin eingeschlossen: die Suche nach Stoffen und Konfliktlösungen für das eigene Werk (hier exemplarisch:LAdultera), schließlich Besonderheiten der Gesellschaftsentwicklung, die den weiteren Rahmen für die tatsäch­lichen Vorstöße (und Verhaftungen im trivialen Bereich) bilden. Ohne umfassend darlegen zu können, soll eine solche Konstruktion doch als Skizze vorgeführt werden.

Noch während der Abschlußarbeiten anVor dem Sturm wurde 1878 anGrete Minde (bis 1880),Ellernklipp (1878-81) gearbeitet - gleich­zeitig sind Entwürfe und erste Kapitel fürSchach von Wuthenow und LAdultera belegt. Im Hinblick auf die Debatte um einen zeitgenös­sischen Berliner Gesellschaftsroman stehtAllerlei Glück im Zentrum dieses Feldes. Das gilt für den erzählerischen Neuansatz, Genrefragen wie auch neue satirische Momente des Gesellschaftsbildes. Es genügt nicht, an die entsprechenden AbschnitteUnsere regirende Klasse (vgl. Fontane - Hanser I, 7 1984, S. 271 ff.) zu erinnern. Der Prozeß reicht tief hinein in alle Arbeitsphasen dieses Entwurfes (vgl. Petersen 1929). Von solchen Textpassagen führen Spuren zuSchach von Wuthenow und über die Stichworte Veräußerlichung oder Bourgeoistum auch ins Zentrum des ersten Romans zurück wie voraus zuLAdultera.Solange wir nicht gelernt haben, auf Sternen zu gehen (ebda, S. 270), leitet F. die neuen Passagen ein. Dies kann als direkter Bezug und Neuansatz gewertet werden.Allerlei Glück,Sidonie von Borcke,Schach von Wuthenow, Storch von Adebar fanden als Angebote an Karpeles/Westermann keine Gegenliebe (Konieczny 1978, S. 34 f.). Auch M. Windfuhr hat nachgewiesen, daß die nicht von Liebesthematik bestimmten Sujets in bestimmten Fami- lien-Zeitschriften zurückgestellt wurden. Eine grobe Sichtung weiterer Entwürfe (Fontane Hanser 1984) ergibt ein sehr vielgestaltiges Pano-

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